Jevpatorija will russisch sein, in Kongoussi brodelt es: Wie geht es weiter mit den Städtepartner­schaften? Für die Stadt stehen sie nicht zur Disposition. Aber die Begegnungen mit den Menschen dort werden schwieriger. Mal aus politischen Gründen und mal wegen der Sicherheitslage.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Im nächsten Jahr wird die Städtepartnerschaft zwischen Ludwigsburg und Jevpatorija 25 Jahre alt. In normalen Zeiten wäre das ein Anlass, Besuchspläne zu schmieden und gedanklich schon mal die Koffer zu packen. Aber die Zeiten sind aus Ludwigsburger Sicht nicht normal. Die Partnerstadt auf der Krim hat durch ein vom Westen nicht anerkanntes Referendum und die darauffolgende Annexion durch Russland quasi über Nacht ihre Nationalität geändert. Sie liegt nun nicht mehr in der Ukraine, sondern in Russland. Das macht die Sache kompliziert – zumindest für den Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec.

 

Die Städtepartnerschaft stehe für ihn und den Ältestenrat nicht zur Disposition, erklärt Spec. „Diese Frage hat sich nie wirklich gestellt“, sagt er. Wohl aber die, ob ein Besuch dort augenblicklich in die politische Landschaft passe. Der Ältestenrat wird nächste Woche über diese heikle Frage beraten. Denn die Stadt befindet sich im Spannungsfeld zwischen diplomatisch-politischen Erwägungen und dem Städtepartnerschaftsgedanken der Völkerverständigung. Und der zielt auf Austausch zwischen Menschen und setzt auf die persönliche Begegnung jenseits aller Klischees, Vorurteile und auch politischer Rahmenbedingungen.

Gemeinden haben eine eigene Rechtsstellung

Spec betont, dass Kommunen eine „ganz eigene Rechtsstellung haben“. Sie müssten sich an außenpolitische Empfehlungen nicht unbedingt halten. Zurzeit liegen die politischen Beziehungen zur Krim aber auf Eis. Auch wenn eine Einladung aus der Partnerstadt auf der Halbinsel am Schwarzen Meer vorliegt.

Einer, der erst vor Kurzem dort war und in Jevpatorija als Ehrenbürger jüngst sogar ein Bäumchen gepflanzt hat, ist der Ludwigsburger Stadtmusikdirektor Siegfried Bauer. Er ist einer, der die Partnerschaft zur damals russischen Stadt mit aus der Taufe gehoben hat. Er legt Wert auf die Feststellung, „dass ich jetzt nicht als offizieller Vertreter der Stadt gereist bin“. Der Dirigent des Sinfonieorchesters Ludwigsburg flog Ende Oktober mit einer Handvoll Musikern nach Jevpatorija. Natürlich, so erzählt er, habe auch dieser kleine Kreis im Vorfeld intensiv diskutiert, ob man das solle.