Das neue Einzelhandelskonzept der Stadt Ludwigsburg lenkt den Blick auf die Geschäfte in der Innenstadt und die Nahversorgung in den Ortsteilen – und das Breuningerland muss auf seine Erweiterung erstmal warten.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Niemand ist eine Insel. Dieser Sinnspruch gilt besonders, wenn man von Ludwigsburg aus auf die Verkaufsflächen schaut, die in den nächsten Monaten und Jahren in der Landeshauptstadt Stuttgart entstehen werden. Mit dem Milaneo-Areal am Hauptbahnhof und dem Gerberviertel kommen 100 000 Quadratmeter Verkaufsfläche dazu. Eine Entwicklung, die man in der Barockstadt natürlich mit Sorge betrachtet. „Das wird Auswirkungen auf die umliegenden Gemeinden haben“, prophezeit der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec.

 

Aber auch in der Kreisstadt selbst ist viel in Bewegung geraten. Mit der Wilhelmgalerie ist ein neues Zentrum entstanden. Die Wiederbelebung des Marstallcenters wird die Einkaufssituation in der Innenstadt verändern – während gleichzeitig das Breuningerland weiterhin Erweiterungswünsche hat. Um all das planerisch in Einklang zu bringen, hat die Verwaltung die Fortschreibung des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes in Auftrag gegeben. Der Gemeinderat hat es am Mittwochabend „zur Kenntnis genommen“, wie es in der Vorgabe heißt. Die Mehrheit des Rates wollte diese Formulierung, um das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben.

Das Gutachten zeigt Einflussmöglichkeiten der Stadt auf

Das Gutachten weist ausdrücklich auf die Einflussmöglichkeiten und Lenkungspflicht der Stadt hin, wenn sie eine funktionierende Balance herstellen will zwischen dem Einzelhandel in der Innenstadt, der Sicherung der Nahversorgung in den Stadtteilen und der Entwicklung von Fachmarktstandorten mit einem Sortiment, das in den Zentren nicht anzutreffen ist. Auf diesen drei Säulen fußt das Konzept, das Verwaltung und Gemeinderäten Leitplanken ihres Handelns aufzeigen soll.

Erarbeitet hat es die Gesellschaft für Markt- und Absatzförderung (GMA). Es ist eine Fortführung der Bestandsaufnahme von 2008. Ziel aller zukünftigen Weichenstellungen müsse sein, den zentrumsrelevanten Einzelhandel ausschließlich in der Innenstadt zu realisieren und dessen Ansiedlungen in den Randbezirken restriktiv zu handhaben. Die Nahversorgung in den Teilorten soll gestärkt werden. Das ist allen Fraktionen wichtig.

Nur punktuelle Branchendefizite

Für Widerspruch aus den Reihen des Rates sorgte die Ausweisung einer sogenannten Ergänzungsfläche nördlich der Schwieberdinger Straße. Dort befindet sich die Kleingartenanlage Frommannkaserne. „Das ist eine Klimaschneise“, protestierte Anita Klett-Heuchert (Grüne). „Wir wollen dort nicht den dritten oder vierten Baumarkt“, sagte Margit Liepins (SPD). OB Spec erklärte, dass mittelfristig nach einer erfolgreichen Verlegung der Kleingärten dort Arbeitsplätze der gewerblichen Wirtschaft geschaffen werden sollen.

Insgesamt attestiert das Konzept der Innenstadt nur „punktuelle Branchendefizite“, für deren Behebung die Flächen im Marstallcenter zur Verfügung stünden. Nach Ansicht von Stefan Holl und Rebecca Eizenhöfer von der GMA wäre in der Innenstadt Bedarf am Ausbau oder der Neuansiedlung von weiteren Geschäften im Bereich Kleidung, Schuhe, Sport, Wohnaccessoires, Elektro, Spielwaren, Garten- und Baumarkt. Hier kommt dann das Marstallcenter ins Spiel. Es kann nach Ansicht der Experten die notwendigen Flächen für die Umsetzung zur Verfügung stellen.

Zur Attraktivität gehören Parkplätze

Am zuverlässigsten punktet die Innenstadt gegenüber Einkaufszentren auf der grünen Wiese und gegenüber anderen Städten „über die Ausgestaltung eines attraktiven städtebaulichen Umfeldes“, heißt es in dem Bericht. Wichtige Faktoren sind dabei neben anderen die gute Erreichbarkeit und eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen. Weitere unverzichtbare Zutaten für den Erfolg sind nach GMA-Meinung zudem das gelungene Zusammenspiel von Einzelhandel und Gastronomie.

Zum Breuningerland findet das Gutachten klare Worte: es fungiere im Wettbewerb als Gegenpol zur Innenstadt, da es in einer dezentralen Lage den Einzelhandelsmix der Innenstadt biete. An eine Erweiterung sei deshalb erst frühestens 2020 zu denken, wenn das Marstallcenter am Markt besteht, in der Innenstadt „stabile Verhältnisse herrschen und Flächenanfragen mittelfristig nicht mehr beantwortet werden können“.