Die Diskussion über die Stadtbahn dreht sich im Kreis: Während der Ludwigsburger Oberbürgermeister von modernen Rapid-Bussen schwärmt, streiten sich die Räte weiterhin über Nieder- und Hochflur-Systeme.

Ludwigsburg - Ginge es nach dem Willen des Ludwigsburger Oberbürgermeisters, würden wohl schon bald zwischen Remseck und Markgröningen schmucke BRT-Züge verkehren. Das Kürzel steht für Bus-Rapid-Transit und benennt ein System, das ohne Schienen und ohne Oberleitungen funktioniert. „Das ist ein Konzept der Zukunft“, schwärmte Werner Spec und lud die Stadträte zu einer Besichtigungstour ins französische Metz ein, wo diese Elektrovehikel bereits fahren. Die Gemeinderatsdebatte über eine Stadtbahn für Ludwigsburg konnte er mit diesem Hinweis aber nicht verkürzen: Die Fraktionen stritten vor allem um die Vor- und Nachteile von Nieder- oder Hochflurwaggons.

 

Veraltetes System?

Es gebe in Ludwigsburg vor allem zwei Stellen, die den Planern einer möglichen Stadtbahn Kopfzerbrechen bereiteten: der Bereich am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) und der sogenannte Schillerdurchlass, sagte der Baubürgermeister Michael Ilk. Die Bahnunterführung in Richtung Weststadt sei schon jetzt zu eng, um dort Autos, Radfahrer und Fußgänger gleichberechtigt durchzulotsen, und die Fläche des ZOB reiche gerade aus, um dort eine Stadtbahnhaltestelle einzurichten. Damit aber wären alle Busse von dort vertrieben. Die Probleme seien geringer, wenn man in der Stadt Niederflurbahnen einsetzen würde. Die allerdings sind bekanntlich nicht kompatibel mit dem System der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB).

Die Stadt sollte sich nicht von vornherein an das „veraltete Hochflursystem der SSB“ binden, sagte der Stadtrat Markus Gericke. Ich finde es bedauerlich, dass wir uns von der Niederflurvariante schon verabschiedet haben.“ Nach Ansicht der Grünen-Fraktion müsse man weiterhin alle Möglichkeiten prüfen und die vorhandenen Kosten-Nutzen-Rechnungen kritisch prüfen. Gericke ist unzufrieden damit, dass der Kreis bei diesem Thema die Federführung übernommen hat, er forderte mehr Eigeninitiative von Seiten der Stadt. Reinhardt Weiss warf den Grünen vor, „Gesinnungsterror“ zu betreiben. „Das sind doch nur Wölkchen am Himmel“, sagte der Freie Wähler. Man sollte sich davon endlich verabschieden. „Sicher wäre ein Niederflursystem das Beste für Ludwigsburg, aber dafür gibt es keine Partner“, sagte Margit Liepins (SPD). Im Übrigen würden diese Partner langsam ungeduldig: Man dürfe die Geduld der Nachbargemeinden nicht überstrapazieren und sich nicht wundern, wenn diese demnächst ihre Entscheidung ganz ohne Ludwigsburg träfen, weil sich die Diskussion hier seit 2008 im Kreis drehe.

„Kein totes Pferd reiten“

„Man sollte kein totes Pferd reiten“, sagte der Oberbürgermeister. Er habe erst kürzlich wieder mit dem Landrat Rainer Haas geredet, der sich nur verwundert darüber geäußert habe, dass in Ludwigsburg noch immer über Niederflurbahnen diskutiert werde. „Anderswo werden die Konzepte schon wieder korrigiert“, sagte Spec mit Blick auf Karlsruhe, wo das Niederflursystem eingeführt wurde. Er wolle „nichts aus der Vergangenheit nehmen“, sagte der OB. Er möchte lieber auf ein Konzept der Zukunft setzen. Ein solches erkennt er im BRT-Prinzip, das die Firma Siemens entwickelt hat. So etwas Ähnliches gebe es schon länger, aber dank neuer, leistungsstarker Batterien könnten die Züge jetzt auch abgasfrei betrieben werden. „Das ist ein modernes System, das passt zu Ludwigsburg“, sagte Johann Heer (FDP).