Inklusion ist das Ziel, sagt Christof Mayer, wenn Studierende und Menschen mit geistiger Behinderung eine Wohngemeinschaft gründen. Auf der Karlshöhe will man ausprobieren, was im Miteinander möglich ist.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Ludwisgburg – - Das Angebot klingt verlockend: großes Zimmer mit Südausrichtung, Balkon und Garten. Auf der Karlshöhe soll im Studentenwohnheim eine Wohngemeinschaft von Studierenden und Menschen mit Assistenzbedarf entstehen. Der Leiter des Wohnheims Christof Mayer betreut sie.
Herr Mayer, wer darf denn einziehen in Ihre Wohngemeinschaft?
Es sollen vier Studierende und zwei Menschen mit Assistenzbedarf aus dem Bereich für Menschen mit einer geistigen Behinderung dort einziehen.
Auf was schauen Sie beim WG-Casting? Aufs Alter?
Das mit der Altersstruktur wird sich klären. Bei den Studierenden schauen wir darauf, dass sie Lust haben, in so eine Wohnform zu gehen. Das gleiche gilt auch für die Menschen mit Assistenzbedarf. Das ist eigentlich das Kriterium, das zählt.
Wie soll der Alltag in der WG aussehen?
Ganz normal, so wie in den anderen WGs im Studienwohnheim auch, wo die verschiedenen Bedürfnisse miteinander ausgehandelt werden. Damit die Menschen mit Assistenzbedarf sich besser ausdrücken können, gibt es ambulante Betreuung.
Sind dafür die Studierenden zuständig?
Nein. Sie haben keinerlei Unterstützungsfunktion. Ihre Bereitschaft besteht darin, einfach gemeinsam Leben zu gestalten.
Die Bewohner leben sehr unterschiedliche Leben: die Studenten gehen ein und aus, ihre Mitbewohner sind eingeschränkt. Passt das zusammen?
Das sind natürlich unterschiedliche Lebensrhythmen. Man muss schauen, wie die miteinander vereinbar sind. Für Schwierigkeiten gibt es Ansprechpartner. Aber zunächst setzen wir auf die Ressourcen, die vorhanden sind, und das unvoreingenommene Aufeinanderzugehen. Wir müssen schauen, ob es funktioniert, dass Studierende auf Grund ihres Studienendes kommen und gehen und die anderen Bewohner bleiben. Da stellt sich die Frage, wie es ihnen damit geht.
Gibt es im Voraus Regeln, die gelten?
Nein. Von uns gibt es keine Vorgaben. In den bereits vorhandenen 22 Wohngemeinschaften des Wohnheims haben sich ganz unterschiedliche Kulturen entwickelt. Das muss hier auch geschehen.
Was ist das Ziel der WG?
Es geht um die Teilhabe am Leben. Inklusion ist ein wichtiges Thema. Wir versuchen auszuloten, was wir dazu beitragen können.
Sie können auf Erfahrungen im Altenbereich zurückgreifen.
Die Wohngemeinschaft im Altenheim läuft seit Oktober. Dort wohnen fünf Studentinnen. Da haben wir durchweg positive Erfahrungen, da die jungen Leute sehr offen auf die alten Menschen zugehen. Das gilt auch umgekehrt. Aber wenn die Senioren reden wollen und die Studierenden weitermüssen, geht es schon auch immer wieder um die Frage: Wie grenze ich mich ab? Wie bleibe ich trotzdem freundlich? Solche Lernprozesse zu ermöglichen, ist durchaus Sinn und Zweck des Ganzen. Das gilt auch für die geplante WG. Wie gehe ich mit Menschen um, die eine andere Form haben, sich auszudrücken?