Die Stadt und der Förderkreis Burkina Faso wollen den Ludwigsburgern ihr Hilfsprojekt näher bringen. Das Land gilt als eines der ärmsten der Welt. Aktuell ist es von Hunger und Terror bedroht.

Ludwigsburg - Fluchtursachen bekämpfen! Seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 ist diese Absichtserklärung zu einer beliebten Floskel bei Politikern aller demokratischen Parteien geworden. Viele Taten scheinen der Aufforderung nicht gefolgt zu sein. Ludwigsburgs Oberbürgermeister Werner Spec widerspricht dieser Darstellung: Für die große Bühne möge das zutreffen, im Kleinen aber tue sich viel. Seit zwei Jahren unterstütze die Bundesregierung zum Beispiel die Kommunen bei Hilfsprojekten. „Das mag nur punktuell sein, aber das ist konkrete Hilfe“, sagt Spec. Dass das viel bewegen könne, habe er eben erst auf einer Reise ins afrikanische Burkina Faso erfahren können.

 

Getreidemühlen verändern das Leben

Der vor zehn Jahren von Altbürgermeister Otfried Ulshöfer gegründete Ludwigsburger Förderkreis Burkina Faso hilft vor allem Menschen in der Stadt Kongoussi. Nachdem dort zunächst mit Spenden aus Ludwigsburg eine Berufsschule sowie ein Krankenhaus eingerichtet worden waren, kümmert sich der Förderkreis seither gemeinsam mit der Stadt und deren französischer Partnerstadt Montbéliard um die Trinkwasserversorgung sowie die Trockenlegung eines großen Sees, von dem die ganze Region abhängig ist.

Die obersten Ziele des Hilfsprojekts seien Bildung und die Ankurbelung einer eigenen Wirtschaft an Ort und Stelle, sagte der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Angesichts der Lebensbedingungen in Burkina Faso, das als eines der ärmsten Länder der Welt gilt, bedeute schon der Besitz einer motorbetriebenen Getreidemühle einen Sprung in eine völlig neue Lebensqualität, sagte der Oberbürgermeister, der erstmals nach Kongoussi gereist ist. „Wir waren mit der Delegation da, um neue Brunnen einzuweihen“, erzählte Spec. Das bedeute nicht nur, dass die Dorfbewohner nicht mehr länger ihr Wasser aus mehrere Kilometer entfernten Tümpeln schöpfen und herschleppen müssten, sondern auch, dass sie nun sauberes Trinkwasser hätten.

Islamismus wird zur Gefahr

Jetzt droht eine Hungerkatastrophe, weil 2017 ein Großteil der Ernte wegen einer in Burkina Faso nicht gekannten Dürre zerstört wurde. Außerdem droht der Terrorismus vom Nachbarland Mali überzuschwappen. Darum musste die Delegation aus Ludwigsburg erstmals von bewaffneten Soldaten begleitet werden.

„Um den Ludwigsburgern, die noch nie in Afrika waren, einen Eindruck zu geben, werden wir eine burkinische Hütte aufbauen“, sagte Saliou Gueye, der Koordinator für die kommunale Entwicklungszusammenarbeit. Im April soll die Hütte in der Nähe des Rathausplatzes (beim Cluss’schen Biergarten) aufgebaut werden und die Bürger über den Alltag der Menschen in Kongoussi als auch die Projekte im Rahmen der Klimapartnerschaft von Ludwigsburg und Montbéliard informieren.