Die Ludwigsburger Stadträte streiten über den Standort für eine zweite Gemeinschaftsschule. Ein Lokaltermin soll die Entscheidung bringen.

Ludwigsburg - Bis 2014 war klar: die neue Ludwigsburger Gemeinschaftsschule (GMS) gehört auf den Innenstadtcampus. Inzwischen sehen das viele Stadträte kritisch: sie plädieren für mehrere, über die Stadt verteilte Schulstandorte. Die Idee, Schulen lokal zu bündeln, habe ausgedient, meinte etwa Armin Haller (Grüne) in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Aber auch Christ- und Sozialdemokraten möchten, dass die Wünsche von Eltern und Lehrern stärker als bisher berücksichtigt werden.

 

Werkrealschule wird aufgelöst

Losgetreten wurde die neuerliche Debatte, die den Ersten Bürgermeister Konrad Seigfried nach eigenem Bekunden erstaunt hat, durch den Ansturm auf die Gemeinschaftsschule und den Wunsch der Eglosheimer, die Hirschbergschule in eine Gemeinschaftsschule umzuwandeln. Für den ersten Jahrgang der neuen GMS, die im Herbst im Gebäude der ehemaligen Pestalozzischule öffnen wird, liegen 134 Anmeldungen vor. „Damit sind wir fast sechszügig“, sagte Daniel Wittmann vom Fachbereich Bildung und Familie.

War vor drei Jahren noch mit einer dreizügigen Gemeinschaftsschule geplant worden, wird sie nun mit fünf Jahrgangsklassen starten. Das aber heißt, dass das Gebäude an der Ecke Alleen- und Seestraße schon im Schuljahr 2017/18 am Ende seines Fassungsvermögens sein wird. Die Verwaltung hat deshalb die Oststadtschule als zweiten Standort für eine Gemeinschaftsschule ins Spiel gebracht. Daraufhin aber hat sich die Schulleitung der Hirschbergschule gemeldet: Die Eglosheimer Werkrealschule hat nicht mehr genug Anmeldungen, um im Herbst eine Klasse zu bilden. In den frei werdenden Räumen könnte eine zweizügige Gemeinschaftsschule unterkommen.

Um diesem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, waren sehr viele Eltern, Lehrer und Mitglieder des Stadtteilausschusses Eglosheim als Zuhörer zur Sitzung ins Rathaus gekommen. Anders als die übrigen Stadträte, die zumindest vorsichtig formulierten, zeigte sich die Grüne Elfriede Steinwand davon unbeeindruckt: „Ich sehe schwarz für Eglosheim“, sagte sie und löste damit viele Unmutsäußerungen aus. „Das Bildungszentrum West ist der bessere Standort für die Gemeinschaftschule. Die Werkrealschulen werden sich sowieso von selbst erledigen.“

Hubertus von Stackelberg (SPD) rügte Steinwand daraufhin dafür, dass sie „über die Werkrealschulen herzieht“. Claus-Dieter Meyer (CDU) gab den Grünen eine indirekte Mitschuld am Niedergang der Werkrealschulen. Seit der Übernahme der Regierung in Stuttgart hätten sie diese Schulform kaputt geredet. Von Stackelberg wie Meyer plädierten für eine gründliche Prüfung möglicher Standorte für die Gemeinschaftsschule – „auf der Basis verlässlicher Zahlen.“ Dem schlossen sich die Freien Wähler und Die Linke an. „Man darf die Standorte nicht gegeneinander ausspielen“, sagte Oliver Kube (Linke).

Gegen den Zentralismus

Die Verwaltung hatte eine Kalkulation vorgelegt, in der sowohl die Schülerzahlen als auch das Raumangebot an der Oststadt- und der Hirschbergschule gegenüber gestellt wurden. Diese Zahlen sprächen für die Oststadt. Gabriele Moersch (Freie Wähler) argwöhnte, der Gemeinderat solle damit in eine vom Fachbereich favorisierte Richtung gedrängt werden. Sie plädierte für Vororttermine. „Wir sollten uns das einmal ansehen, um einen Eindruck davon zu bekommen.“ Seigfried erklärte sich dazu bereit. Der Gemeinderat wird voraussichtlich im Herbst die Oststadt- als auch die Hirschbergschule besuchen und erst danach entscheiden.

Für Haller ergibt sich damit auch eine Chance auf grundsätzliche Korrekturen: Die zentralistische Schulpolitik sei eine Sache des alten Gemeinderats gewesen, meinte der Grüne. „Der Innenstadtcampus ist eine schicke Sache, aber die Menschen leben draußen in den Wohnbezirken.“ Das System habe „eine Unwucht“, meinte auch von Stackelberg. Ludwigsburg müsse da gegensteuern.