Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Im Moment schreibt Lieb die Kriegsbriefe des Bissinger Pfarrers Siegfried Oesterle ab, die er an seine Frau schrieb. Doch längst tippt Lieb nicht mehr nur ab, sie sortiert die Briefe nach Themen, hat den Atlas parat und schlägt in anderen Werken zur Zeitgeschichte nach. Wenn sie etwas genau wissen will, scheut sie sich auch nicht, Experten zu kontaktieren. So wie neulich zum Krieg in Osteuropa. Jörg Barberowski, Professor an der Berliner Humboldt-Universität und Leipziger Buchpreisträger, antwortete prompt. Christa Lieb frisst sich durch die Geschichte, weil sie verstehen will. Dieser ansteckenden Neugierde, die sie durch ihre vielen Projekte trägt, kann sich offenbar niemand entziehen. Christa Lieb ist einfach authentisch. Das ist die Stärke der Autodidaktin ohne Berührungsängste..

 

Beim projekt Spurensuche sprang der Funke über

Und so laufen in ihrem Arbeitszimmer in Schlösslesfeld viele Fäden zusammen. Siegfried Oesterle ist einer davon. Beim Projekt Spurensuche der zehnten Realschulklasse in Bietigheim sollten die Schüler dem Schicksal der Vermissten der örtlichen Gedenktafel nachgehen. Der Deutschlehrer Eugen Marx betreut das Projekt seit Jahren. Christa Lieb unterstützt die Schüler bei den Recherchen. Yannik Müller wählte Siegfried Oesterle. Im Internet fand er viele Oesterles – und kontaktierte alle. Der Gießener Uniprofessor Günter Oesterle war schließlich der richtige. Als er Anfang des Jahres in den Unterricht nach Bietigheim kam, empfanden das nicht nur Eugen Marx, Yannik Müller und Günther Oesterle als ganz besondere Deutschstunde.

Christa Liebs Neugierde hatte einmal mehr andere in ihren Bann gezogen und beflügelt. Und ihr selbst hat sie ein neues Projekt beschert: die Briefe Siegfried Oesterles. Es wird gewiss nicht ihr letztes sein.