Die Ludwigsburger Stadträte haben den Einstieg in eine künstlerische Gestaltung des Synagogenplatzes beschlossen. Im Zentrum des Entwurfs stehen Koffer mit den Namen der ermordeten Juden.
Ludwigsburg - Seit vier Jahren legt der Arbeitskreis Dialog „den Finger auf die Wunde“, nun soll die historische Schuld an der Vernichtung der Juden durch ein Mahnmal am Platz der ehemaligen Synagoge beglaubigt werden. Kurz vor dem Gedenken an die Pogromnacht 1938 hat der Ludwigsburger Bauausschuss einer Neugestaltung der Freifläche an der Alleenstraße zugestimmt. Allerdings werden fürs Erste nur 120 000 Euro dafür bereitgestellt. Das reiche nicht für eine künstlerische Ausgestaltung, sondern höchstens für die Planung eines Denkmals, sagt Konrad Seigfried. Der Erste Bürgermeister hofft auf Geld von Stiftungen und Sponsoren.
Von 38 Konzepten, die vom Arbeitskreis Synagogenplatz sowie von Schulklassen vorgeschlagen worden sind, soll nun eines weiterentwickelt werden. Ein zentrales Gestaltungsmotiv dieses Entwurfes sind einige Dutzend Koffer, die mit den Namen sowie den Geburts- und Todesdaten der ermordeten Ludwigsburger Juden versehen werden. Seigfried betrachtet die Koffer als emotionale Elemente, die helfen, den Platz lesbar zu machen. Bisher werde die Freifläche meist gedankenlos durchschritten, künftig sollen die Passanten wahrnehmen können, dass dort schreckliche Verbrechen ihren Ausgang genommen haben.
Der Grundriss bleibt sichtbar
„Die konkrete Gestaltung ist noch völlig offen, und die Kosten dafür sind unbekannt“, sagt Volker Henning vom Fachbereich Bürgerschaftliches Engagement. Allerdings hat der Arbeitskreis vorgeschlagen, die Bäume am Synagogenplatz zu fällen. Der Parkcharakter sei den grausamen Taten, an die erinnert werden soll, nicht angemessen. Als einziges Strukturmerkmal soll am Boden der Grundriss des einstigen Gotteshauses sichtbar bleiben.
Doch daran scheiden sich die Geister. Bei allem Lob für das Engagement der Bürger, „dass die Bäume weg sollen, gefällt uns gar nicht“, sagt die Freie Wählerin Gabriele Moersch. „Mir persönlich tut es leid um die Bäume“, meint Elfriede Steinwand von den Grünen. Die fraktionslose Stadträtin Edeltraud Lange möchte die Bäume erhalten, aber die Koffer verhindern. Sie glaubt, die Symbole könnten von Kindern als Spielgeräte missbraucht werden. Wenn schon die Bäume auf dem Platz weichen müssten, sollte wenigstens eine Reihe als Trennlinie zur benachbarten Bank gepflanzt werden, meint Johann Heer (FDP).
Ein Platz mit Pfützen
Auch die Verwaltung wünscht sich einen baumlosen Platz – jedoch aus Kostengründen. „Es gibt bauliche Mängel, der Grund dort ist zu stark verdichtet“, sagt Seigfried. Damit die Pflanzen überleben könnten, müsse man sie regelmäßig mit viel Aufwand aufpäppeln, das komme schon bisher sehr teuer. „Allein die Erhaltung der Bäume würde uns weit über 100 000 Euro kosten“, sagt der Bürgermeister. Bisher handle es sich nur um „einen Platz mit Pfützen“, sagt Henning. Vorrangig sei es daher, ihn trockenzulegen. Das sei auch darum wichtig, weil er einen Stromanschluss bekommen wird. Die Erinnerung soll sich nicht auf ein Denkmal beschränken, sagt Jochen Faber von der Initiative Dialog Synagogenplatz. Geplant seien viele Veranstaltungen sowie Führungen von Schulklassen. An elektronischen Displays sollen jederzeit ergänzende Daten zu den ermordeten jüdischen Mitbürgern abrufbar sein.