Ludwigsburg will die Schadstoffwerte in der Luft an der Messstelle Friedrichstraße drücken. Die Deutsche Umwelthilfe spricht von „kosmetischen Symbolmaßnahmen“. Stadträte dagegen betonen, man müsse alles tun, um die Gesundheit der Anwohner zu schützen.

Ludwigsburg - Ist es bloßer Aktionismus oder gelingt damit der Durchbruch? Die Städte Ludwigsburg und Stuttgart setzen auf große Filteranlagen, die möglichst viel Feinstaub und Stickoxide rund um die offiziellen Luftmessstellen wegsaugen sollen. Ziel ist es, ein Fahrverbot für Diesel zu verhindern. Dazu ist es nötig, die Werte bei Stickoxid unter die kritische Marke von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter zu drücken. Die Deutsche Umwelthilfe spricht von „kosmetischen Symbolmaßnahmen“, Ludwigsburger Stadträte meinen, jeder Versuch sei gut, wenn man damit etwas für die Gesundheit der Anwohner tun kann.

 

Die Bürger zahlen – nicht nur mit der Gesundheit

„Der Vorschlag mit den Luftfiltersäulen zeugt von Verzweiflung“, sagt Dorothee Saar, die Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe in Berlin. „Die Autohersteller müssen dazu verpflichtet werden, die Fahrzeuge mit betrügerischer Abgasreinigung so zu reparieren, dass sie auf der Straße sauber sind. Schließlich muss die Luft überall sauber sein, nicht nur um die Messstationen herum.“ Verantwortungsvolle Politik nehme die Hersteller in die Pflicht, nicht die Bürger. So aber zahlten nur die Bürger – „mit ihrer Gesundheit und ihren Steuergeldern“.

Seit drei Monaten stehen 17 von der Firma Mann+Hummel entwickelte Filtersäulen am Stuttgarter Neckartor, und die ersten Ergebnisse stimmen die Hersteller optimistisch: Die Filter hätten bis zu 40 Prozent der Schadstoffe aus der Luft geholt, sagt Jan-Eric Raschke, der bei der Ludwigsburger Firma dafür zuständig ist. Darum sollen nun auch in Ludwigsburg rund um die Messstation an der Friedrichstraße 23 dieser Säulen aufgestellt werden. „Wir müssen alles tun, um Fahrverbote zu verhindern“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec.

Teure Filtertechnik

Elga Burkhardt, Lubu-Stadträtin und Vorsitzende des BUND-Ortverbands, schrecken die Kosten. „Ich gönne es den Bewohnern der Friedrichstraße natürlich, wenn die so zu einer besseren Luft kommen“, sagt Burkhardt. Trotzdem hält sie Investitionen in einen verbesserten öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) für sinnvoller.

Nach Aussage der Stadt werden die Filter 800 000 Euro kosten – inklusive Installation und Wartung für vier Jahre. „Die Kosten tragen das Land, die Stadt und die Firma Mann+Hummel zu gleichen Teilen“, sagt eine Stadtsprecherin. Wann sie installiert werden, steht noch nicht fest.

Es kommt auf die Juristen an

„Ich denke, der Oberbürgermeister wird sie möglichst bald haben wollen“, sagt der Grünen-Stadtrat Michael Vierling zum möglichen Termin, Denn im Lauf des Jahres droht ein Gerichtsverfahren wegen möglicher Fahrverbote, nachdem auch in Ludwigsburg die Grenzwerte mehrere Jahre in Folge weit überschritten wurden. „Und die Verwaltungsjuristen wollen konkrete Zahlen“, meint Vierling. Würden die Werte etwa nur auf 39 Mikrogramm pro Kubikmeter gesenkt, würde das wohl kaum überzeugen. Dennoch müsse im Interesse der Anwohner alles versucht werden. Allerdings dürfe darüber nicht aus dem Blick geraten, dass damit die Ursache nicht beseitigt sei, sagt Vierling. Nach wie vor sei die Automobilindustrie gefordert.

Erfolgloser Test mit Filtern vor 15 Jahren

In Bezug auf die Verminderung des Feinstaubs in der Luft ist Dieter Seipler skeptisch. „Wir haben das vor etwa 15 Jahren schon einmal mit einem Filter an der Friedrichstraße versucht“, sagt der ehemalige Manager von Mann+Hummel, der aktuell den Protest gegen Dieselfahrverbote in Ludwigsburg anführt. „Ich glaube schon, dass die Filter wirken“, sagt er, „aber wir haben es hier nicht mit einem geschlossenen Raum zu tun.“ Der Effekt werde im offenen Raum wohl nicht so groß sein. „Wir haben damals unseren Versuch deshalb wieder abgebrochen“, sagt Seipler.