Das Ludwigsburger Tierheim hat Millionen geerbt und könnte damit seine Gebäude erweitern und sanieren. Doch dafür fehlt ein Grundstück.

Ludwigsburg - Von wegen Geld löst alle Probleme. Der Ludwigsburger Tierschutzverein hat Millionen geerbt und kann sie nicht ausgeben, denn die Erbschaft ist mit einer Auflage verbunden: Sie darf nur für Neubaumaßnahmen verwendet werden. So haben es die Erblasser, ein Ditzinger Geschwisterpaar und ein Mann aus Kirchberg/Murr, bestimmt. Doch für Neubauten fehlt der Platz.

 

Das Tierheim würde den Wunsch der Erblasser nur zu gerne erfüllen, denn der Platz für die mehr als 400 Tiere, die das Heim zurzeit beherbergt, ist zu knapp. Gebraucht werden neue Unterkünfte und mehr Auslauf. Doch für eine Erweiterung braucht das Tierheim ein größeres Grundstück. Das Problem: im Osten liegt ein Sportplatz und im Süden begrenzt eine Straße das Gelände. Das Grundstück im Westen gehört der Stadt und ist im Bauplan seit Langem für eine Geflügelzuchtanlage vorgesehen, die zurzeit niemand bauen will. Nun muss im Herbst der Bauausschuss beraten, ob die Stadt das Grundstück dem Verein zur Verfügung stellen soll. Falls ja, müsste der Gemeinderat den Bebauungsplan ändern. Frühestens Anfang 2013 werde man klarer sehen, sagt der Baubürgermeister Hans Schmid.

Der Verein würde gern das Grundstück des Nachbarn kaufen

Es sei denn, es ließe sich eine Lösung für die Nordseite des Tierheims finden. Dort wohnt der Nachbar Andreas Holzwarth, dessen Grundstück der Tierschutzverein gerne kaufen würde. Doch die beiden Parteien haben schon seit einiger Zeit Differenzen: Holzwarth stört der Lärm im Tierheim, insbesondere das Hundegebell. Ein Freilaufgehege für Katzen und Hunde konnte nicht fertig gebaut werden, weil er Widerspruch einlegte. Ein Gutachter hatte den zu erwartenden Lärmpegel nur für weiter entfernt liegende Häuser berechnet. Die Baugenehmigung wurde nach Holzwarths Beschwerde zurückgezogen.

Darüber, ob er bereit wäre, sein Grundstück zu verkaufen, will sich Andreas Holzwarth zurzeit nicht äußern. Nur so viel: „Das wäre möglicherweise eine Option, die der Stadt ganz recht wäre.“ Aber seiner Mutter und ihm gefalle es dort. „Außerdem habe ich hier mein Geschäft“ – Holzwarth handelt mit Eiern und plant, wie bereits vor einigen Jahren wieder Hühner zu halten. Als die Familie 1970 an den Kugelberg zog, war das Tierheim noch im Bau. Und jetzt hängt Frau Holzwarth an ihrem Haus. „Wir haben uns das hier zusammengespart. Das gibt man nicht so einfach auf“, sagt sie.

Vor allem der Lärmschutz ist ein Streitpunkt

Andreas Holzwarth wäre es am liebsten, das Heim würde in den Lärmschutz investieren. Eine Erweiterung des Tierheims sieht er dagegen kritisch. Er rechnet damit, dass dann noch mehr Hunde auf dem Gelände untergebracht werden. Holger Blinzinger, der Vorsitzende des Tierschutzvereins, versichert, das werde nicht passieren. Es gehe einfach darum, mehr Platz zu schaffen, auch um die bestehenden Gebäude zu sanieren. „Das kann man nur, wenn man die Tiere ausquartiert.“ Er erwartet keine höhere Lärmbelastung für die Holzwarths, im Gegenteil: „Eine Westerweiterung würde sehr dazu beitragen, dass der Lärm gemindert wird. Das würde die Nachbarn natürlich entlasten.“ Allerdings kommt der Nachbar im Idealszenario des Tierheims ohnehin nicht mehr vor. „Das Beste wäre natürlich, beide Grundstücke zu kaufen – das im Westen und das im Norden“, sagt Blinzinger.

Die Stadt, sagt der Baubürgermeister Hans Schmid, versuche schon seit Längerem, zwischen den Parteien zu vermitteln, die auch wegen anderer Streitpunkte nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Doch das sei schwierig, zumal eines klar sei: „Eine der beiden Seiten muss Federn lassen – aber besser nicht die Tiere.“ Denn das Tierheim habe eine wichtige Funktion, und es müsse nun mal wachsen. „Da kommen sich menschliche, tierische und baurechtliche Interessen ins Gehege“, sagt Schmid.

Der Tierschutzverein steht derweil unter Zeitdruck. Denn eine der Erbschaften unterliegt einer zeitlichen Befristung. Wenn der Ludwigsburger Verein nicht bis Ende des Jahres 2015 mit dem Bauen beginnt, verliert er die Hälfte des Geldes an seinen Dachverband.