Der Ludwigsburger Baubürgermeister sieht eine Einigung in greifbarer Nähe, die Nachbarn widersprechen: Es gebe Gespräche, aber noch immer keine verlässlichen Zusagen von seiten der Stadt.

Ludwigsburg - Wo der Baubürgermeister Michael Ilk „Licht am Ende des Tunnels“ sieht, wie er dem Bauausschuss versicherte, erkennen Hermann Schneider und Volker Sachse nur Grau in Grau. Das einzige, was vorangehe, sei der Bau der Grundschulmensa an der Gartenstraße, so die beiden Nachbarn. Im Streit um Schadenersatzforderungen habe sich die Stadt nicht auf sie zu bewegt. Zufriedenstellende Vorschläge, wie der seit mehr als anderthalb Jahren schwelende Konflikt beigelegt werden könne, gebe es bislang nicht.

 

Vertrauensbildende Maßnahmen

Tatsächlich habe sich die Kommunikation in der Streitsache Grundschulmensa „etwas verknotet“, sagt Ilk. Nicht zuletzt darum aber habe sich die Stadt um „vertrauensbildende Maßnahmen“ bemüht und etwa auf eine geplante Rampe für Rollstuhlfahrer verzichtet. „Wir haben das letzte Bauteil an der Grundschulmensa nicht realisiert und hier einen Grünstreifen am Grundstück zum Haus Nummer 12 bestehen lassen“, sagt Ilk. Der barrierefreie Zugang zum Gebäude werde vorerst über ein Provisorium erfolgen.

Im Übrigen habe er nach einem Gespräch mit diesem Nachbarn – Hermann Schneider – sehr wohl den Eindruck gewonnen, einen kleinen Schritt weiter gekommen zu sein, sagt der Bürgermeister. Er habe ihm zugesichert, dass die Messungen im Erdreich noch bis zu drei Jahre lang fortgesetzt werden. „Es ist unstrittig, dass die Stadt für die Schäden an den Gebäuden aufkommt“, sagt Ilk. Den Wunsch Schneiders jedoch, jetzt noch einmal eine Firma mit einer Verfestigung des Untergrunds zu beauftragen, lehnt er ab: „Das ist nicht nur sehr teuer, das ist auch riskant“, sagt der Bürgermeister. Nach seiner Einschätzung habe sich der Boden mit dem Abschluss der Rohbauarbeiten an der Mensa verfestigt, es gebe nur noch minimale Setzungen.

Nach allem, was seit Oktober 2013 passiert sei, misstrauten sie der Stadt, sagen beide Nachbarn. „Ich wäre schon froh, wenn mal jemand von der Stadt käme, und sich die Schäden in meiner Werkstatt anschauen würde“, meint der Schreiner Sachse. „Ich möchte nicht warten, bis etwas Irreversibles an meinem Haus passiert ist“, sagt Schneider. Kurz nach Pfingsten seien der Baubürgermeister und zwei Mitarbeiter bei ihm zu Gast gewesen. Vergangene Woche habe es erneut ein Gespräch gegeben, sagt Schneider: „Aber für mich endete bisher alles ergebnisoffen.“

Rechtliche Schritte

Wenn schon der Untergrund nicht mehr nachträglich verfestigt werde, so sollte doch wenigstens ein unabhängiger Sachverständiger hinzugezogen werden, der Klarheit schaffen könnte, ob mit weiteren Verschiebungen zu rechnen sei, sagt Schneider. Ein Idee, die auch der Baubürgermeister gut findet. Aber es gebe da einen Haken: „Wir finden keinen Gutachter, der bereit wäre, eine hundertprozentige Aussage auf die Zukunft zu machen.“

Die Mensa soll im Oktober eingeweiht werden. Die Nachbarn befürchten, dass ihre Sorgen danach überhaupt nicht mehr erhört werden. Darum haben sie rechtliche Schritte eingeleitet. „Uns wäre eine gütliche Einigung lieber“, sagen Sachse und Schneider. Aber so lange sie nichts in der Hand hätten, bleibe ihnen keine Wahl.

Baustopp wegen Bauschäden

Pfahlbau
Im Oktober 2012 ist der Bau der Mensa Gartenstraße beschlossen worden. Trotz einer sich abzeichnenden Teuerung von zwei Millionen Euro. Sie sind den viel kritisierten Standards beim energetischen Ausbau, aber auch dem problematischen Untergrund dort geschuldet. Wegen des instabilen Bodens musste eine Pfahlgründung vorgenommen werden.

Risse
Zum Konflikt mit den Anwohnern rechts und links der Mensa kam es kurz nach Baubeginn. Als die Baugrube im Oktober 2013 ausgehoben wurde, neigten sich die Nachbargebäude zum Teil um bis zu 3,6 Zentimeter. Außerdem zeigten sich tiefe Risse in den Wänden. Die Geschädigten erwirkten im Januar 2014 gerichtlich einen Baustopp.

Gutachter
Im Mai 2014 legten die Nachbarn eine eigene Rechnung vor: ein Gutachter hatte die Schäden an den Häusern auf mehr als 250 000 Euro geschätzt.