Im Inneren des Ludwigsburger Marstallcenters werden die Shops abgerissen – draußen müssen Bäume, Asphalt und Beton weichen.

Ludwigsburg - Wer daran gezweifelt hat, dass dem jahrelangen Reden um das Marstallcenter irgendwann auch einmal Taten folgen würden, wird überrascht sein: Die Vorarbeiten zum Umbau laufen auf Hochtouren, das marode Einkaufszentrum wird von allen Seiten in die Zange genommen. Im Innern wüten 40 Arbeiter, die der Investor ECE beauftragt hat, vom Norden her rücken Mitarbeiter der Stadt mit Baggern und Motorsägen auf das Gebäude vor. Die Mieter in den Wohntürmen müssen sich wohl oder übel damit arrangieren.

 

„Für uns sind es drei solitäre Bereiche“, erläutert Clemens Kanthak, der als Projektleiter den Abriss und den Umbau betreut, „das ehemalige C&A-Gebäude, die Ladenpassage und der Teil, in dem Karstadt gewesen ist.“ Der Auftrag laute: alles entkernen bis auf die Wände. Entsprechend viel Glas, Beton und Kunststoff sind bereits zertrümmert. Aus Sicherheitsgründen kann aber nicht einfach nur alles abgerissen, es muss auch einiges aufgebaut werden: So zum Beispiel eine große, wenn auch nur provisorische Brandschutzwand.

Im ehemaligen Karstadt ist Asbest verbaut worden

Während im Abschnitt C&A und in der Ladenpassage enorm schnell gearbeitet wird, musste im Karstadtgebäude das Tempo rausgenommen werden. Decken und Wanddämmung können nicht einfach abgeschlagen und zertrümmert werden, hier ist Vorsicht geboten, weil beim Bau 1974 Asbest eingearbeitet worden ist. Eine Spezialfirma ist deshalb dabei, die krebserregenden Giftstoffe zu entsorgen. „Insgesamt werden im Center 2500 Quadratmeter Wand abgebaut“, sagt Kanthak.

Seit Montag roden Mitarbeiter der Stadt den Mittelstreifen der Charlottenstraße, im Kreuzungsbereich von Charlotten- und Bietigheimer Straße bis zur Bauhofstraße ist der Asphalt bereits abgebrochen. Insgesamt sind 22 Bäume gefällt worden; die Stadt versichert, dass an deren Stelle später 30 neue gepflanzt werden. Die Rodung sei nötig, weil die Zufahrt zur Tiefgarage anders geordnet und die nördliche Außenanlage am Center grundlegend umgestaltet wird. Für die Öffentlichkeit ist die Garage gesperrt, nur Mieter des Marstallcenters dürfen weiterhin einfahren. Von kommendem Montag an wird für sieben Wochen die Charlottenstraße auch zwischen Postgässle und B 27 komplett gesperrt. Der Kinderspielplatz Bauhofstraße wird für die Dauer der Arbeiten ebenfalls geschlossen sein.

Bis zum Herbst 2015 sollen sowohl sämtliche Arbeiten im als auch rund ums Center fertig sein. „Der Zeitplan ist ambitioniert“, sagt Kanthak, für den es das fünfte Großprojekt für die Firma ECE ist. Mit der Folge, dass wegen der gleichzeitigen Offensive von Stadt und ECE die Logistik noch sehr viel komplizierter geworden ist. Die Wege für An- und Abfahrten sind eingeschränkt. Die Bauhütten der Investorengesellschaft stehen auf dem Reithausplatz. Dieser soll ebenfalls ein neues Erscheinungsbild bekommen – was aber wohl erst gegen Ende der Marstallsanierung passieren wird – auch das ist eine Aufgabe, die die Stadt übernommen hat.

Die Mieter werde bei Laune gehalten

Was bisher gemacht werde, sei nur „der leichte Abbruch“, sagt Kanthak. „Denn wir müssen die Versorgung der 200 Wohnungen schützen.“ Weshalb vor allem die Decken in der Ladenpassage bisher größtenteils nur geöffnet worden sind, um keine Strom-, Wasser oder Heizungsleitungen zu beschädigen. „Wir haben zwar Pläne“, sagt der Projektleiter. „Aber wir wissen nicht, was nachträglich verändert worden ist.“ Bevor der schwere Abbruch beginne, müssten diese Fragen geklärt sein. Die ECE will es sich nicht mit den Mietern in den Wohntürmen verscherzen: „Regelmäßig alle vier Wochen gibt es Gespräche zwischen uns und Vertretern der Mieter“, sagt Kanthak. „Das funktioniert auch sehr gut, die Bewohner sind sehr verständnisvoll.“

Wo jetzt geräumt wird, sollen in eineinhalb Jahren 60 neue Läden öffnen. Nördlich vom Marstall sollen ein neuer Kreisel sowie eine „Stadtterrasse“ entstehen – mit viel Grün und Sitzgelegenheiten.