Ein Ehrenamt übernahm er gerade, nun kommt noch eines hinzu: der Ludwigsburger Landrat Dietmar Allgaier wird Mitglied im Hochschulrat der örtlichen Beamtenschmiede. Was zieht ihn dorthin?
Als Landrat von Ludwigsburg war Dietmar Allgaier (58) bisher eher eine regionale Größe. Überregional bekannt wurde er erst durch ein Ehrenamt, das ziemlich überraschend auf ihn zukam: Seit Anfang August dient er dem VfB Stuttgart als Interims-Präsident, bis der Fußballverein im Frühjahr einen Nachfolger für den abservierten Vorgänger Claus Vogt wählt.
Nun kommt, neben anderen Zusatzfunktionen, ein weiteres Ehrenamt auf Allgaier zu: Anfang September wird er Mitglied im Hochschulrat der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg. Entsprechende Informationen unserer Zeitung bestätigte eine Sprecherin der Beamten-Ausbildungsstätte auf Anfrage. Eine Findungskommission hat den Kreischef für das Gremium entdeckt, das die Hochschule zugleich beaufsichtigt und berät.
Ausnahmeklausel zieht bei der Vorsitzenden
Frei wurde ein Platz, weil der bisherige Vize-Vorsitzende Thomas Eigenthaler ausscheiden muss. Der langjährige Bundeschef der Deutschen Steuergewerkschaft saß drei Amtsperioden von jeweils drei Jahren in der Runde und wirkte noch keinesfalls amtsmüde, aber mehr erlaubt das Hochschulgesetz nicht – grundsätzlich. Eine Ausnahme gilt für Vorsitzende, weshalb die einstige Städtetags-Managerin Gudrun Heute-Bluhm nach neun Jahren eine vierte Periode anhängen darf. Ihre Wiederwahl gilt als sicher, als künftiger Stellvertreter wird bereits Allgaier gehandelt. Offiziell angefragt wurde er noch nicht, erst einmal muss die konstituierende Sitzung stattfinden.
Zugesagt hatte der Landrat nach Auskunft einer Sprecherin, noch bevor der VfB ihn engagierte; aber das Amt dort sei ja befristet. Allgaier sei dem Ruf gerne gefolgt, weil ihm „die Förderung von Führungskräften gerade in der öffentlichen Verwaltung sehr am Herzen“ liege. An der Hochschule werde schließlich nicht nur der Nachwuchs für das Landratsamt, sondern auch für die Kommunen ausgebildet. Es werde immer wichtiger, „junge Menschen für eine Karriere im öffentlichen Dienst zu begeistern“, so die Sprecherin. Zudem folge der Kreischef der Tradition seines Vorgängers: auch Rainer Haas saß einst in dem Gremium.
Anfänge im Finanzamt und bei der Steuerfahndung
Der CDU-Mann Allgaier kennt die Hochschule auch von innen: Er studierte vor vielen Jahren selbst dort und machte einen Abschluss als Diplom-Finanzwirt. Danach arbeitete er im Finanzamt und bei der Steuerfahndung, ehe er seine Karriere im Kornwestheimer Rathaus fortsetzte – und Anfang 2020 schließlich Landrat wurde. Nach dem allseits geschätzten Steuergewerkschafter Eigenthaler, der sämtliche Themen der Finanzverwaltung aus dem Effeff kannte, käme damit erneut ein Mann der Praxis in den Hochschulrat – auch wenn die bei ihm schon etwas länger zurückliegt.
Zwei profilierte Frauen sind dort zuletzt ebenfalls neu eingezogen: Seit Juli gehört die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay dem Gremium an, die zuvor für die Grünen im Landtag saß. Bereits anderthalb Jahre vorher stieß die Ex-Staatssekretärin Gisela Meister-Scheufelen (CDU) dazu – unbemerkt von der breiteren Öffentlichkeit. Sie hatte offenbar Kapazitäten frei, nachdem sie als Vorsitzende des Normenkontrollrats nicht mehr gebraucht wurde. Von der Nicht-Verlängerung des Mandats erfuhr das Gremium seinerzeit aus der Presse, was eine gewisse Verstimmung auslöste; später gab es dann doch noch Lob für die Arbeit.
Einst im Zentrum der DHBW-Finanzkrise
Die Berufung nach Ludwigsburg irritierte manche Beobachter freilich aus einem anderen Grund. Als Kanzlerin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg war Meister-Scheufelen einst die Schlüsselfigur bei einer Finanzkrise, die die DHBW schwer erschütterte – und zu ihrem vorzeitigen Abgang dort führte. Eine „Fehlsteuerung im Haushaltsmanagement“ hatte Engpässe und Ausgabensperren zur Folge, nur mit großer Mühe kam die Hochschule wieder in die Spur.
Für die Beamtenhochschule spielte das indes keine Rolle: Man habe Meister-Scheufelen geholt wegen ihrer Erfahrung als Bürokratie-Bekämpferin – und in ihren „vielfältigen vorherigen beruflichen Stationen“. So war sie Wirtschaftsstaatssekretärin in Berlin, Amtschefin im Finanzministerium und Präsidentin des Statistischen Landesamtes.