Die Stadt Ludwigsburg und ihre Partner wollen den Verkehr und die Informationsströme am Bahnhof neu bündeln – mit dem Modellprojekt Ludwigsburg Intermodal.

Ludwigsburg - Ludwigsburg elektrisiert“, heißt der Slogan – und wenn sich erfüllt, was die Entwickler des Konzepts „Intermodal“ anstreben, wird der Bahnhof schon bald nicht wiederzuerkennen sein. Aus dem Umschlagplatz für Busse und Bahnen soll „eine Drehscheibe für ganz verschiedene Verkehre werden“, sagt der städtische Bahnhofsmanager Arne Wintermeier. Künftig sollen auch Elektroautos, Pedelecs und ein Strom von Konsumenten-Informationen dort ihren Ausgang nehmen. Die Bundesregierung bezuschusst das auf drei Jahre befristete Experiment mit 1,5 Millionen Euro, Baubürgermeister Hans Schmid hat den Startschuss gegeben.

 

Die Stadt und ihre Partner aus Wissenschaft, Verkehrsbetrieben und Energielieferanten hätten lange bangen müssen, sagt Schmid. Die Förderung ist ein Teil der Initiative Schaufenster Elektromobilität. Die Gesamtförderung betrug 160 Millionen Euro, Stuttgart hat als eine von vier Regionen den Zuschlag erhalten. Eines der regionalen Projekte wiederum ist der Intermodale Bahnhof in Ludwigsburg. Die Summe, auf die noch einmal Landesmittel aufgestockt werden – insgesamt stehen 1,91 Millionen Euro zur Verfügung – reiche aus, „um sichtbar etwas zu bewegen“, sagt Wintermeier.

Einkauf per Smartphone und Mobilbox

Wie immer, wenn Wissenschaftler beteiligt sind, ist viel Theorie im Spiel; das Projekt wird über den gesamten Zeitraum von Experten begleitet. Erste Veränderungen werden von Sommer 2014 an spürbar sein. Bis dahin soll es zum Beispiel die erste Auflage einer Smartphone-App geben, die den Reisenden unkompliziert über die besten und umweltfreundlichsten Verbindungen informiert. „Es geht darum, viele verschiedene Leistungen zu bündeln“, sagt Arne Wintermeier. Entwickelt wird der elektronische Dienstleister von der Media Cluster GmbH und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart.

Auch wenn es sich nach viel Zukunftsmusik anhört, Wintermeier ist davon überzeugt, dass auch die von Stuttgarter Studenten entwickelte so genannte Intermodale Multibox spätestens Ende 2014 Wirklichkeit geworden sein wird. „Man muss sich das so ähnlich wie Gepäckschließfächer vorstellen“, sagt der Bahnhofsmanager. Doch statt Koffer und Taschen werden dort auf Wunsch Pasta, Milch oder Brötchen deponiert. Wer etwa nach Stuttgart fahre und wisse, er werde zu spät für einen Einkauf nach Hause kommen, könne eine Bestellung aufgeben. Ihm werde dann ebenfalls über die neue App eine Nummer mitgeteilt, so dass er weiß, in welcher Box er abends die Einkäufe abholen kann. „Die Fächer sind gekühlt“, sagt Wintermeier.

Ladestation für Ökostrom

Wichtige Elemente für die neue Drehscheibe werden aber auch die möglichst klimaneutralen Fahrzeuge und deren Versorgung mit Energie sein. Und da kommen die DB Rent GmbH, das Flinkster Car Sharing und die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) ins Spiel. Bisher gibt es nur ein E-Mobil in der Stadt, weitere sollen folgen. Auch die Flotte von sieben E-Bikes soll um 15 vergrößert werden. Ihr Standort wird am neuen Westportal des Bahnhofs sein. Dazu geht es um die Erprobung neuer Modelle für das Carsharing sowie um Ladestationen für Ökostrom und die Taktung der Ladezeiten.

Um von Anfang an die einzubeziehen, die es vor allem angeht, sollen die Bürger stets über den Stand der Dinge auf dem laufenden gehalten werden. Außerdem wird sofort mit einer Analyse begonnen, die Aufschlüsse über die gegenwärtige Nutzung des Bahnhofs bringen soll. Die Leitung des Projekts, das Ende April 2016 auslaufen wird, liegt bei der Stadt. Nach Ansicht von Oberbürgermeister Werner Spec ist das Modell Ludwigsburg Intermodal auch eine wichtige Wegmarke auf der Reise zum angepeilten „Wohlfühlbahnhof“.