Die Stadt Ludwigsburg hat den neuen Mietspiegel vorgestellt. Er zeigt: Neubauwohnungen sind unverhältnismäßig teuer.

Ludwigsbur - Im Schnitt ist der Mietzins in Ludwigsburg innerhalb von zwei Jahren um 6,4 Prozent angestiegen. Kostete 2013 eine Wohnung pro Quadratmeter noch 7,86 Euro, so müssen dafür heute 8,36 Euro aufgebracht werden. Das sei zwar im Vergleich zu vielen anderen Städten, bei denen die Wohnungskosten um bis zu 15 Prozent gestiegen seien, moderat, sagt Bernhard Schmidt vom Institut für empirische Marktanalysen (EMA). Auffallend sei allerdings, dass in Ludwigsburg der Preisanstieg bei Neubauten unverhältnismäßig stark ausgeprägt sei.

 

Orientierung bei Mietstreitigkeiten

Komplett neu wurde der Mietspiegel zuletzt 2011 erstellt und vor zwei Jahren aktualisiert. Auf Beschluss des Gemeinderats muss er in einem Turnus von vier Jahren erneuert werden, weshalb in diesem Jahr die Beteiligten von der EMA, vom Mieterbund und dem Verband Haus und Grund wieder mehr Zahlen anpassen mussten. „Uns stand diesmal eine relativ große Datenmenge zur Verfügung“, sagte Schmidt bei der Vorstellung des Zahlenwerks im Sozialausschuss. Insgesamt habe man auf der Basis von 1100 Datensätzen kalkuliert, was die Feinjustierung gegenüber 2011 verbessert habe.

„Das ist wie die Katze, die sich in den Schwanz beißt“, kritisierte der Linken-Stadtrat Oliver Kube. Wenn ein Element sich verteuere, gehe alles in die Höhe. „Worüber stimmen wir hier überhaupt ab? Ich kann diesen Mietspiegel doch nur zur Kenntnis nehmen.“

„Wir senken damit die Mieten nicht, und wir erhöhen sie auch nicht“, sagte Konrad Seigfried. Aber der Mietspiegel sei wichtig im Fall von Mietstreitigkeiten. Insofern mache es sehr wohl einen Unterschied, ob eine Stadt ein solches Instrument habe oder eben nicht, meinte der Erste Bürgermeister: „Und wenn Sie ihn nicht beschließen, wird es keinen geben in Ludwigsburg.“

Als wichtig erachteten die meisten Stadträte, dass dem Mieter auch ein System von Abschlägen an die Hand gegeben wird. Was bedeutet es etwa, wenn in einer Wohnung kein abgeschlossenes Bad vorhanden ist? Was, wenn eine zeitgemäße Elektroinstallation oder der Bodenbelag fehlen? Im Gegenzug finden sich auch Verweise auf Pluspunkte wie etwa eine vom Vermieter gestellte, komplette Einbauküche. Für das fehlende Bad werden 15 Punkte abgezogen, für den blanken Estrichboden vier Punkte, während für die Einbauküche ein Zuschlag von sechs Punkten verbucht wird. In einer Modellkalkulation wird aufgezeigt, wie man eine Vergleichsmiete errechnet.

Der Gemeinderat muss entscheiden

Maik Stefan Braumann (CDU) lobte den Mietspiegel als „wichtiges Instrument“. Elfriede Steinwand (Grüne) meinte, er verbreite auch Schrecken: „Wir müssen aktiv werden, nicht jeder kann sich eine Miete von 8,36 Euro leisten.“ Die Stadt müsse mehr für bezahlbaren Wohnraum tun, forderte Ulrike Faulhaber (SPD). „Auch wenn es keine dramatischen Steigerungen gibt, müssen wir die Entwicklung im Blick behalten“, sagte Gabriele Moersch (FW).

Die eigentliche Aufgabe bestehe darin, neuen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, befand auch der Bürgermeister Seigfried. „Die entscheidende Einflussgröße ist das Angebot. Wenn das knapp ist, geht der Preis nach oben.“ Dank dieser Tatsache könnten viele Vermieter alles anbieten – bis hin zu einer echten Schrottimmobilie. Der Gemeinderat habe das Instrumentarium, um daran etwas zu ändern, sagte Seigfried, und wurde noch deutlicher: Solange es an bebaubaren Flächen fehle, seien Absichtserklärungen wie die, dass in 30 Prozent der Neubauten bezahlbarer Wohnraum entstehen müsse, „nichts als heiße Luft“. Auf diese Marke hatte sich der Gemeinderat 2014 verpflichtet. Bei den darauffolgenden Debatten um Wohnbauoffensiven aber verhielt sich das Gremium zögerlich. Der Sozialausschuss verabschiedete den Mietspiegel am Ende bei einer Enthaltung.