Die Stadt hat schon seit elf Jahren einen ehrenamtlichen Dolmetscherdienst. Angesichts der stetig steigenden Nachfrage will sie diesen nun aufstocken.

Ludwigsburg - Sie sind gefragt – mit jedem Jahr mehr: Je mehr Zuwanderer und Flüchtlinge nach Ludwigsburg kommen, desto wichtiger werden die Vermittler zwischen den verschiedenen Sprachen und Kulturen. Deshalb sucht die Stadt derzeit nach Menschen, die für den ehrenamtlichen Dolmetscherdienst arbeiten wollen – besonders gefragt sind Kenntnisse der Sprachen Albanisch, Bulgarisch, Italienisch, Rumänisch und Ungarisch.

 

Seit Anfang des Jahres sind bereits 154 Einsätze des Dolmetscherdienstes vermittelt worden – das seien schon genau so viele wie im gesamten Jahr 2014, berichtet Anne Kathrin Müller, Integrationsbeauftragte der Stadt. Sie leitet das Büro für Integration und Migration, das den Dolmetscherdienst koordiniert. Nicht nur insgesamt steige der Bedarf an Übersetzern, sagt Müller, sondern es gebe vor allem bestimmte Sprachen, die derzeit mehr gefragt seien als früher. „Vor zehn Jahren waren Bulgarisch oder Rumänisch gar kein Thema“, sagt Müller. Heute dagegen gebe es sehr viele Anfragen für Übersetzungen in diesen Sprachen, ebenso wie für Albanisch, Ungarisch und Arabisch.

Übersetzer und Kulturvermittler

Allerdings seien die Mitglieder des Dolmetscherdienstes nicht nur für die rein sprachlichen Übersetzungen zuständig, sagt Müller: „Sie sind auch Kulturmittler.“ Denn es träten oft non-verbale Missverständnisse auf, beispielsweise, wenn – anders als in Deutschland – in einem anderen Kulturkreis der Kopf geschüttelt werde, um etwas zu bejahen. Auch deshalb werden die Dolmetscher vor ihrem Dienstantritt geschult, unter anderem in interkultureller Kommunikation und interkultureller Kompetenz.

Zudem bietet die Stadt sogenannte kollegiale Fallbesprechungen sowie Supervisionstreffen für die Ehrenamtlichen an. Dabei könne in geschütztem Rahmen über heikle Themen gesprochen werden, erklärt Anne Kathrin Müller. Schließlich unterlägen die Dolmetscher einer Schweigepflicht, hätten aber durchaus auch mit belastenden Themen zu tun, über die sie sich dann austauschen könnten.

Der Dienst steht ausschließlich den Kooperationspartnern des Büros für Integration und Migration zur Verfügung, also Institutionen wie Kindergärten, Schulen, der Stadtverwaltung, dem Landratsamt, Wohlfahrtsverbänden, dem Jobcenter oder der Arbeitsagentur. Wenn beispielsweise in einer Schule ein Gespräch mit Eltern ansteht, die nicht so gut Deutsch sprechen, kann ein Dolmetscher angefragt werden.

Offenheit und Toleranz ist gefragt

Den ehrenamtlichen Dolmetscherdienst gibt es bereits seit elf Jahren, seither war er mehr als 2500-mal im Einsatz. Derzeit stehen der Stadt für das Angebot 36 Freiwillige zur Verfügung, die insgesamt 22 verschiedene Sprachen beherrschen – doch man hätte gern noch mehr. Voraussetzung für die Tätigkeit sei, dass man zwei Sprachen fließend spreche, eine gewisse Offenheit und Toleranz für andere Kulturen mitbringe und eine Begeisterung für das Ehrenamt, sagt Anne Kathrin Müller. Besondere Kenntnisse von Verwaltungsbegriffen seien aber nicht notwendig.