Eine Aktion des Lions-Clubs hat es möglich gemacht. Die Bedürftigen stehen weiterhin Schlange vor den Läden der Ludwigstafel.

Ludwigsburg - Die Ludwigstafel hat ein neues Kühlfahrzeug für den Transport von Lebensmitteln. „Für die Arbeit des Vereins ist das sehr wichtig“, sagt der Geschäftsführer Jochen Brühl. „Die Vorschriften werden immer strenger, wir dürfen nichts mehr ohne Kühlung transportieren.“ Der Verein sei darum auf großzügige Spender angewiesen. Den 70 000 Euro teuren Sprinter hat je zur Hälfte Mercedes-Benz und der Lions Club Ludwigsburg-Monrepos finanziert.

 

Insgesamt zählt der Verein Ludwigstafel zurzeit 280 Mitglieder, etwa 250 Personen halten die inzwischen vier Läden am Laufen. Tafelläden versorgen Bedürftige mit Lebensmitteln, die zwar genießbar sind, bei denen aber das Verfallsdatum überschritten wurde. Zur zentralen Ausgabestelle an der Lindenstraße in der Stadtmitte sind Filialen in Eglosheim, in Grünbühl und in Kornwestheim hinzugekommen. „Allein an der Lindenstraße haben wir monatlich zwischen 2500 und 2700 Kunden“, sagt die Sozialarbeiterin Anneliese Schneider-Müller, die die Läden betreut. Eine gravierende Veränderung gegenüber dem Vorjahr habe er nicht feststellen können, sagt Brühl. Dennoch finde er es besonders erschreckend, dass so viele Kinder von Armut betroffen seien.

Ludwigstafel hat auch ein Botschaft

Die ursprünglich als Provisorium für zwei, drei Jahre konzipierte Ludwigstafel besteht seit 13 Jahren. Die gesamtdeutsche Dachorganisation feiert 2013 sogar schon ihr 20-jähriges Bestehen. „Ich bin da absolut gespalten“, sagt Brühl. „Einerseits finde ich es toll, dass es der Verein so lange geschafft hat, andererseits kann es nicht sein, dass wir auch noch 30 Jahre alt werden.“

Seit Jahren monieren Kritiker, dass allein die Existenz der Tafelläden die wahre Situation verschleiere. Brühl dagegen meint, schon diese Diskussion habe zur Folge, dass das Thema Armut nicht verleugnet werden könne. „Wir wollen nicht nur Gewissensberuhiger sein“, sagt der Diakon, „wir haben auch ein Botschaft.“

Neue Debatte über Lebensmittel

Diese richte sich zwar zuerst an die Abgeordneten in Berlin, nehme aber die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft vor Ort nicht aus. „Was wir brauchen, ist ein Runder Tisch – auch in Ludwigsburg“, sagt Brühl. Die zentrale Frage laute: „Was muss passieren, damit die Ludwigstafel überflüssig wird?“ Auf der Bundesebene wünscht er sich einen Armutsbeauftragen, der die vielen Abläufe koordinieren könnte – zu vieles versande im Bürokratie-Dschungel der verschiedenen Ministerien und Behörden.

Die aktuelle Debatte über die Verschwendung von Lebensmitteln wirke, sagt Brühl. Er beobachte einen sorgsameren Umgang mit Essen. Vor Beginn der Reisezeit hoffen die Tafelmitarbeiter auf mehr Privatspenden: Wer Reis, Mehl, Kaffee oder Zucker übrig habe, könne sich mit der Ludwigstafel in Verbindung setzen. „Es darf nur nichts Angebrochenes sein“, sagt die Projektleiterin Schneider-Müller.