Mehrere Mitglieder der Black Jackets müssen sich wegen Drogenhandels, Betrugs und Erpressung verantworten. Die Angeklagten sind seit einer Großrazzia in Haft.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Erpressung? Drogenhandel? Betrug? Er habe von all dem nichts gewusst, sagt der Mann auf der Anklagebank. Immer wieder und durchaus wortreich beschwört er die 4. Große Jugendkammer: „Ich erzähle hier nur die Wahrheit.“ Der Staatsanwalt glaubt ihm nicht, denn der Angeklagte ist Präsident der Black Jackets im Kreis Ludwigsburg – zumindest war er es, bis er und 16 weitere Mitglieder der Gruppierung im Oktober bei einer Razzia festgenommen wurden. Ende Mai hat im Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen ihn, seinen Vizepräsidenten und vier Mitangeklagte begonnen.

 

Die Staatsanwaltschaft stützt ihre Anklage unter anderem auf abgehörte Telefonate und geht davon aus, dass die Männer in wechselnder Besetzung Kokain eingekauft und weiter verkauft haben. Sie sollen zudem in Spielhallen, Gaststätten und Diskotheken in der Region Spielautomaten manipuliert und danach illegal Gewinne abgeschöpft haben. Und sie sollen Aussteiger massiv bedroht und von diesen ein Austrittsgeld gefordert haben.

Aussteiger sollen massiv bedroht worden sein

Die Black Jackets ähneln in ihrer Struktur Rockergruppen wie den Hells Angels und sind in Ortsgruppen, sogenannte Chapter, eingeteilt. Immer wieder werden Mitglieder der Gruppierung mit Gewalt, Prostitution oder Drogenhandel in Verbindung gebracht. Der Präsident des Chapters im Kreis Ludwigsburg gab sich in seiner Aussage am Mittwoch sichtlich Mühe, ein anderes Bild zu zeichnen. Er könne nur über seine Gruppe sprechen, betonte er. Diese sei keinesfalls eine kriminelle Vereinigung, sondern ein „Freundschaftsclub“, in dem „jeder jedem hilft, wenn er Hilfe nötig hat“. Sei es finanziell oder sei es nur bei einem Umzug. 50 bis 60 Mitglieder habe der Club, die in der Regel 50 Euro Monatsbeitrag zahlen. Davon werde unter anderem die Miete für das Clubheim in Remseck-Aldingen bezahlt. Dass beim Austritt ein Geldbetrag fällig werde, meist 500 Euro, sei korrekt.

Dabei handle es sich aber nicht um Schutzgeld, sondern um eine Art Aufwandsentschädigung, die mit jedem Mitglied vereinbart worden sei. „Ich habe nie jemand wegen Geld bedroht“, sagte der 28-Jährige. In seinem Chapter gelte: „Wer kein Geld hat, muss auch nicht zahlen. Jeder gibt nur das, was er geben kann.“

„Wir sind ein Freundschaftsclub“, sagt der Präsident der Gruppe

Die Vorsitzende Richterin fühlte sich angesichts dieser Aussagen an die Heilsarmee erinnert und wies den Angeklagten darauf hin, dass „das Gericht und die Staatsanwaltschaft schon gewisse Erkenntnisse“ über die Black Jackets gesammelt habe. Er kenne die Anklageschrift, entgegnete der 28-Jährige. Da seien wohl Sachen passiert, „die nicht hätten passieren sollen“. Ob diese Dinge denn tatsächlich geschehen seien, hakte die Richterin nach. „Darüber habe ich keinen Kenntnisse“, erwiderte der Angeklagte. So ging das weiter. Auch davon, dass ein Black-Jackets-Mitglied einen Geschäftsmann in Kornwestheim erpresst hat, habe er nichts gewusst. Der Erpresser wurde bereits zu zwei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Abgeschlossen ist auch das Verfahren gegen vier andere Personen aus dem Umfeld des Ludwigsburger Chapters, die ebenfalls bei der Razzia festgenommen und kürzlich wegen Kokainhandels verurteilt wurden.

Der Präsident der Gruppe betonte am Mittwoch, er habe mit Drogen nie etwas zu tun gehabt. Einen Vorwurf indes räumte er ein. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung waren größere Mengen Dopingmittel gefunden worden. „Die habe ich im Internet bestellt“, berichtete er. „Aber nur für mich, ich habe damit nicht gehandelt.“

Vier der fünf weiteren Angeklagten haben angekündigt, sich ebenfalls zu den Anklagevorwürfen äußern zu wollen. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.