Wer mal muss, muss nach draußen: Stundenlang war am Montag an der Karlshöhe das Wasser abgestellt. Die Beteiligten nehmen es mit Humor.

Ludwigsburg - Ihre Freundin muss die Tür aufhalten. Mit dem Fuß. Die Studentin verlässt mit leicht gequältem Gesichtsausdruck das Chemieklo, schaudert und wedelt die frisch desinfizierten Hände trocken. Ein Kommilitone, der später dazukommt, wird aufgeklärt, was los ist: Wegen einer Reparatur an den Leitungen haben die Stadtwerke das Wasser an der Karlshöhe abgestellt. Die Evangelische Hochschule (EH) wie auch die Einrichtungen der Stiftung Karlshöhe müssen von 12.30 Uhr bis etwa 17 Uhr ohne Toilettenspülung und ohne Wasser zum Waschen auskommen. „Was glaubst du denn, warum wir alle kurz vor halb eins noch auf dem Klo waren?“, sagt die Studentin zu dem Ahnungslosen.

 

Die EH hatte doppelt vorgesorgt. Per E-Mail waren die Studenten im Vorfeld gewarnt worden, am Montag besser nicht so viel Kaffee zu trinken. Zur Sicherheit wurden aber auch mobile Toiletten aufgestellt, um das größte Leid zu mildern.

Dabei gilt gleiches Recht für alle. Wie die Studenten muss auch die Hochschulleitung, wenn sie muss, auf den Hof. Beate Käser, die Verwaltungsdirektorin der EH, lässt sich davon nicht einschränken. „Ich habe heute schon jede Menge Kaffee getrunken“, sagt sie. Den Termin für die Reparatur und damit für die wasserlose Zeit findet sie aber ungünstig gewählt: „Letzte Woche hätte es uns besser gepasst. Heute ist wieder voller Betrieb. Aber die Stadtwerke haben den Termin nur mit der Stiftung abgesprochen.“

Die Pflege von Senioren und Behinderten sollte nicht leiden

Frieder Grau, der theologische Vorsitzende der Stiftung Karlshöhe, ist über die Absprache heilfroh. Für die Einrichtungen der Karlshöhe sei die Zeit ohne Wasser nicht einfach nur mit Chemietoiletten zu überbrücken. „Den Pflegebereich trifft es am gravierendsten“, sagt Grau. Denn pflegebedürftige Senioren oder Behinderte brauchen ihre speziellen Waschräume. „Die Pflege soll nicht leiden. Dafür haben wir vorher Wasser in Tanks und Flaschen abgefüllt. Wenn in der kritischen Zeit jemand gewaschen werden muss, dann läuft es eben wie früher mit dem Waschzuber.“ Der Nachmittag sei aber die beste Zeit für die Reparatur gewesen. „Morgens wäre es noch ungünstiger.“ Das Mittagessen sei einfach eine halbe Stunde vorgezogen worden, „nur das Geschirr ist nicht komplett sauber geworden“, sagt Grau.

Es habe nicht viel Spielraum mit dem Abstelltermin gegeben, sagt der zuständige Abteilungsleiter von den Stadtwerken. Denn bei Arbeiten an zwei Hydranten am vergangenen Mittwoch sei ein Rohr gebrochen. Da wurde schon für etwa zwei Stunden das Wasser abgestellt, um das Leck provisorisch zu flicken. Der gestrige Montag sei für die ohnehin nötige Arbeit an den Hydranten der beste Tag gewesen. Und nach drei Stunden war alles wieder gut.

Oft kommt es ohnehin nicht vor, dass so große Institutionen ohne Wasser auskommen müssen. Beate Käser arbeitet seit zwölf Jahren an der EH. „Seitdem ist das heute das erste Mal“, sagt sie. Auch Frieder Grau lobt zwar die Mitarbeiter, die die Pflege trotz der Schwierigkeiten souverän gemeistert hätten, relativiert aber die Größe des Problems: „Es gibt Teile dieser Erde, wo Wasser ein sehr, sehr kostbares Gut ist. Da sind wir hier doch gut dran.“

Die Studenten der EH tragen ihr Schicksal ebenfalls recht gelassen. „Wenn man muss, muss man“, sagt eine junge Frau. „Eklig finde ich es aber schon.“ Wenig Mitleid haben die, die berufsbedingt häufiger auf mobile Toiletten angewiesen sind. Einer der Bauarbeiter steht nach getaner Arbeit in der Baugrube und zuckt mit den Schultern: „Was sollen wir denn sagen? Wir sind auch beschissen dran.“