Die Rohbauarbeiten am Ludwigsburger Marstallcenter sind abgeschlossen. Die Stadt gestaltet den Reithausplatz um.

Ludwigsburg - Für den Laien ist es von außen kaum sichtbar, Baustelle ist schließlich Baustelle. Für Clemens Kanthak dagegen hat sich in den letzten Tagen sehr viel verändert. „Endlich ist Schluss mit dem Grobschmutz“, sagt der Projektleiter der Investorengesellschaft ECE, „die letzten Rohbauarbeiter verlassen das Haus.“ Es ist nicht so, dass ab sofort niemand mehr Staub aufwirbelt, aber gemessen daran, dass seit April 2014 insgesamt 40 000 Quadratmeter Stein und Beton abgerissen oder neu aufgebaut wurden, sind die Dinge, die da noch kommen, nur Petitessen.

 

Wie viele Spielgeräte?

Im April haben sich der Investor ECE und das von ihm beauftragte Generalunternehmen Züblin vom Reithausplatz zurückgezogen. „Der Übergang war mehr oder weniger reibungslos“, sagt Martin Renz vom Grünamt der Stadt. Nur der eine oder andere Subunternehmer habe hie und da mit einem Lastwagen die Wege blockiert. „Aber das ist bei einer so großen Baustelle eher normal“, sagt der städtische Projektleiter für die Umgestaltung der Fläche südlich des Marstallcenters. Verabredungsgemäß gestaltet die Stadt den Vorplatz um. Wobei noch immer nicht abschließend geklärt ist, wie viele Spielgeräte auf dem Gelände installiert werden. Die Stadträte hatten sich noch im Februar für „Grashalme“ (Metallstangen mit Fußscheiben) oder sogenannte Hopscotches (im Boden versenkbare Metallzylinder) ausgesprochen. Aber Hopscotches kosten etwa 50 000 Euro – und bedürfen der Wartung. Die ECE hatte zwar signalisiert, sich an den Kosten zu beteiligt, aber eine feste Zusage gibt es noch nicht.

„Außerdem ist der Platz gar nicht so groß, wie die Leute glauben“, sagt Renz. Auch ohne Spielgeräte könnte es eng werden. Gesetzt sind: der historische Brunnen, mehrere Bäume, Sitzbänke und Bereiche für Außengastronomie. Die Fläche wird terrassiert werden und der Zugang zum künftigen Marstall-Foyer sehr viel großzügiger – also raumgreifender – sein. An dieser neuen Glasfront wird noch gearbeitet, während die Natursteinfassade zum Reithausplatz hin praktisch fertig ist. Von der ECE bauftragte Arbeiter sind außerdem noch mit der Gestaltung der Ostfassade zum Schloss hin beschäftigt. „Die Nordseite kommt erst gegen Ende“, sagt Kanthak. Wenn alles übrige an der Tiefgarage fertig ist. „Bisher sind dort neue Versorgungsleitung und die Sprinkleranlage installiert.“ Alle Bereiche sollen einen neuen Farbanstrich erhalten, um dem tristen Riesenraum mehr Helligkeit zu geben und die Orientierung für Autofahrer zu verbessern.

In der Ladenpassage haben derweil Elektriker, Trockenbauer und Installateure das Sagen. „Die gesamte Fördertechnik, Aufzüge und und Fahrtreppen sind bereits installiert“, sagt Kanthak. Lediglich die Treppenhäuser, die weder versetzt noch vergrößert wurden, müssten noch aufpoliert werden. Die Zahl der Arbeiter im Gebäude sei innerhalb weniger Tage von 200 auf etwa 80 geschrumpft.

Bevor die eigentliche Platzgestaltung beginnen könne, werde unter der Oberfläche gearbeitet, sagt Grünamtmitarbeiter Martin Renz. Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) verlegten Rohre für die Fernwärme, außerdem würden bei der Gelegenheit auch Leitungen für das schnelle Internet eingebaut. Erst wenn alle Installationen für Gas, Wasser und Strom fertig seien, könne die Firma Wolf & Müller mit der Verschönerung der Oberfläche beginnen.

Werbe-Countdown beginnt

„Wir sind im Plan, es bleibt dabei: der Marstall wird Ende September wieder eröffnet“, sagt Anne Marschner, die Managerin des künftigen Centers. Bis dahin bestehe eine ihrer Hauptaufgaben darin, den regelmäßigen Austausch mit dem Verband der Innenstadthändler (Luis) und den von den Bauarbeiten geplagten Mietern und Eigentümern im Marstall zu pflegen.

Spätestens Ende Mai werde das Unternehmen ECE eine eigene Werbekampagne für das neue Center in der Unteren Stadt starten. Das werde gestaffelt sein, eine Art Countdown, sagt Marschner. „Dazu gehören große Banner ebenso wie Anzeigen und eine Facebook-Seite.“

Konkurrent oder Mitstreiter des Innenstadthandels

Ladenpassage
Im neuen Marstall entstehen 65 Läden, 90 Prozent davon sollen bisher nicht in der Stadt vertreten sein. Die Geschäftsführung der Hamburger Investorengesellschaft betont, dass sich die Mall in der Unteren Stadt als Ergänzung zum Innenstadthandel sieht. Somit in Konkurrenz zum Breuningerland, das ebenfalls in Besitz der ECE ist.

Investition
Insgesamt hat die ECE 96 Millionen Euro in die Reaktivierung des alten Kaufcenters investiert. Die Verkaufsfläche beträgt 25 700 Quadratmeter. Die Tiefgarage bietet Platz für 650 Autos. Zum Vergleich: die Verkaufsfläche im Breuningerland umfasst 40 000 Quadratmeter, und rund um das Center gibt es 3000 Parkplätze.

Einzugsgebiet
Das Unternehmen hat sehr genau gerechnet und festgestellt, dass in einem Einzugsgebiet von bis zu 30 Autominuten Entfernung 466 000 Menschen leben, mehr als 300 000 können es gar innerhalb von 15 Minuten erreichen. Der Schwerpunkt wird auf der Nahversorgung liegen, in Abgrenzung zum Breuningerland.