Wieder bleibt ein ICE auf der Schnellfahrstrecke zwischen Mannheim und Stuttgart liegen: 250 Reisende müssen über Stege in einen anderen Zug umsteigen. Und diese Panne ist bereits die dritte binnen 14 Monaten auf diesem Streckenabschnitt.

Schwieberdingen/Markgröningen - Der Inter City Express 575 hatte gerade das Glemstalviadukt zwischen Schwieberdingen und Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) passiert, da blieb er stehen. Kurz vor dem Fahrziel in Stuttgart hatte der Triebkopf des Schnellzugs am Mittwoch gegen 14.30 Uhr Feuer gefangen. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn in Stuttgart sprach am frühen Abend von einem „Schmorbrand mit starker Rauchentwicklung“. Nach gut zweieinhalb Stunden konnten die 250 Passagiere in einem Ersatzzug weiterfahren.

 

Die Schnellfahrstrecke zwischen Stuttgart und Vaihingen/Enz wurde um 14.29 Uhr komplett gesperrt. Die Bahn leitete ihre Fernverkehrszüge in und aus Richtung Norden bis zum frühen Abend über Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen um. Insgesamt hatten bis gestern Abend 50 Züge, vorwiegend aus dem Fernverkehr, 600 Minuten Verspätung. Rund 100 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Stuttgart sowie der Freiwilligen Feuerwehren Schwieberdingen und Markgröningen löschten den Schmorbrand.

Ermittler wurden entsandt

Auch der in Kornwestheim stationierte Spezialzug für Lösch- und Rettungsaktionen war im Einsatz. Das Deutsche Rote Kreuz versorgte die Reisenden, die bei hochsommerlichen Temperaturen in den ungekühlten Waggons warten mussten, mit Getränken. Ein vorsorglich angeforderter Notarzt musste nicht tätig werden.

Wodurch das Feuer entstanden war, ist noch unklar. Die Bahn geht aber von einem technischen Defekt aus. Die für den Bahnverkehr zuständige Bundespolizei konnte am Mittwoch keine Angaben zur Ursache des Feuers und der Schadenshöhe machen. Sie entsandte ein Team von Ermittlern an die Einsatzstelle.

Weil die Waggons von dem Feuer nicht betroffen waren, mussten die Fahrgäste bis gegen 16 Uhr in dem Zug ausharren. Nicht viel besser ging es den Reisenden im ICE 597 von Berlin nach München. Er wurde gegen 15 Uhr im Bahnhof Vaihingen/Enz aufgehalten, um am Unfallort die gestrandeten Fahrgäste aufzunehmen.

Nachfolgender Zug nimmt gestrandete Reisende auf

Um 17.05 Uhr waren schließlich alle Betroffenen umgestiegen, so dass dieser Zug seine Fahrt mit mehr als zweieinhalbstündiger Verspätung fortsetzen konnte. Nach der Aussage der Bahn-Sprecherin prüft der Konzern in solchen Notfällen, ob ein nachfolgender Zug ausreichend freie Kapazitäten hat, um die Passagiere des havarierten Gefährts mitzunehmen.

Die Schnellfahrstrecke blieb bis zum Abschluss der Evakuierung voll gesperrt. Ein Gleis wurde am frühen Abend wieder frei gegeben. Der liegen gebliebene ICE sollte nach Bahn-Angaben mit einem Spezialfahrzeug aus Zuffenhausen so schnell wie möglich abgeschleppt werden, damit auch das zweite Gleis wieder befahrbar ist. Dies war dann um 19 Uhr der Fall.

Eine Entschädigung können die betroffenen Reisenden nach Aussage der Bahn-Sprecherin über das Servicecenter Fahrgastrechte in Frankfurt geltend machen. „Wir sind ja schuld, dass die Verspätung eingetreten ist“, sagte sie.

Kein Fluch

Diese Panne ist bereits die dritte binnen 14 Monaten auf diesem Streckenabschnitt. Im September des vergangenen Jahres war ein ICE auf der Fahrt von Stuttgart nach Mannheim wegen eines technischen Defekts stehen geblieben. Betroffen waren damals 450 Passagiere. Erst drei Monate zuvor hatte der Stillstand eines Interregio Express an derselben Stelle große Aufregung verursacht. An den Achsen des Steuerwagens hatte sich starker Rauch entwickelt und einige der 250 Passagiere zogen deshalb die Notbremse.

Die Bahn ist sicher, dass kein Fluch auf der Strecke liege. „Das muss Zufall sein“, sagte die Sprecherin über die Pannen.