Nachhilfe - Die Eltern der 8c am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Ludwigsburg können sich freuen. Dank ihrer Hartnäckigkeit haben sie durchgeboxt, dass ihre Kinder in Mathe gefördert werden. Und das nicht außerhalb, sondern in der Schule; durch einen qualifizierten Lehrer. Doch die Vereinbarung hat einen Schönheitsfehler: Sie ist ungerecht. Auch wenn niemand gegen ein Gesetz verstoßen hat, Chancengleichheit sieht anders aus – egal ob in Stuttgart Schwarz-Gelb oder Grün-Rot regiert.

 

Ein Spitzenpolitiker hat seinen ganzen Einfluss geltend gemacht, und fest steht, dass es ohne diese Machtdemonstration die Nachhilfestunde nicht gäbe. Die Beteiligten beteuern zwar, auf die schließlich gefundene Lösung hätten Schulleitung und Regierungspräsidium auch allein kommen können. Doch, warum auch immer, sie haben es nun mal nicht aus eigenen Kräften getan. Wer einwendet, es handle sich ja nur um eine läppische Förderstunde, verkennt die Situation an den baden-württembergischen Gymnasien.

Auch unter Grün-Rot herrscht akuter Lehrermangel, und die von Claus Schmiedel bezeugte Bugwelle hat an vielen Schulen längst fatale Folgen. Nicht selten fällt der reguläre Unterricht in einem Hauptfach über Wochen hinweg aus – an zusätzliche Förderstunden ist gar nicht zu denken. Ein Politiker, der es mit der schönen Formel von der individuellen Förderung ernst meint, spielt nicht mal eben für eine Klasse seine Macht aus. Er macht sich stattdessen stark für ein Bildungssystem, in dem endlich alle Schüler in den Genuss der Förderung kommen, mit der die Landesregierung seit zwei Jahren hausieren geht.