Strenge Auflagen, Streit unter Nachbarn, Insolvenz: Mancher Wirt am Marktplatz hat zu kämpfen. Immerhin gibt es auch einen Neubeginn: Die Wunderbar öffnet wieder.

Ludwigsburg - Als Gastronom hat man es am Marktplatz offenbar nicht leicht. Das haben in jüngster Zeit einige zu spüren bekommen. Und zwar nicht nur, weil die Stadt mit ihrer Sondernutzungsverordnung seit einigen Jahren stark reglementiert, was dort erlaubt ist und was nicht. Sondern auch, weil Interessenskonflikte zwischen Nachbarn oder wirtschaftliche Probleme jüngst einigen zu schaffen gemacht haben. Nun könnte zumindest eine Baustelle in der City beendet werden: Der Leerstand der Wunderbar im Haus der katholischen Kirche.

 

Die Gastronomie soll nämlich am Montag, 22. Juni, neu starten – wenn alles gut geht. Denn ursprünglich war die Wiedereröffnung schon für Mitte Mai geplant, doch dann passierte nichts. Auch eine offizielle Eröffnungsfeier Anfang Juni wurde kurz vor knapp verschoben. Aber nun ist es offenbar so weit: Die Wunderbar werde jetzt auf jeden Fall eröffnen, sagt Sven Salwiczek, Pfarrer der katholischen Kirche. Und das, obwohl noch immer die Konzession für den Ausschank von Alkohol fehlt. Es liege zwar ein Antrag auf die Genehmigung vor, doch es fehlten noch Unterlagen, sagt Gerald Winkler, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung.

Wunderbar soll nach bisherigem Konzept laufen

Der frühere Betreiber der „Wunderbar“ hatte im Dezember 2014 Insolvenz angemeldet. Seit Ende Februar stehen die Räume leer. Nun will Spyridon Stamoulis aus Bietigheim-Bissingen die Gastronomie im Haus der katholischen Kirche weiterführen. Für ein Gespräch war der Sohn der Betreiber des griechischen Lokals „Marathon“ in Bietigheim-Bissingen bislang nicht zu erreichen. Nach Angaben der katholischen Kirche soll aber das bisherige Konzept der Kombination von Seelsorge, Begegnung und Gastronomie weitergeführt werden. Es werde weiterhin den Tisch ohne Verzehrzwang, Veranstaltungen der Kirche sowie einen preiswerten Mittagstisch geben, sagt Sven Salwiczek.

Derweil spitzt sich ebenfalls am Marktplatz der Streit zwischen Germano Moro, dem Inhaber des Restaurants „La Signora Moro“, und dem Evangelischen Dekanat weiter zu. Auch die Stadt ist involviert: Moro will jetzt Klage gegen die Verwaltung einreichen, weil sie ihm den zusätzlichen Terrassenplatz nicht genehmigt, den er jahrelang nutzte. Hintergrund ist ein inzwischen monatelanger Streit des Gastwirts mit der Kirche. Diese untersagt ihm, Tische und Stühle vor dem Eingang zum Dekanat zu platzieren. Zuvor hatte Moro die 75 Quadratmeter große Fläche stets nutzen dürfen, sie machte ein Drittel seiner Außengastronomie aus. Im Gegenzug zahlte er der Kirche 1500 Euro im Jahr.

Wirt Germano Moro wartet auf Gespräch mit der Stadt

Doch seit Jahresbeginn will das Evangelische Dekanat dies nicht mehr dulden. Man plane eine neue Nutzung der Räume in Richtung Marktplatz, etwa ein Antiquariat, einen Devotionalienhandel oder ein Bistro, so die Begründung. Zwar ist klar, dass der Umbau nicht mehr in diesem Jahr stattfinden wird, aber das Dekanat will sich schon jetzt als Anlaufstelle positionieren – und nicht vom Sonnenschirm des Restaurants verdeckt werden. Das ist sein gutes Recht: Laut einer Sondernutzungssatzung der Stadt muss der Nachbar zustimmen, wenn ein Lokal in seine Richtung erweitern will – und hat jederzeit Widerrufsrecht.

Moro sagt, er habe bereits vor Wochen um ein Gespräch mit Bürgermeister Konrad Seigfried gebeten, habe aber bislang keine Antwort. „Die Stadt sitzt das aus“, glaubt er. Aus dem Rathaus heißt es, das Thema sei aus Sicht der Verwaltung abgeschlossen. Aufgrund des nachvollziehbaren Wunsches des Evangelischen Dekanats, die öffentliche Fläche vor dem Dekanat frei zu halten oder selbst zu belegen, könne Moro diese Fläche nicht mehr nutzen.

Kommentar: Hemmschuh

Die Stadt Ludwigsburg ist stolz auf ihren Marktplatz – zu Recht. Er hat eine spezielle Architektur, eine besondere Atmosphäre und eine ungewöhnliche Größe. Doch gerade Letztere kann auch ein Problem sein: Immer wieder wird darüber diskutiert, wie der Riesenplatz in der City stärker belebt werden könnte.

Eigentlich sind Gastronomen eine gute Adresse für mehr Publikumsfrequenz. Doch es drängt sich der Eindruck auf, dass die Stadt deren Funktion nicht wirklich zu schätzen weiß. Seit einigen Jahren setzt sie der Kreativität der Wirte enge Grenzen durch strenge Vorgaben. Zum Leidwesen der Gastronomen wird von der Farbe der Sonnenschirme über die Materialien der Stühle bis hin zur Höhe von Pflanzen alles ganz genau geregelt. Dabei würde eine auch optisch bunte Vielfalt sicher eher zur Belebung des Platzes beitragen.

Es spricht nicht gerade für ein brennendes Interesse an einem gut funktionierenden Miteinander am Marktplatz, dass die Stadt nun nicht einmal versucht, im Streit zwischen dem Gastwirt Moro und dem Evangelischen Dekanat zu vermitteln. Bleibt zu hoffen, dass die Wunderbar nun funktioniert – obwohl hier offenbar das gleiche Konzept gilt wie vor der Insolvenz.