Rund 250 Frauen und Männer haben im Residenzschloss gefeiert. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister ehrt Herbert Babel mit der Bürgermedaille für dessen vielfaches Engagement für die Menschen in der Barockstadt.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Der Prunkraum im Schloss Ludwigsburg ist am Freitagabend proppenvoll. Im Ordenssaal sitzen die Gäste dicht an dicht. Zur Stadtgründungsfeier inklusive Verleihung der Bürgermedaille an Herbert Babel sind gut 250 Personen in die gute Stube der Barockstadt gepilgert. Vermutlich würden weit mehr Menschen gerne dabei sein, doch die Plätze sind eben begrenzt. Der Saal mit der hohen Decke und den pompösen Gemälden ist zwar groß, aber nicht groß genug. Egal. Dieser Raum muss es sein. Im Forum zum Beispiel wäre mehr Platz. Aber der Ordenssaal ist halt einzigartig. Diesen Ordenssaal hat Friedrich I., der 1806 zum württembergischen König aufgestiegen war, als Thronsaal während seiner Sommeraufenthalte in Ludwigsburg genutzt.

 

Warum Stadtgründungsfeier im Mai?

An diesem Freitagabend im Mai ist freilich kein König dabei. Und auch der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht, dekoriert mit seiner Amtskette, steht nicht im Mittelpunkt der Feier, die an die Grundsteinlegung für das Residenzschloss am 7. Mai 1704 erinnert. An diesem Abend dreht sich fast alles um Herbert Babel. Der Mann, 80 Jahre alt, bekommt vom OB die Bürgermedaille verliehen, die zweithöchste Auszeichnung, die Ludwigsburg zu vergeben hat. Knecht spricht vom „herausragenden Engagement“ des Geehrten. Eines von Babels wichtigsten Anliegen ist das Thema Fairtrade. Zusammen mit der Fairtrade-Agendagruppe und dem Agendabüro der Stadt hat Babel unermüdlich und mit mächtig viel Herzblut daran gearbeitet, dass Ludwigsburg 2011 – als erste Stadt im ganzen Landkreis übrigens – als sogenannte Fairtrade-Stadt zertifiziert worden ist. Seit 2009 trifft sich die Fairtrade-Agendagruppe regelmäßig. Herbert Babel koordiniert das Wirken der Gruppe in Kooperation mit dem städtischen Agendabüro. Die Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Nachfrage und das Angebot an fairen Produkten in Ludwigsburg zu steigern. Babel, geboren in Schwäbisch Hall, lebt seit 1966 in Ludwigsburg. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und drei Enkel. Er hat von 1966 bis 1969 beim Sozialamt der Stadt Ludwigsburg gearbeitet, 1969 wechselte er in den landeskirchlichen Verwaltungsdienst und 1970 zur Landeshauptstadt, wo er unter anderem Ausländerbeauftragter im Stuttgarter Rathaus war.

Babel hat sich vielfach engagiert

Babel ist ein wahrlich Multi-Engagierter. Er arbeitet unter anderem mit bei seiner Kirchengemeinde, der Kreuzkirche im Schlösslesfeld. Er war 2004 Mitinitiator der Werbekampagne für Grünen Strom. Seit 2003 ist er Mitglied der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Als Mitglied des Stadtteilausschusses Oßweil setzte er sich von 2006 bis 2014 für die Belange Oßweils ein. Babel engagierte sich für den Synagogenplatz. Und und und... „Sie haben unglaublich viel geleistet“, sagt der OB. Mit einer kurzen, engagierten Rede und mit deutlichen Worten bedankt sich der neue Träger der Bürgermedaille für die Auszeichnung. Babel kritisiert unter anderem, dass „die Reichen immer reicher“ werden und „die Armen immer ärmer“. Mit Blick auf auf das Grundgesetz erklärt er zudem kurz und knapp: „Eigentum verpflichtet“.

Passend zum Engagement Herbert Babels für fairen Handel ist die Festrednerin gewählt: die Ludwigsburger Fashion Designerin Sanna Schubert spricht zum Thema „Kann Mode fair sein?“ Kurze Zusammenfassung des kurzweiligen Vortrags: Ja – aber viel mehr Menschen müssten mitmachen und (möglichst weniger) Kleidungsstücke kaufen, die nachhaltig und unter fairen Arbeitsbedingungen produziert werden. Nach dem offiziellen Programm zieht die Festgesellschaft dann um in die Ahnengalerie des Schlosses. Die Veranstaltung mit Häppchen, Getränken und guten Gesprächen endet zu vorgerückter Stunde wie immer: mit dem Singen des Württemberg-Lieds.