Der Ludwigsburger Stadtverwaltung stehen strapaziöse Debatten bevor. Die Lindenstraße in der Unteren Stadt soll umgestaltet – und der Verkehr zu Gunsten der Fußgänger neu geordnet werden.

Ludwigsburg - Falls die Gäste eines Informationsabends zur Neugestaltung der Lindenstraße am Dienstag einen repräsentativen Querschnitt der Quartierbewohner abbildeten, drohen der Ludwigsburger Verwaltung strapaziöse Debatten: So ziemlich jede Probeabstimmung zu den Knackpunkten im Konzept endete mit einem Unentschieden. Der Straßenabschnitt zwischen Holzmarkt und Körnerstraße soll von Herbst an umgebaut werden.

 

Meldeten sich bei der Anwohnerinformation nur wenige zu Wort, als es um die städtebauliche Konzeption ging, hätten bei den Themen Parkplätze und Verkehrsfluss am liebsten alle gleichzeitig geredet. Das Stuttgarter Architektenbüro Zoll, das im Januar mit der Planung beauftragt worden ist, stellte in Sachen Parkplätze drei Varianten zur Debatte: Es wird in dem betreffenden Abschnitt gar nicht mehr geparkt, es wird nur auf einer Straßenseite geparkt, oder es bleibt wie bisher. Das hieße, die bisherigen 33 Stellplätze blieben erhalten. Nach Ansicht des Stadtplaners hieße das aber auch, dass man sich die ganze Mühe sparen könnte: „Damit wären die Nachteile von heute nicht behoben“, sagte Martin Kurt, der Leiter des städtischen Planungsamts. Die Fahrzeuge müssten nämlich da parken, wo man gern mehr Platz für Fußgänger schaffen möchte.

Fußgänger sollen mehr Freude haben

Die Stärkung der Rechte von Fußgängern sei ja gerade eine der Leitideen des Konzepts, ergänzte Ruprecht Neulinger vom Planerbüro Zoll. Während die Fahrbahnbreiten für die Autos mit 3,50 Metern in etwa gleich bleiben, sollen die Gehwege nach der Umgestaltung zwischen 4,60 und 4,80 Meter breit sein. Die Fläche dafür werde zum Teil dadurch gewonnen, dass die sehr hohen Pflanzbeete für die Bäume der Mittelallee, die ohnehin nur als Hundeklos missbraucht würden, abgetragen würden und die gesamte Straße auf ein etwa gleiches Niveau gebracht werde.

Es gehe darum, die Aufenthaltsqualität für Fußgänger zu verbessern, sagte Kurt. Weil die meisten namensgebenden Linden in der Mittelallee beschädigt seien, könne man sie doch komplett entfernen oder an den Straßenrand verlagern, meinte ein Zuhörer. Andere hätten gern den gesamten Straßenabschnitt in eine Fußgängerzone umgewidmet. Beides sei nicht möglich, versicherten die Experten: Die Allee müsse als historisches Erbe bewahrt werden, und eine Fußgängerzone gebe es nur dort, wo viele Ladengeschäfte seien, sagte Kurt.

Die Lindenstraße hat eine Brückenfunktion

Das aber sei nur in der Kirchstraße so, weshalb diese stärker an das Marstallcenter angebunden werden soll. Sowohl gestalterisch als auch mit Blick auf die Straßenverkehrsordnung. Vorstellbar wäre etwa, nur noch dem Lieferverkehr eine Querung der Kirchstraße zu gestatten, sagte Richard Schlichczin vom Straßenverkehrsamt.

„Wir müssen mit der Neugestaltung auch eine Wunde heilen“, erinnerte Axel Müller von der Vereinigung der Innenstadthändler Luis. Die Lindenstraße habe eine Brückenfunktion zu erfüllen: „Es ist die einzige Achse, die von der Unteren Stadt in Richtung Schloss führt.“