Ein halbes Jahr nach der Eröffnung ist das frisch sanierte Vereinsheim des Schwimmvereins Ludwigsburg wieder zu. Die Pächter und der Verein haben sich zerstritten. Es geht um Baumängel, die Pacht und zwei marode Kühlräume.

Ludwigsburg - Die Gaststättenkontrolleure des Landratsamts haben eine beeindruckende Mängelliste erstellt – zumindest, wenn man bedenkt, dass das Vereinslokal des Schwimmvereins Ludwigsburg 08 gerade erst saniert wurde. Elf Mängel werden angeführt, die schlimmsten, so forderten die Lebensmittelüberwacher im Dezember, müssten sofort beseitigt werden, der Rest bis März. Wann und ob das passiert, werden René Steinert und Michael Jäger nicht mehr erleben. Die beiden Pächter räumen zum Monatsende das Lokal des SVL, dem sie den Namen Neckars gegeben und von dem sie sich eine goldene Zukunft versprochen hatten. Stattdessen steht jetzt ein Rechtsstreit an.

 

Das Vertrauen zwischen den Köchen und dem Verein ist mehr als zerrüttet: So gab es unter anderem Streit wegen Baumängeln. Ein Gutachter hat im Auftrag der beiden eine 40-seitige Liste erstellt, nur weniges wurde behoben, die kaputte Tür nicht, der Sprung in der Scheibe einer Glasvitrine nicht und auch der zerkratzte Boden im Gastraum nicht. Der Architekt Volker Heyn, der das Heim im Auftrag des Vereins saniert hat, sagt dazu, es handle sich um Kleinigkeiten, wie sie auf jeder Baustelle vorkämen.

Eröffnung wurde mehrfach verschoben

Zudem musste die Eröffnung immer wieder verschoben werden, weil die Sanierung nicht vorankam. Das Personal, das die Köche für Juni eingestellt hatten, konnte erst am 4. Juli mit der Arbeit beginnen, musste aber dennoch bezahlt werden. Deswegen verrechneten die Köche diese Personalkosten mit den Pachtzahlungen. Das wollte der Vereinsvorstand nicht akzeptieren – immerhin zahlt der Verein die rund 300 000 Euro teure Sanierung mit den Pachteinnahmen ab. Der Vorsitzende Andreas Rülke sagt deshalb: „In Deutschland gilt, dass man in so einem Fall erst einmal bezahlt und dann das Geld wieder einklagt.“ Die Köche sagen: „Unsere Anwältin hat uns empfohlen, die Pacht zu mindern.“

Nun werden sich die beiden Seiten wohl vor Gericht wiedertreffen, und allen Beteiligten droht noch mehr Ungemach – sofern es sie nicht bereits ereilt hat: Die ehemaligen Pächter sind jetzt arbeitslos. Die Gaststätte des SVL ist geschlossen. Der Verein steuert auf ein finanzielles Fiasko zu, die Köche stecken schon mittendrin.

Gaststättenkontrolleure bemängelten die Kühlräume

Das Problem, das die Zusammenarbeit nach all den anderen Streitigkeiten endgültig gesprengt hat, ist die Sanierung der beiden Kühlräume im Keller. Wie die Pächter berichten, waren sie, als sie den Vertrag mit dem Verein unterzeichneten, davon ausgegangen, dass sie im Zuge der Sanierung gerichtet würden. Doch stattdessen seien sie nur notdürftig instand gesetzt worden.

„Lebensmittel konnten wir dort überhaupt nicht lagern. Die Getränkeflaschen haben wir, bevor wir sie nach oben brachten, abwischen müssen“, erzählt Steinert. Denn dort sammelt sich Kondenswasser, der Deckenputz ist aufgeplatzt und bröckelt. Und es schimmelt. Die Gaststättenkontrolleure hätten deswegen nur eine vorübergehende Nutzung für die Getränkelagerung gestattet und darauf bestanden, dass die Räume in Ordnung gebracht würden. Doch der Verein habe sich nicht darum gekümmert. Bei einer weiteren Kontrolle im September sei alles beim alten gewesen, ebenso beim letzten Besuch im Dezember.

Der Konflikt eskaliert

Ein Auszug aus der Mängelliste, die der StZ vorliegt, zum Thema Getränke-Kühlraum: „An der Decke an verschiedenen Stellen befindet sich Schimmel. Im Bereich über den Druckminderern befindet sich ein Loch in der Decke. Hier ist das Mauerwerk offen. Der Bereich ist schimmlig.“

Laut der Schilderung von Steinert und Jäger haben sich die beiden nach der Dezemberkontrolle zunächst an den Architekten Heyn gewandt. „Mit ihm haben wir vereinbart, dass er die Räume im Februar in Ordnung bringt“, sagt Steinert.

Doch weil sie sich nicht allein auf die Zusage Heyns hätten verlassen wollen, hätten sie zudem den Vereinsvorsitzenden Rülke um eine schriftliche Bestätigung gebeten. „Wir mussten schließlich sichergehen, dass das klappt, damit wir nicht am Ende eine Strafe zahlen müssen“, erläutert Steinert. Jäger ergänzt: „Wir hätten auch unsere Konzession verlieren können.“

Der Vereinschef aber wollte offenbar keine Zusage machen. Laut der Pächter kritisierte er stattdessen, dass die Pacht ausstehe. Deshalb zogen die Köche die Reißleine und kündigten. Zurzeit räumen sie das Restaurant und verkaufen ihr Inventar, um ihren finanziellen Schaden zu mindern.

Rülke will sich öffentlich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern. Er teilt nur mit, die Kühlräume seien aus seiner Sicht vorläufig in Ordnung. Irgendwann müsse man sich eben mal darum kümmern. Der Architekt Heyn sieht das ähnlich: Tatsächlich handle es sich um einen leicht zu behebenden Wasserschaden, der wohl vor der Sanierung entstanden sei. Das, so Heyn, hätte im Februar gemacht werden können, wenn sich die Beteiligten denn geeinigt hätten.