Die Ausstellung „Typisch Zigeuner – Mythos und Wirklichkeit“ zeigt, wie die Vorurteile gegenüber Sinti und Roma bis heute überdauert haben. Ergänzende Exponate aus dem Staatsarchiv dokumentieren, wie die Obrigkeit mit der unerwünschten Bevölkerungsgruppe umgegangen ist.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Ludwigsburg - Abschiebung, Ausweisung, Vertreibung: das sind Worte, die auffällig oft in den Dokumenten auftauchen, in denen quer durch die Zeiten von den sogenannten Zigeunern die Rede ist. „Das hat einen hochaktuellen Bezug“, sagt Peter Müller. Es gehe darum, „wie gehen wir mit Flüchtlingen um“. Der Chef des Staatsarchivs Ludwigsburg hat ergänzend zur Wanderausstellung „Typisch ,Zigeuner‘ – Mythos und Wirklichkeit“ Dokumente aus seinem Haus zusammengetragen, welche die Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik gegenüber Sinti und Roma zeigen.

 

Aus Verzeichnissen wurden Deportationslisten

Die nun zu sehenden Schriftstücke reichen vom 16. Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit. Sie zeigen, dass die unerwünschten Sinti und Roma gerne mit vagabundierenden oder kriminellen Personen in einen Topf geworfen wurden. Bei der Obrigkeit standen sie unter Generalverdacht. Diese unerwünschte Bevölkerungsgruppe aus dem eigenen Territorium zu vertreiben war gängiges Prinzip. Dafür erstellte man Listen, um die Menschen zu erfassen. Im 19. Jahrhundert kursierten zum Beispiel „Zigeunerbücher“. Das waren regelmäßig aktualisierte, behördeninterne Personenverzeichnisse. Die Ausstellung zeigt ein Exemplar aus dem Hohenlohischen. Das Erfassen von Personalien war eine Vorgehensweise, die im Mai 1940 begann und schließlich in die Deportation und Ermordung der Sinti und Roma mündete. Eines der Sammellager für Württemberg war die Festung Hohenasperg.

Vom Juli 1940 stammt das Schreiben, in dem der Ludwigsburger OB Karl Franck den Polizeiamtsvorstand um „durchgreifende Maßnahmen gegen die Zigeunerplage“ bittet. Er bezieht sich darin auf den „Zuzug von Zigeunern“, über den die „anständige Bevölkerung“ sehr aufgebracht sei.