Die Junge Oper Stuttgart gastiert erstmals im Ludwigsburger Forum am Schlosspark. Im April 2015 wird die Kinderoper„Die Nixe“ aufgeführt.Noch fehlen Sängerinnen für den Chor der Wasserwesen.

Ludwigsburg – Eine Premiere der besonderen Art wird es im Forum am Schlosspark im April 2015 geben: Dann werden die Junge Oper Stuttgart und das Landesjugendorchester Baden-Württemberg „Die Nixe“ aufführen. Damit kommt nicht nur endlich wieder einmal eine Oper auf die Ludwigsburger Bühne, es ist auch die erste Kooperation dieser Art. Die Regisseurin und Dramaturgin Barbara Tacchini erzählt das Märchen von der Meerjungsfrau als Pubertätsgeschichte.

 
Frau Tacchini, Sie planen eine große Operninszenierung im Ludwigsburger Forum am Schlosspark. Titel: „Die Nixe“. Worum geht es in dieser Oper?
Basis ist Antonín Dvoráks „Rusalka“. Das ist die Geschichte der Meerjungfrau, die es in den verschiedensten Varianten gibt.
Eine Undine?
Ja, eine Undinegestalt. Dvoráks Librettist Jaroslav Kvapil hat drei literarische Grundlagen miteinander verwoben. „Die versunkene Glocke“ von Gerhart Hauptmann, Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau“ und „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué.
Was haben diese Wesen gemeinsam?
Es gibt bestimmte Strukturen und Formen, die in allen Nixenmärchen vorkommen. Die Meerjungfrau, die sich sehnlich wünscht, ein Mensch zu sein und eine Seele zu haben. Und um diese Seele zu bekommen, braucht sie die Liebe eines Mannes. In allen Geschichten kommt es zum Liebesverrat, weshalb die Meerjungfrau und der geliebte Mann zugrunde gehen.
Sie kann dann ja auch nicht mehr zurück.
Nein, das ist eben der Fluch. Die beiden sind für immer untrennbar miteinander verbunden, können aber nicht wirklich eine Beziehung führen. Das ist das Tragische daran.
Welche Musik ist zu hören? Wohl doch nicht nur Dvorák?
Die Oper wird wahrscheinlich 80 bis 90 Minuten dauern. Zwei Drittel davon wird man wirklich Dvorák hören, dazwischen Musik der Komponistin und DJ Alexandra Holtsch, verbunden mit gesprochenen Szenen von Tim Staffel.
Das ist dann ein deutlicher Kontrast?
Ja, Alexandra Holtsch macht elektronische Musik. Sie wird möglicherweise von konkreten Wassergeräuschen wie Gurgeln und Blubbern ausgehen.
Werden Sie „Die Nixe“ als klassisches Märchen oder eher als eine ins Zeitgenössische gedrehte Geschichte erzählen?
Ich werde das nicht in einen realistischen Kontext setzen, die Geschichte wird nicht etwa in einem Einfamilienhaus spielen. Ich möchte gerne das Märchen erzählen, aber natürlich werden auch zeitgenössische Elemente einfließen. Aus heutiger Sicht fragen wir: welche Bedeutung hat der Körper in der Pubertät, und was ist denn eine Meerjungfrau für die Menschen? Warum will sie, gerade als sie beginnt, erwachsen zu werden, unbedingt diese Beine und eine Seele haben? Und wir werden uns überlegen: was ist diese Wasserwelt? Wie kann man eine Umsetzung auf der Bühne finden für das Fließende, Ungeborene? Es geht uns um die Elemente.
Also das Wasser?
Wasser und Erde. Das Wasser ist das Reich der Nixe, da ist der Wassermann, der sie beschützt und beherrscht. Auf der Erde fühlt sie sich verloren – nicht zuletzt, weil die Meerjungfrau bei ihrer Verwandlung in einen Menschen ihre Stimme verloren hat.
Eine Oper, und jemand verliert die Stimme?
Ja, aber wir werden nicht versuchen, realistische Erklärungen dafür zu suchen. Das muss märchenhaft bleiben. Ebenso wie die Hexe, eine unheimliche Frau, die hilft und gleichzeitig einen Fluch auferlegt.
Sie haben sich das Forum am Schlosspark angeschaut, passt alles für Ihre Zwecke?
Ja, ich mag das Forum sehr. Wir spielen ja mit der Jungen Oper meist im Kammertheater, nur alle drei vier Jahre spielen wir auch auf der großen Bühne im Opernhaus.
Wie sieht es mit der Technik aus?
Es gibt keine Drehbühne, aber uns hat schon mal sehr gut gefallen, dass die Podien lautlos fahren. Wir haben schon erste Ideen für ein Bühnenbild, jetzt müssen wir gucken, was wie realisierbar ist.
Gehen Sie mit dieser Inszenierung nach den Ludwigsburger Vorstellungen auf Tour?
Bis jetzt ist noch nichts geplant. Die Proben finden in den Osterferien statt, die Aufführungen in den zwei Wochen danach. Wir arbeiten zusammen mit dem Landesjugendorchester Baden-Württemberg. Die Musiker müssen dann wieder in die Schule. Zudem wird es einen Nixenchor geben. Der besteht ebenfalls aus jugendlichen Laien.
Wie groß wird der Chor sein?
Da denken wir an 30 Mädchen und junge Frauen von neun bis 24 Jahren. Das Casting dafür wird im Oktober sein. Wer eine gute Stimme hat und Lust am Spielen, kann sich bei uns melden.
Sind die Solisten schon bestimmt?
Teilweise. Es werden vier sein.
Die Veranstalter rechnen mit 5000 Besuchern. Können Sie sich im Falle eines Erfolgs weitere gemeinsame Projekte mit dem Forum am Schlosspark vorstellen?
Grundsätzlich schon. Aber im Moment ist das natürlich eine ideale Synergie der drei Koproduzenten: Landesjugendorchester, Forum und Junge Oper.
Es gibt die Hoffnung in Ludwigsburg, dass daraus etwas Dauerhaftes wird. Käme das Forum etwa im Zusammenhang mit der geplanten Sanierung des Stuttgarter Opernhauses als Ausweichquartier in Frage?
Für eine Antwort ist es da noch zu früh. Aber so wie ich es einschätze, käme es allenfalls für die eine oder andere Produktion der Jungen Oper in Frage.