Naturschützer sorgen sich um die Zukunft des Ludwigsburger Favoriteparks und bitten den Landwirtschaftsminister um besonderen Schutz.

Ludwigsburg - Die Eichen im Favoritepark sind zum Teil 400 Jahre alt. Nun scheint für einige das Ende gekommen zu sein. Die Ludwigsburger Gruppe im Bund Umwelt und Natur (BUND) machen dafür den stark gesunkenen Grundwasserspiegel verantwortlich. Außerdem werde das älteste Naturschutzgebiet im Kreis immer mehr von Wohnungen und Hochschulbauten eingekesselt. In einem offenen Brief haben sich die Naturschützer an Alexander Bonde, den Minister für den Ländlichen Raum, gewandt und einen Pflege- und Managementplan für den Park gefordert.

 

Schutzzone wird ignoriert

„Auf unsere Initiative hin wurde um das Naturschutzgebiet ein Puffer in Form von Landschaftsschutzgebieten ausgewiesen“, sagt Elga Burkhardt. „Hier wie im Park selbst aber gab es immer wieder bauliche Eingriffe.“ Als Beispiele dafür nennt die BUND-Vorsitzende und Lubu-Stadträtin unter anderem den Bau einer Unterführung für die S-Bahn-Linie nach Backnang, den Fußgängersteg über die Marbacher Straße und den Fuß- und Radweg entlang der Bottwartalstraße. In der Pufferzone sei munter gebaut worden: zuletzt mehrere Erweiterungen der Pädagogischen Hochschule (PH) sowie zwei Mehrfamilienhäuser. Schon beim Bau der Waldorfschule und einer Sonderschule habe man den Landschaftsschutz schlicht ignoriert.

„Die das Parkbild prägenden Eichen sterben sukzessive ab und stürzen um, ohne dass gleichwertiger Ersatz geschaffen würde“, beklagt Burkhardt. Als eine Ursache dafür hat der BUND eine Absenkung des Grundwassers ausgemacht, was auf die Pumpanlagen in den in allzu großer Nähe errichten Schulen zurückzuführen sei. „Auch die im Park vorhandenen Gewässer trocknen aus.“ Die Naturschützer fordern deshalb eine wissenschaftliche Untersuchung der ehemals vorhandenen Pflanzen- und Tierarten sowie Geld für die Pflege und ein dauerhaftes Monitoring der Schutzgüter und die geschützten Arten.

Warten auf Antwort vom Minister

Das Amt für Forsten im Ludwigsburger Landratsamt verweist auf das Alter der Eichen. „Viele sind über 250 Jahre alt und damit auch einem natürlichen Absterbeprozess unterworfen“, sagt Behördensprecher Andreas Fritz. Nachdem der Fachbereich Forsten im Februar viele alte Bäume gefällt habe, sei nun beabsichtigt, neue Bäume anzupflanzen und jüngere Eichen im Rahmen einer Durchforstung zu pflegen. „Welchen Einfluss der Klimawandel hat und welche anderen Faktoren hierbei noch eine Rolle spielen, lässt sich nicht kausal beantworten“, sagt Fritz. „Die Grundwasserstände außerhalb und im Favoritepark werden regelmäßig gemessen.“

Im Landwirtschaftsministerium wird die BUND-Kritik geprüft. Ein Sprecher versichert, Minister Bonde (Grüne) werde noch in dieser Woche antworten.

Jagdrevier, Tiergarten und Naturschutzgebiet

Mönchwald
Der Ludwigsburger Favoritepark ist 72 Hektar groß. Seine Anfänge gehen auf den mittelalterlichen Mönchwald zurück. Anno 1707 ließ Herzog Eberhard Ludwig davon ein Stück einzäunen, das etwa dreimal so groß war wie der heutige Park.

Fasanerie
Zunächst wurde das Gelände als Fasanerie genutzt. Mit dem Bau des Jagdschlosses Favorite zwischen 1717 und 1723 änderte sich das. Sein heutiges Erscheinungsbild als Weidewald aber erhielt der Park erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als König Friedrich I. von Württemberg einen Tiergarten mit Gänsen und Hirschen anlegen ließ. 1937 wurde der Park zum ersten Naturschutzgebiet im Landkreis Ludwigsburg erklärt. 1990 wurde die Verordnung an moderne Erfordernisse angepasst.