Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Gab’s Überraschungen?
Ja. Für den afrikanischen Schneidermeister. Er fand, eine Hose passe nicht auf eine afrikanische Modenschau. Und ich meinte, dass das vielleicht für die Hauptstadt Ouagadougou zu wenig elegant wäre. In Kongoussi aber schon. Weil wir dort die Modelle zeigen, die man dort bezahlen kann und dort trägt. Wir sind der Laufsteg Kongoussi. Als ich die Hose, die eine der Frauen entworfen und geschneidert hat, gesehen habe, habe ich innerlich gejuchzt. Jede Stoffkante war mit Zickzackstich eingesäumt. Das macht man eigentlich nicht in Afrika. Ich habe zu ihr gesagt: Beatrice, das ist afrikanisch-europäisch. Jetzt ist es so weit. Deshalb heißt das Atelier ja auch Zic-Zac.
Haben Sie denn auch etwas gelernt?
Oh ja. Es ist sinnlos, in Afrika nach einem Schnittmuster zu arbeiten. Dafür variieren die Proportionen viel zu sehr von Mensch zu Mensch. Man arbeitet nach den Maßen von Brust, Oberarm, Po, Knie und Schenkel. Dafür hat man mathematische Formeln. Der Schritt der Hose ist ein Zwanzigstel des Umfangs um den Hintern.
Soll das Atelier langfristig für Europa oder für den heimischen Markt produzieren?
Wir haben die Mädchen gefragt, was sie nach der Ausbildung machen wollen. Alle wollen das Diplom machen, also die staatliche Anerkennung. Dafür müssen sie noch an ihrem Französisch arbeiten. Sie sagen „Madame Anke, wir wollen 100 von 100 Punkten. Deshalb wollen wir den besten Ausbilder. Wir wollen, dass man sagt: die Mädchen von Madame Anke im Atelier Zic-Zac sind die besten im ganzen Land.“
Und danach?
Sechs von zehn Mädchen werden wieder zurück in ihre Dörfer gehen. Sie wollen sich alle selbstständig machen. Zwei wollen noch ein bisschen angestellt arbeiten.