Busse statt Stadtbahn: Die Stadt Ludwigsburg hat am Freitagabend bei den Nachbarkommunen für ihr neues und höchst umstrittenes Verkehrskonzept geworben. Aus Verärgerung haben manche Stadträte die Veranstaltung boykottiert – und auch bei den Anwesenden überwog die Kritik.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg hat die benachbarten Kommunen am Freitagabend über das neue Verkehrskonzept informiert, das die Verwaltung entwickelt hat. Eckpunkte des Papiers sind bereits seit einigen Tagen bekannt, seither wird über den überraschenden Vorstoß gestritten. Die Infoveranstaltung im Kulturzentrum solle, hieß es im Vorfeld, dazu beitragen, die Debatte zu versachlichen.

 

Gelungen ist das nur zum Teil. Eingeladen waren der Kreistag, Mitglieder der Regionalversammlung sowie die Gemeinderäte aus Kornwestheim, Remseck, Möglingen und Markgöningen – mithin Vertreter jener Kommunen, die schon lange den Bau einer Stadtbahn vorantreiben, um die Verkehrsprobleme im Kreis zu lösen. Einige Stadträte hatten zuvor erklärt, die Veranstaltung zu boykottieren – aus Verärgerung darüber, dass der Ludwigsburger OB Werner Spec offenbar gewillt ist, das Großprojekt zu beerdigen. Tatsächlich waren nur rund 50 Plätze besetzt, mehr als doppelt so viele Stühle waren aufgestellt.

Auch unter den Anwesenden überwog die Kritik. Er sei sehr überrascht über die Vorgehensweise der Stadt Ludwigsburg, klagte der Freie-Wähler-Kreisrat und ehemalige Möglinger Bürgermeister Eberhard Weigele. In den vergangenen Jahrzehnten habe die Stadt immer das Signal ausgesendet, dass sie sich zur Stadtbahn bekenne. „Ich verstehe einfach nicht, dass jetzt der Resetknopf gedrückt werden soll.“

Die Zuhörer zweifeln an den von der Stadt Ludwigsburg vorgelegten Zahlen

Im Kern läuft der Ludwigsburger Vorschlag auf eine Kombination aus Eisenbahntrassen und Schnellbuslinien hinaus. Von Markgröningen nach Ludwigsburg soll ein stillgelegtes Gleis reaktiviert werden. Vom Ludwigsburger Bahnhof soll die Eisenbahn dann über ein Gütergleis nach Kornwestheim geführt und auf die Schusterbahn nach Esslingen sowie die Bahn nach Leonberg treffen. In Richtung Remseck sollen Schnellbusse eingesetzt werden. Diese seien, so Spec und sein Baubürgermeister Michael Ilk, günstiger, flexibler und könnten bereits in drei Jahren fahren, während für die Umsetzung der Stadtbahnpläne mehr als zehn Jahre nötig wären.

Er zweifle an diesen Zahlen, erwiderte der Remsecker Bürgermeister Karl-Heinz Balzer. Immerhin müssten für die Schnellbusse, wenn sie einen Nutzen haben sollen, eigene Spuren gebaut werden. Auch die Frage der Bezuschussung sei nicht geklärt. „Da scheinen mir drei Jahre optimistisch gerechnet zu sein.“ Dies monierte auch Wolfgang Hoepfner, der für die Linke im Regionalparlament sitzt und ebenso wie mehrere Vertreter der Grünen aus dem Parlament und den Gemeinderäten dafür warb, die Stadtbahnpläne weiterzuverfolgen. Der SPD-Kreisrat Claus Schmiedel lobte Ludwigsburg zwar für die Idee, das alte Gleis nach Markgröningen zu reaktivieren, warnte aber davor, jetzt alle Stadtbahnpläne zu verwerfen. „Sonst werden wir in zehn Jahren feststellen, dass das ein großer Fehler war.“

Entscheidend wird nun sein, wie sich der Ludwigsburger Gemeinderat positioniert. Rund die Hälfte der Stadträte sieht das Konzept von Spec positiv, die andere Hälfte lehnt es ab. Der Landrat Rainer Haas hat die Ludwigsburger Stadträte daher jetzt in einem Brief erneut aufgefordert, sich endlich zu entscheiden – für oder gegen die Stadtbahn.