Die Stadtbibliothek Ludwigsburg stößt an ihre räumlichen und finanziellen Grenzen. In einer bundesdeutschen Rangliste ist sie auf Platz acht abgerutscht.

Ludwigsburg - Nicht nur die Medien, auch die Schulen haben sich geändert – und damit die Erwartungen an eine Bücherei. Die Stadtbibliothek werde mehr und mehr zum Lernort für Schüler und Studenten, sagt Thomas Stierle. In den letzten zwei, drei Jahren seien die Zahlen der Ausleihen nur wenig gestiegen, die der Besucher hätten aber gewaltig zugenommen. „Der Unterricht hat sich geändert. Die Schüler müssen mehr Referate und Präsentationen machen, und auch die Art der Prüfungsvorbereitung ist anders“, sagt der Bibliotheksleiter. Er möchte auf den Ansturm gern angemessener reagieren, aber es fehlten die Plätze zum Lesen und Schreiben: „An vielen Tagen müssen wir die Leute wieder wegschicken.“

 

Angst vor baulichen Friktionen

Diese Situation könnte sich schon bald ändern. Sobald das Stadtmuseum im kommenden Frühjahr in ihr neues Domizil an der Eberhardstraße zieht, könnte sich die Bücherei im Kulturzentrum ausbreiten. Im Grundsatz ist das auch schon so beschlossen. Doch als der Bibliotheksleiter im Sozialausschuss den neuesten Jahresbericht vorstellte, äußerten sich die Stadträte zurückhaltend. „Wir haben die Visionen der Bibliotheksleitung zur Kenntnis genommen“, sagte Johann Heer (FDP), und auch Michael Vierling (Grüne) findet „den Raumappetit verständlich“. Klaus Herrmann (CDU) will aber zuerst geklärt haben, was genau für die Bibliothek nötig ist. „Wir prüfen zurzeit die Erweiterungsmöglichkeiten“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried. Er befürchtet, „bauliche Friktionen“ könnten die Expansion stark beeinträchtigen. Der Grund: als das 1968 gebaute Kulturzentrum in den Jahren 1999 und 2000 generalsaniert wurde, hat man die Räume des Stadtmuseums ausgelassen. Wohl wissend, dass die historische Sammlung über kurz oder lang ausziehen wird. Das heißt, die Schadstoffsanierung für diese Räume steht noch aus. Im Oktober soll das Prüfergebnis vorgelegt werden. Unter diesen Umständen könne der Gemeinderat schon im Etat für 2013 die erste Rate für die Bibliothekserweiterung einstellen, sagte Claus-Dieter Meyer (CDU). Mit mehr Platz könne er mehr für die Gruppe der 14- bis 19-Jährigen tun, sagt Stierle.

Nur noch Durchschnitt

Im Ranking von 39 deutschen Bibliotheken in Städten mit 50 000 bis 100 000 Einwohnern ist Ludwigsburg auf Platz acht abgerutscht. Im Vorjahr belegte die Stadt noch Platz fünf und 2008 Platz eins. Wegen der Verringerung des Zuschusses im Jahr 2009 könne das Medienangebot nicht mehr ausreichend aktualisiert werden, sagt Stierle. Während die damals beschlossenen Kürzungen für alle anderen Kultureinrichtungen rückgängig gemacht wurden, hat die Bibliothek noch nicht wieder den Wert von 2008 erhalten; damals lag die Förderung etwa bei 250 000 Euro; aktuell fehlen dazu 36 000 Euro. Da er zugleich vermehrt in die elektronischen Medien investieren müsse, spare er an „der sehr speziellen Fachliteratur“. Und wo früher drei Exemplare angeschafft wurden, müsse man sich nun mit einem begnügen. Mit der aktuellen Förderung, umgelegt auf die Zahl der Ausleihen, liege die einst Spitzenplätze belegende Bücherei nur noch im Bundesdurchschnitt.

Stierle freut sich, dass er mit seinen Ideen für eine Lernplattform – zunächst vor allem für Sprachen – auf offene Ohren gestoßen ist. Für die Weiterentwicklung des Konzepts bekommt er 50 000 Euro vom Innovationsfonds des Landes.