Seit Jahren wird die Weiterentwicklung des ehemaligen Baywa-Areals diskutiert. Nun sollten die Stadträte endlich eine Richtungsentscheidung treffen – doch stattdessen wurde diese vertagt.

Ludwigsburg – In punkto ehemaliges Baywa-Areal kommt die Stadt keinen Schritt voran. Eigentlich sollten die Stadträte am Donnerstag im Bauausschuss zumindest einen Grundsatzbeschluss darüber fassen, in welche Richtung die Entwicklung der rund 1,7 Hektar großen Fläche an der Schönbeinstraße gehen soll. Doch auf Vorschlag der CDU wurde die Entscheidung vertagt. Damit bewegt sich wieder einmal nichts auf der Industriebrache. Das ist nicht neu: Bereits seit acht Jahren wird über eine Bebauung der Fläche diskutiert, ohne dass sich dort etwas tun würde. Angesichts des Hickhacks ist nun auch der Investor, die Firma Strenger, verstimmt.

 

Kern des Problems ist der jeweilige Anteil von Wohnen und Gewerbe auf dem Gelände. Lange war unklar, in welchem Mischverhältnis die beiden Nutzungsformen dort angesiedelt werden sollen. Mal wollte man ein reines Gewerbegebiet, dann wieder sollte sowohl Wohnen als auch Arbeiten möglich sein. Auch jetzt ist der Gemeinderat noch gespalten: Während die einen aufrufen, Strengers Wünschen zu folgen, halten die anderen das nicht für notwendig. Die einen sehen die Kombination der Nutzungsformen als Chance, die anderen plädieren für ein reines Gewerbegebiet.

Auch die Stadt sieht sich in einem Dilemma: Sowohl Gewerbeflächen als auch Wohnraum sind knapp. Da das ehemalige Baywa-Areal von jeher ein Gewerbegebiet gewesen sei, müsse man sich gut überlegen, ob man hier Wohnen erlauben solle, sagte Martin Kurt, Leiter des Stadtplanungsamtes, am Donnerstag. Allerdings wolle Strenger dringend auch Wohnhäuser bauen.

Angesichts dieses Zwiespalts präsentierte die Stadtverwaltung den Räten zwei Alternativen für einen Grundsatzbeschluss: Entweder die Entwicklung eines nachhaltigen Gewerbegebiets, auf dem entlang der Schönbeinstraße lediglich Wohnungen für Inhaber oder Beschäftigte der Betriebe angeboten werden dürfen – oder ein eingeschränktes Gewerbegebiet, das von einer allgemeinen Wohnnutzung an der Schönbeinstraße flankiert wird. Als weitere Option, über die allerdings nicht der Bauausschuss, sondern der Verwaltungsausschuss befinden müsste, regte die Stadt an, die Flächen wieder zurückzukaufen und selbst nach eigenem Gusto zu entwickeln.

Doch da hat sie wohl die Rechnung ohne Strenger gemacht. Denn der Investor ist derzeit nicht gut auf das Rathaus zu sprechen. Es mangele an Kommunikation, sagt der Geschäftsführer Karl Strenger. Vor vier Wochen habe man sich mit der Stadt auf einen Entwurf geeinigt, der 40 Prozent allgemeines Wohnen und 60 Prozent Gewerbe auf dem Areal vorsehe – getrennt durch eine Lärmschutzwand mit integrierten Garagenräumen. Und nun fange die Diskussion – ohne Rücksprache mit ihm – wieder bei Null an. „Wir sind an einem Punkt, an dem wir nicht mehr so weitermachen können“, sagt Strenger. Deshalb habe man nun definitiv beschlossen, keine Flächen an die Stadt zu verkaufen.

Strenger will nun den Gemeinderatsbeschluss über die Zukunft des Baywa-Areals abwarten, der Ende Juni ansteht. Allerdings werde man das Gebiet nur weiterentwickeln, wenn – wie jüngst vereinbart – 40 Prozent allgemeines Wohnen samt Lärmschutz erlaubt seien. Wenn nicht, dann werde der Status Quo für die nächsten Jahre beibehalten, so Strenger.