Am Sonntag startet mit „The Voice Senior“ ein neues TV-Format für Musiker jenseits der 60. Charles Duncan aus Ludwigsburg ist 78 Jahre alt und hat es mit einer Sinatra-Interpretation in die Show geschafft.

Ludwigsburg - Dass Charles Duncan in seinem fortgeschrittenen Leben bei einer Casting-Show teilnehmen wird, hätte der 78-Jährige bis vor Kurzem nicht gedacht. Aber dann sah er auf Sat1 eine Werbung für „The Voice Senior“ im Fernsehen. Der neue Ableger der erfolgreichen Gesangstalent-Castingshow soll Musikern jenseits der 60 einen Auftritt im TV und vielleicht sogar eine späte Gesangskarriere ermöglichen. „Eine meiner Töchter war ganz begeistert. ‚Du hast nichts zu verlieren’, hat sie mir gesagt“, erzählt Duncan, der abseits der Bühne einen ähnlich klingenden deutschen Namen hat.

 

So trat er im März beim Casting in Stuttgart auf und sang „Thats Life“ von Frank Sinatra. Er kam bei seinem Auftritt gar nicht bis zum Schluss – die Jury war sofort begeistert von seiner Interpretation des berühmten Sängers. Duncan hat aber auch viel Übung: Seit 1979 tritt der leidenschaftliche Sänger in verschiedenen Kontexten als Jazz- oder Swing-Sänger auf – zuletzt etwa im Breuningerland in Ludwigsburg. Zu Silvester singt er dieses Jahr in der Alten Sonne in Ludwigsburg.

Er imitiert Sinatra so lange, bis er genauso klingt wie er

Früher hat ihn vor allem Frank Sinatra begeistert. Er hörte sich Aufnahmen des Sängers an und imitierte dessen Stimme so lange, bis Außenstehende die beiden kaum mehr unterscheiden konnten. Mit Plattenspieler und Mischpult ausgerüstet, feilte der gelernte Raumausstatter in seiner Freizeit an seiner Stimme und nahm einige Titel auf. „Die Leute dachten am Ende, da singt wirklich Sinatra“, erzählt Duncan. Später entfernte er sich mehr von seinem Idol, „aber die Stimmfarbe ist geblieben“.

Inzwischen mag er Dean Martin eher. „Der kann die größte Schnulze singen und es ist immer noch mit einem Augenzwinkern.“ Seine Gesangsfähigkeiten hat sich Duncan selbst erarbeitet.

Er wuchs zwischen Jägerhof- und Luitpold-Kaserne in Ludwigsburg auf – und entwickelte sein Faible für die Songs der Amerikaner, die dort stationiert waren. Im Treppenhaus seiner Großeltern fing er an, zu singen und zu pfeifen, weil es dort so schön hallte. „Einmal kam der Nachbar raus und meinte: ‚Du gehst mal zum Radio’.“ Daraus ist, außer ein paar eingesungenen Jingles, unter anderem für die Buchhandlung Aigner, nichts geworden. Dafür gab es Auftritte in der Jazz Hall in Stuttgart oder im Jazz Podium der Musikhalle in Ludwigsburg. Seit zehn Jahren steht er mit dem Stuttgarter Jazzpianisten Harald Schwer gelegentlich auf der Bühne.

Noch darf er nicht sagen, wie er bei „The Voice Senior“ abgeschnitten hat

Noch darf Charles Duncan nicht sagen, wie er bei der Castingshow abgeschnitten hat, und ob er die Jurymitglieder Yvonne Catterfeld, Mark Forster, Sasha und Boss Hoss von sich überzeugen konnte. Er erinnert sich gerne an die Dreharbeiten: „Es war toll, Leute aus meiner Generation zu treffen, die die gleichen Lieder kennen wie ich.“ Man habe gemeinsam Songs vor dem Hotel gesungen, es habe sich angefühlt „wie eine zweite Familie“.

Duncan singt auch gerne mal Johnny Cash – dann aber Karaoke

Live auf der Bühne gesehen hat Duncan Frank Sinatra übrigens nie – was ihn ein wenig fuchst. Einmal hatte er zwar die Gelegenheit, als Sinatra 1993 im Ehrenhof des Neuen Schlosses in Stuttgart auftrat. Doch Duncan hatte zeitgleich einen Auftritt in Filderstadt. Und nach Sinatras Konzert trat Duncan als „die europäische Stimme von Frank Sinatra“ im Palais auf. Der Laden war voll, aber Sinatra selbst kam nicht.

Der Ludwigsburger mag übrigens nicht nur die „Rat Pack“-Klassiker, sondern auch Gassenhauer von Johnny Cash oder den Everly Brothers – Songs, die er mit seinem Jazzkollegen nie singen könnte. „Aber da gibt’s ja zum Glück Karaoke.“

„The Voice Senior“ läuft erstmals am 23. Dezember um 20.15 Uhr auf Sat1. Weitere Folgen gibt es am 28. und am 30. Dezember. Das Finale wird am 4. Januar ausgestrahlt.