Krystof Zlatnik, ein Absolvent der Filmakademie, hat bereits zum vierten Mal das Filmfestival „Genrenale“ in Berlin organisiert. Ohne seine Erfahrungen in der Barockstadt hätte es die Veranstaltung möglicherweise nie gegeben.

Ludwigsburg - Er ist acht Jahre alt, als er zum ersten Mal durch Raum und Zeit reist. Seine Mutter schaut mit ihm „2001 – Odyssee im Weltraum“ an. In Stanley Kubricks Science-Fiction-Oper erwacht der Mensch und bricht zu den Sternen auf. Für Krystof Zlatnik ist der Filmklassiker ein Erweckungserlebnis. Es führt ihn von Stuttgart nach Ludwigsburg an die Filmakademie. Und von dort nach Berlin, wo er seither die Genrenale organisiert, das erste deutsche Genrefilmfestival.

 

Mit „2001“ wird aus Krystof Zlatnik ein beinharter Filmfan, genauer gesagt: ein Liebhaber des Genrefilms. Science Fiction, Fantasy, Horror, Thriller – eben alles, was kein Mainstream ist. In den folgenden Jahren taucht der Stuttgarter tief ein in die Welt des 80er-Jahre-Kinos. Die Ghostbusters, ET, Star Wars, er sieht sie alle, und sie prägen seinen Lebensweg. „Das Kino ist ein Fenster zu anderen Welten“, schwärmt Krystof Zlatnik.

Erst die zweite Bewerbung ist erfolgreich

Und an diesen Welten will er mitbauen. Nach dem Abitur am Eberhard-Ludwigs-Gymnasium bewirbt er sich zweimal an der Ludwigsburger Filmakademie, dann erst klappt es, und Zlatnik studiert Spielfilmregie von 2003 bis 2009. Es ist ein Klischeesatz, aber ja, er macht das Hobby zum Beruf. Sein Abschlussfilm „Lys“ erntet viel Lob in Szenekreisen, erhält den Caligari-Förderpreis. Es ist eine Geschichte über ein geheimnisvolles Mädchen, das in einem Atomkraftwerk gefunden wird; der Film flimmert über Leinwände auf Festivals weltweit.

Nach seinem Studium zieht es Krystof Zlatnik nach Berlin, das Zentrum der deutschen Film- und Kreativszene. Seit 2012 lebt er dort. Und verliert keine Zeit: Neben seiner Arbeit als Regisseur und Drehbuchautor vernetzt er sich, lernt andere Fans und Macher des Genrefilms kennen, zuerst via Facebook, später persönlich. Mit dem Producer Paul Andexel organisiert Zlatnik ein Screening für seinen Serienteaser „Land of Giants“, und ein paar weitere Filme und Trailer. Die Vorführung wird ein voller Erfolg. „Viele Filmemacher kamen“, erinnert sich Zlatnik. „Und viele sagten. Von solchen Foren muss es mehr geben“, ergänzt er. Es fehle in Deutschland an Plattformen für den Genrefilm. Natürlich, es gibt das Fantasy Film Fest. „Aber da werden fast nur ausländische Filme gezeigt.“

Der Name ist eine Anspielung

Und deshalb gründen Zlatnik, Andexel und weitere Partner die Genrenale. Der Name? Ist eine Anspielung auf die große ehrwürdige Berlinale, die ebenfalls im Februar stattfindet. „Es gibt wenige deutsche Genrefilme, denen fehlt es an Geld, das schlägt sich auf die Qualität nieder – und dadurch wird weiterhin wenig gefördert.“

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, dabei wolle er helfen. Und ist auf einem guten Weg: Die Genrenale ging 2016 ins vierte Jahr, mittlerweile werden im Schnitt 30 Kurzfilme gezeigt, es gibt zwei Tage Programm, etwa 3000 Besucher kommen üblicherweise. Unter anderem der TV-Sender Tele 5 sponsert das Festival.

Und natürlich gibt es, wie es sich für ein Festival gehört, Preise – mit ungewöhnlichen Namen wie „What the Fuck-Preis“ (mutigster Film), „Killer Performance-Preis“ (beste Schauspieler) und „Anti-Main-stream-Preis“ (selbst erklärend). Ein weiterer Preis wird von Uwe Boll verliehen, der in der Szene hochumstritten ist und von Kritikern mehrfach als schlechtester Regisseur der Gegenwart bezeichnet wurde, zwei seiner Filme wurden für den Negativpreis Goldene Himbeere nominiert. Zlatnik kann das egal sein, denn Boll sichert dem Festival Aufmerksamkeit.

„In Zukunft hoffen wir, mehr Filme in Spielfilmlänge zeigen zu können“, hofft Zlatnik. Auch solle eine Art Branchenmarkt den Genrefilmmachern helfen, Kontakte zu knüpfen. Oft erinnert sich Zlatnik zurück an seine Zeit in Ludwigsburg. Ohne die hätte es das Festival vielleicht nicht gegeben, und Zlatnik hätte vielleicht einen anderen Beruf ergriffen. „Es ist eine gute Schule“, lobt er die Filmakademie, „vor allem für Genrefilme“. Denn denen stehe man in Ludwigsburg offen gegenüber. „Ich habe mich hier wohl gefühlt, mit all den anderen Filmfans, die so tickten wie ich“, sagt der Wahl-Berliner und weiß: Seine Genrefilm-Odyssee wird weitergehen. Die nächste Genrenale findet im Frühjahr 2017 statt.