Der Investor hat auf die harsche Kritik des Ludwigsburger Gestaltungsbeirats reagiert. Die Pläne wurden stark überarbeitet, jetzt werden die historische Bedeutung des Quartiers und das städtebauliche Umfeld berücksichtigt.
Ludwigsburg - Noch im Juni dieses Jahres hatte der Ludwigsburger Gestaltungsbeirat kein gutes Haar an den Entwürfen für die Neubebauung des Schlossareals gelassen: Fassadengestaltung, Bauvolumen und Gliederung der Innenhöfe – alles wurde zerpflückt. Die beauftragten Architekten hätten zu wenig Rücksicht auf die historische und städtebauliche Bedeutung des Quartiers zwischen Kaffeeberg, Schmiedgässle, Marstall- und Stuttgarter Straße genommen. Nun stand das Thema zur Wiedervorlage auf der Tagesordnung: und siehe da, die Kritiker waren voll des Lobes. Das von der Investorengesellschaft beauftragten Planerteam habe sich „richtig ins Zeug gelegt“, freut sich Stadtplaner Martin Kurt: „Die Mängel wurden ausgemerzt.“
Konzept an Hanglage angepasst
Ähnlich hatten sich auch die unabhängigen Architekten im Gestaltungsbeirat geäußert: „Sie mussten ganz schön was einstecken von uns, aber es hat sich gelohnt“, meinte Martin Rein-Cano. Der Funke, den der Beirat mit seiner Kritik gelegt habe, habe ein Feuer entfacht, meinte die Vorsitzende Petra Zeese. Während die Gebäude zur Schlossseite hin – Grafenbau, Gesandtenbau und Kaffeehaus – als Denkmale ganz oder weitgehend erhalten bleiben müssen, darf im rückwärtigen Bereich entlang des Schmiedgässles neu gebaut werden. Die Kasseler Investorengesellschaft Immovation hat das Gelände 2012 erworben. In der Planung geht es gegenwärtig fast ausschließlich um die Neubauten. Diese seien in den stark überarbeiteten Plänen nun so konzipiert, dass sie sich gut in die Topografie einfügten, meinten die Experten im Gestaltungsbeirat.
Die Lage des historischen Ensembles mit mehreren Innenhöfen stellt die Architekten wegen des abfallenden Geländes vor große Probleme. In ihrem ersten Entwurf hatten sie deshalb beabsichtigt, die Schrägen zu beseitigen und eine einheitliche Ebene für alle Innenhöfe zu schaffen. Die Konsequenz daraus aber wäre gewesen, dass Unterschosse hinzugefügt werden müssten, in die aber wegen der eh schon reichlich hohen Firste kaum noch Tageslicht dringen könnte. Der Gestaltungsbeirat hatte diese Planung als zu massig abgelehnt.
In der korrigierten Version des Kasseler Architektenteams Global Conzept bleibt die natürliche Hanglage bestehen und der Investor verzichtet auf zusätzliche Wohnungen im Kellerbereich. Auch in Bezug auf die Fassaden der Neubauten, die im Sommer noch als zu klobig und zu wenig strukturiert abgetan wurden, haben die Architekten sich einiges einfallen lassen.
Nun zeigen sie Ansichten, die auch ins Umfeld passen. Es gebe jetzt längliche Fenster in den Fassaden, wie von den Kritikern gefordert, sagt Stadtplaner Kurt. Lediglich mit der Ansicht einzelner Gebäude im Schmiedgässle sind die Gutachter noch nicht einverstanden. Hier gibt es Fronten, die als überlang empfunden werden.
Bebauungsplanverfahren kann beginnen
Auch das Problem der Zuordnung von Wohnungen und deren Erreichbarkeit über die Hinterhöfe halten die meisten Experten jetzt für gut gelöst. Nach Ansicht der Planer werden diese Freiflächen dadurch halböffentlich. Kurt findet das gut so, weil dadurch noch genug privater Raum erhalten bleibe. Der Grünen-Stadtrat Markus Gericke hätte sich dagegen ganz öffentliche Innenhöfe gewünscht.
Um Zeit zu gewinnen, möchte die Stadtverwaltung nun schon in das Bebauungsplanverfahren einsteigen. Ergänzend dazu solle ein städtebaulicher Vertrag ausgehandelt werden, sagt Kurt. Damit ließe sich die Gestaltung festschreiben und Investor und Stadt blieben in engem Kontakt.