Die Kritik ist nicht verstummt, aber es geht voran: Der Kreistag hat das Konzept zum Bau von Stadtbahn- und Schnellbustrassen im Kreis Ludwigsburg gebilligt – fast einstimmig. Damit kann die Planung beginnen. Sorgen bereiten die enormen Kosten.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - In der Vergangenheit konnte man sich in der Stadtbahn-Debatte im Kreis Ludwigsburg auf eines verlassen: Auf jede Annäherung zwischen der Stadt Ludwigsburg und dem Landratsamt folgte zuverlässig sofort neuer Ärger. Eine Seite schaffte es immer, die andere zu provozieren. Insofern scheint den Beteiligten diesmal tatsächlich ein Durchbruch gelungen zu sein: Der Kompromiss, den der Landrat Rainer Haas und der Oberbürgermeister Werner Spec vor drei Wochen verkündet haben, hält. Nach dem Bauausschuss der Stadt hat nun auch der Kreistag das Konzept gebilligt. Mit nur einer Gegenstimme wurde in der jüngsten Sitzung beschlossen, in die Planung einzusteigen.

 

Der Kompromiss hält – schon das ist eine Überraschung

„Die Vernünftigen haben sich durchgesetzt“, jubelte etwa Armin Haller, der für die Grünen im Kreistag und im Gemeinderat sitzt. „Es geht voran – und zwar mit der Tram!“ Der Kompromiss sieht vor, gleich zwei Großprojekte voranzutreiben, und zwar so schnell wie möglich. Zum einen den Bau einer Stadtbahn von Remseck über Ludwigsburg nach Markgröningen, für die sich der scheidende Landrat und die Bürgermeister der beteiligten Kommunen im Umfeld eingesetzt hatten. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec wiederum favorisiert Schnellbustrassen, die nun ebenfalls realisiert werden sollen – fahren soll der Bus Rapid Transit (BRT) im Ludwigsburger Stadtgebiet, aber auch zwischen Ludwigsburg und Remseck. Der BRT soll auf manchen Abschnitten eigene Fahrspuren erhalten. Der Verlauf und die damit zusammenhängenden Kosten sind noch nicht bekannt.

Trotz des Burgfriedens wurden im Kreistag auch kritische Stimmen laut. Denn mit dem jetzt getroffenen Beschluss erklärt der Kreis seine „grundsätzliche Bereitschaft“, sich an den BRT-Betriebskosten und der Anschaffung der Busse zu beteiligen. Was manchen sauer aufstößt, weil es sich dabei vornehmlich um ein Vorhaben der Stadt Ludwigsburg handele. Im Kern geht es also um die Frage, ob die größte Kommune im Kreis bevorzugt behandelt wird. Der Landrat verneinte dies und versicherte, dass der Kreis auch andere Städte unterstützen werde, wenn diese den Busverkehr verbessern. An einer entsprechenden Regelung müsse nun gearbeitet werden. Hinsichtlich der Kosten konnte er die Kreisräte nicht beruhigen. „Wir wissen noch nicht, was da auf uns zu kommt.“

215 Millionen Euro für die Stadtbahn? Das wird nicht reichen

Letztlich gilt das indes auch für die Stadtbahn. Auch da sind noch viele Fragen offen: beispielsweise, ob neben der Stammstrecke zusätzliche Äste zu Bosch in Schwieberdingen und zu Wüstenrot in Kornwestheim realisiert werden. Die letzte konkrete Aussage zum Investitionsvolumen stammt aus dem Jahr 2016, damals war von 215 Millionen Euro die Rede. Es ist davon auszugehen, dass diese Zahl längst nicht mehr aktuell ist und deutlich höher ausfallen wird. Jetzt erst, mit der Zustimmung der maßgeblichen Gremien, können die Planungen vertieft und die Kostenschätzungen konkretisiert werden. Experten gehen davon aus, dass die erste Bahn frühestens 2030 in Betrieb gehen wird.