Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Sprechen wir dann eigentlich von einem Defizit der Eltern, das die Kinder ausbaden müssen?
Ja. Die Kindergärten holen das zum Teil auf. Eltern fahren ihre Kinder, weil sie ihnen den eigenverantworteten Weg nicht zutrauen und halten sie so künstlich unmündig. Das ist kontraproduktiv. Kinder sind objektiv sicherer, wenn sie ihren Schulweg aktiv selbst gehen dürfen. Im Umkreis der Schul-Rushhour geschehen die meisten Unfälle. Die typischen Unfallkinder sind die passiv gehaltenen Kinder.
Also müssen nicht nur Kinder lernen, sondern auch Eltern – nämlich das Loslassen.
Ganz genau. Eltern müssen lernen, dass ihre Kinder nicht so dumm sind, wie sie glauben. Sie dürfen Kinder nicht unterfordern, aber auch nicht überfordern. Einen Erstklässler sollte man natürlich nicht mit dem Fahrrad zur Schule schicken.
Dennoch wird das Risiko immer Teil unseres Lebens bleiben.
Der Verkehr ist ein Risiko, der zu unserem Leben gehört. Wir müssen also Risikomanagement lernen. Aber das lernen wir nur im Umgang mit den Gefahren. Verkehrskompetenz ist Lebenskompetenz.