An den „Dorn-Bader“ erinnert sich nahezu jeder, der Physik im Gymnasium hatte. Bis heute ist das immer wieder akutalisierte Physikbuch im Einsatz. Sein Mitbegründer und Mitnamensgeber Franz Bader, Gymnasiallehrer in Ludwigsburg und Lehrer-Ausbilder in Stuttgart, ist jetzt im Alter von 96 Jahren gestorben

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Ludwigsburg - Auch wenn es ein bisschen pathetisch klingen mag: Franz Bader hat mir die innere Schönheit der Physik nahe gebracht“, sagt Reiner Schlagenhauf. Der pensionierte Pädagoge genoss Franz Bader als „respektierten und geliebten“ Lehrer bereits als Pennäler im Ludwigsburger Friedrich-Schiller-Gymnasium. Später wurde er ebendort Baders Kollege als Physik- und Mathematiklehrer. Und natürlich nutzte er das Standardwerk, das Generationen von Gymnasiasten durch den Physikunterricht begleitete: den „Dorn-Bader“.

 

„Meine Damen und Herren, bitte nicht einschlafen!“

Schon 1955 hatte sich der engagierte Lehrer Franz Bader mit Friedrich Dorn, der in Stuttgart die Landesanstalt für den Physikunterricht leitete, und weiteren Autoren daran gemacht, ein neues Physik-Schulbuch zu konzipieren. 1957 erschien sie dann: die erste „Dorn-Bader“-Ausgabe für die Mittel- und die Oberstufe – samt Lösungsheften, damals beileibe keine Selbstverständlichkeit. Unterrichtet wird mit dem Buch bis heute, und an den zahlreichen Fortschreibungen und Neuauflagen war Franz Bader noch bis im Jahr 2010 beteiligt. Wegbegleiter und Mitstreiter erinnern sich nicht nur an seine Expertise und sein Experimentier-Händchen. Sie heben auch seine selbst im Alter nicht nachlassende Lust an neuen Entwicklungen und seine Vitalität hervor. „Ich werde nie eine Autorensitzung vergessen, in der er, fast schon 80 Jahre alt und bei weitem der Älteste unter uns, auf den Tisch klopfte und laut und deutlich sagte: ,Meine Damen und Herrn, bitte nicht einschlafen, wir müssen noch einiges erledigen heute’“, erzählt Peter Drehmann, langjähriger „Dorn-Bader“-Mitautor und früher Direktor am Kornwestheimer Ernst-Sigle-Gymnasium.

Neue Medien im Unterricht? Franz Bader nutzte sie schon Mitte der 80er

„Franz Bader war auch einer der Ersten, der die Möglichkeiten der Computersimulation im Lernprozess erkannte“, berichtet Regine Meyer-Arlt vom Westermann-Verlag, der den „Dorn-Bader“ herausgibt. Neue Medien im Unterricht? An dem Thema war Bader schon Mitte der 80er Jahre ganz nah dran: So ersann er früh Physikprogramme auf dem damals neuen Commodore. 1998 verlieh ihm die Deutsche Physikalische Gesellschaft den in der Fachwelt renommierten Robert-Wichard-Pohl-Preis für Physikdidaktik und Experimentalphysik.

Sein ganzes Lehrerleben lang wirkte Bader, der in Ludwigsburg-Hoheneck lebte, am Schiller-Gymnasium. Nachdem er 1959 zum Fachleiter für Physik am staatlichen Seminar für Schulpädagogik berufen worden war, jedoch mit reduzierter Stundenzahl. Die besten Physik-Abiturienten erhalten bis heute einen von ihm gestifteten Preis. Am 27. November ist Franz Bader im Alter von 96 Jahren gestorben.