Am 1. Januar 2014 übernehmen die Stadtwerke das Stromnetz in Ludwigsburg und Kornwestheim. Das Unternehmen zahlt der EnBW zwischen 36 und 38 Millionen Euro.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Nach monatelangen Verhandlungen haben sich die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) und die EnBW auf die Verkaufsmodalitäten für das Stromnetz in den Städten Ludwigsburg und Kornwestheim geeinigt. Die Verträge seien frisch unterschrieben, bestätigt der SWLB-Geschäftsführer Bodo Skaletz. Am 1. Januar 2014, exakt um 0 Uhr, wird das Netz in den Besitz der Stadtwerke übergehen. Über den Preis wurde von den Beteiligten Stillschweigen vereinbart.

 

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung zahlen die SWLB einen Betrag zwischen 36 und 38 Millionen für das 1350 Kilometer lange Netz, die dazugehörige Signal- und Steuerungstechnik sowie mehrere Grundstücke. Ursprünglich hatte die EnBW mehr als 40 Millionen Euro gefordert. „Es war ein hartes Ringen, aber zuletzt ist man aufeinander zu gegangen“, sagt der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec. Die Einigung und die Übernahme des Netzes seien ein „Meilenstein für die Stadtwerke“. Auch die EnBW zeigt sich mit dem Vertragsabschluss zufrieden. „Es ist eine für beide Seiten tragfähige Lösung“, sagt eine Sprecherin.

Nicht nur wegen der unterschiedlichen Preisvorstellungen gestalteten sich die Gespräche kompliziert. Das einst enge Verhältnis zwischen der Stadt Ludwigsburg und der EnBW ist zerrüttet, seit der Gemeinderat 2011 entschieden hat, den Stromkonzessionsvertrag mit dem Konzern nicht zu verlängern und stattdessen die Stadtwerke ins Boot zu holen. Auch Kornwestheim votierte für die SWLB. Damit stand fest, dass die EnBW ihr Netz in beiden Städten verkaufen muss, denn ohne Konzession lässt es sich nicht betreiben. Im Gegenzug zog sich der Konzern als Sponsor der Ludwigsburger Basketballer zurück und kündigte an, das in Ludwigsburg beheimatete Regionalzentrum zu verlagern.

Die Stadtwerke hoffen auf hohe Renditen

Die Stadtwerke indes dürfen sich als Gewinner fühlen, wenn die eigene Kalkulation aufgeht. Sie werden als neuer Netzbetreiber mindestens 20 Jahre, so lange läuft der neue Konzessionsvertrag, von allen Stromanbietern Durchleitungsentgelte kassieren. Eine Million Euro soll dies jährlich einbringen. Skaletz bestätigt die Zahl nicht, sagt aber: „Wir werden, sobald die Anfangskosten abgearbeitet sind, relativ schnell Geld mit dem Netz verdienen.“

Um den Betrieb zu gewährleisten, stellen die SWLB zusätzlich 30 Mitarbeiter ein, auch der Hauptsitz an der Ludwigsburger Gänsfußallee wird vergrößert. Für die Stromabnehmer ändert sich wenig. Für die knapp 70  000 Zähler in Ludwigsburg und Kornwestheim sind künftig SWLB-Mitarbeiter zuständig, ebenso bei eventuell auftretenden Störungen. Das städtische Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2014 die Zahl der eigenen Stromkunden von 9000 auf 12 000 zu steigern. „Das wird nicht einfach, denn der Wettbewerb ist hart“, sagt Skaletz. Um die Produktion zu erhöhen, planen die Stadtwerke mit einem Partner den Bau einer weiteren Biogasanlage auf dem Gelände der ehemals mit Blei verseuchten und inzwischen sanierten Schießanlage in Neckarweihingen.

Die Stadt fordert eine Entschädigung von der EnBW

Ob der Wechsel des Netzbetreibers den Strompreis beeinflussen kann, ist umstritten. Spec geht von einem indirekten Effekt aus. Die EnBW benötige insgesamt höhere Durchleitungsentgelte, so der OB, weil der Konzern auch den ländlichen Raum mit großen Netzen und eher wenigen Abnehmern versorge. Die SWLB hingegen könne sich auf ein urbanes Gebiet konzentrieren und daher geringere Entgelte verlangen. „Die hiesige Wirtschaft und die Bürger werden profitieren“, sagt Spec, betont aber sofort, dass der konkrete Preis, den der Endkunde zahle, „auch von anderen Faktoren abhängt, die schwer kalkulierbar sind“.

Ganz abgeschlossen sind die Verhandlungen nicht, einmal müssen sich beide Seiten noch zusammensetzen. Die Stromkonzession der EnBW ist bereits Anfang dieses Jahres ausgelaufen, und ursprünglich wollten die Stadtwerke das Netz spätestens zu diesem Zeitpunkt übernehmen und Renditen einfahren – aber die EnBW sah sich nicht in der Lage, das Netz so früh zu veräußern. Die Netzentflechtung sei extrem kompliziert, erklärte der Konzern damals. Die Stadt hat daher eine Entschädigung für die entgangenen Einnahmen gefordert. „Die EnBW hat bereits geäußert, dass man über diesen Aspekt noch einmal reden müsse“, sagt Werner Spec.