Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)
Warum gibt es die Vesperkirche in Ludwigsburg erst seit sieben Jahren?
Vogt Lange Jahre hat Stuttgart auch viel für Ludwigsburg abdeckt. Die Brisanz, dass es die Klientel der Vesperkirche gibt, ist in Ludwigsburg erst mit der Zeit wahrgenommen geworden.
Hat man das hier nicht wahrhaben wollen?
Albrecht Ja, vielleicht. Denn in unserer Sozialberatung gab es die Menschen immer. Das ist der Unterschied zu Stuttgart. Wir wollten immer die Begegnung in den Mittelpunkt stellen. Dass sich verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Milieus treffen. Dazu muss man die Vesperkirche in deren Nachbarschaft anbieten.
Vogt Die Stuttgarter Leonhardskirche hat als Milieukirche einen ganz anderen Standort als alle anderen Vesperkirchen, etwa in Esslingen oder in Ludwigsburg. Die sind alle viel zentraler im Bürgertum angesiedelt. Allerdings wurde auch die Vesperkirche in Ludwigsburg anfangs kritisch begleitet. Ursprünglich durfte man hier wegen des offenen Sandsteinbodens nichts ausschenken. Viele konnten sich nicht vorstellen, was mit unserer Kirche passiert.
Die Zahlen dürften die überzeugen, die gezweifelt haben.
Vogt Der Anteil derer, die 1,50 Euro zahlen, wird größer. Am Anfang kamen auch Leute die sehen wollten, was hier passiert – und haben auch zehn Euro für ihr Essen bezahlt. Das lässt nach.
Heißt das, dass die Armut zunimmt?
Vogt Vieles verschiebt sich bei den Besuchern. Die, die aus den sicheren Leben kommen, kommen eher an den Wochenenden. In den ersten beiden Vesperkirchen war das noch anders. Der Anteil derer, die hier ihre Büromittagspause machen, ist kleiner geworden.
Albrecht Besonders an Tagen, wo es richtig voll ist. Es kommen noch die, die wirklich Kontakt suchen.