Ein guter Schluss ziert alles: Ludwigsburgs Basketballer haben im Eurocup mit 90:49 gegen Le Mans gewonnen und sich für die nächste Runde qualifiziert. Am Freitag geht’s in Würzburg erst mal in der Liga weiter.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Ludwigsburg - Der Größenunterschied beim Warmmachen hätte durchaus Angst einflößend sein können. Gegenüber den Patachons von Le Mans Sarthe (der Längste brachte es auf 2,21 Meter) wirkten die Ludwigsburger Basketballer wie kleine Pats. Auf dem Parkett machten die MHP Riesen ihrem Namen dann aber alle Ehre und fegten die Franzosen mit 90:49 förmlich aus der Halle. Am Ende blieb dem bemitleidenswerten Gästetrainer Erman Kunter nur Kopfschütteln: „Ich habe keine Erklärung, unsere Defensivleistung war einfach schrecklich.“

 

Nun spielt eine Mannschaft immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Und die Ludwigsburger ließen am Mittwochabend vor den 2760 Zuschauern eben fast nichts zu, zermürbten die Gäste förmlich. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Le Mans zählt in der nicht gerade schwachen französischen Liga als Fünfter zu den Spitzenmannschaften, schlug noch am Montag den Teilnehmer der Euroleague (vergleichbar mit der Champions League im Fußball) aus Straßburg und hat französische Nationalspieler sowie ehemalige NBA-Profis in seinen Reihen.

Erfolgreicher Reifeprozess

Das ist also kein leichter Gegner, ebenso wenig wie die beiden italienischen Gruppengegner, Gran Canaria oder Alba Berlin. Doch auf dem ungewohnten internationalen Terrain war dieser Erfolg nur die Krönung einer überragenden Gruppenphase, die mit einer nicht für möglich gehaltenen 7:3-Siegesbilanz endete. Platz zwei hinter Gran Canaria blieb als Lohn, der Einzug in die nächste Runde hatte schon seit einer Woche festgestanden. „Das Ganze ist ein Prozess“, sagt der Trainer John Patrick und belegt die Aussage sogleich: „Wir haben uns in jedem Spiel der Rückrunde besser präsentiert als in der Hinrunde.“

Dabei stand die Teilnahme am Wettbewerb lange Zeit auf der Kippe, auch aus finanziellen Gesichtspunkten, bis Sponsoren eine gewisse Absicherung leisteten. Also zieht der Vorsitzende Alexander Reil ein positives Fazit: „Das war schon ein Ausrufezeichen. Sportlich und auch wirtschaftlich war die Gruppenphase absolut in Ordnung.“ Wobei das eine immer mit dem anderen zusammenhängt. Der Zuschauerzuspruch von unter 3000 verleitet nicht zur Euphorie, aber zur Kostendeckung. Und die körperliche Mehrbelastung hat sich nicht negativ zu Buche geschlagen. Im Gegenteil. „Man kann im Nachhinein sagen: so ist die Mannschaft schneller zusammengewachsen“, sagt Reil. Und den Herren Profis war es auch ganz recht so. „Lieber ein Spiel als zweimal Training am Tag“, sagt stellvertretend Adam Waleskoswki. Und überhaupt: „Wir haben viele Spieler dabei, die früher im College gespielt haben, da ist das Programm nicht anders.“

In der Liga folgt ein Hammerprogramm

Aber Achtung, das Hammerprogramm kommt erst noch: Nicht im Eurocup, aber in de Liga. Da geht es Schlag auf Schlag: in Würzburg, München, gegen Bamberg und in Frankfurt. Vier Spiele in zehn Tagen. Reil: „Danach sieht man, wo wir wirklich stehen.“ Aktuell auf Platz zwei der Liga, doch das ist eine Momentaufnahme, nicht zuletzt weil die Partien gegen die großen B’s (Bayern, Bamberg, Berlin) noch fehlen. Immerhin waren die MHP Riesen zwischendurch sogar Tabellenführer, das ist kein Zufall, sondern das Ergebnis kontinuierlicher Arbeit. Unter John Patrick, dem Vater des Erfolgs. „Er ist einer der besten Trainer, die ich in meiner Laufbahn erlebt habe, wenn es gilt, eine Mannschaft zu formen“, sagt zum Beispiel der Center Jason Bonne. Und da kennt der Coach kein Pardon. Speziell in der Vorbereitung regiert bei Patrick das Prinzip Heuern und Feuern. Wenn er mit einem Spieler nicht zufrieden ist, muss er gehen. Da ist er Mister Gnadenlos.

Doch nicht nur der Erfolg gibt ihm recht, auch das goldene Händchen bei seinen Nachverpflichtungen, wie in diesem Jahr mit dem Basketball-Gehirn Mustafa Shakur. „Einen solchen Spieler hätten wir nicht bekommen, wenn wir nicht international spielen würden“, weist der Coach auf einen positiven Nebeneffekt der Eurocups hin. Ein anderer ist die Spielpraxis. Am Mittwoch war das Dutzend voll – alle zwölf Spieler im Kader kamen zum Einsatz und trugen zum Erfolg bei. So brandete in der 38. Minute nochmals Riesenbeifall auf, obwohl die Partie längst entschieden war. Der Youngster Yannick Armbrust machte (nach zwei Assists) seinen ersten Punkt, ein kleiner Höhepunkt für den 20-Jährigen, der aus der eigenen Regionalliga-Mannschaft zum Kader stieß und bisher nur ein paar Sekunden Einsatzzeit hatte.

Am Freitag bei seinem Ex-Club Würzburg hofft Patrick wieder auf den leicht erkälteten Tekele Cotton. Was ihn erwartet, weiß der Coach. „Eine kleine, alte Halle, in der es kocht.“ Doch Ludwigsburg kocht inzwischen nicht nur mit Wasser, sondern mit dem Selbstvertrauen eines Eurocup-Teilnehmers.