Die Mieter des Ludwigstifts an der Reinsburgstraße in Stuttgart-West sind vorerst in anderen Einrichtungen untergebracht. Ihre Zimmer sind nach dem Brand in der Nacht zum Montag nicht bewohnbar.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Der dritte Alarm für die Stuttgarter Feuerwehr ist im Nachhinein betrachtet der dramatischste gewesen: Die Einsatzkräfte mussten in der Nacht zum Montag ein Feuer in einer Seniorenwohnlage an der Silberburgstraße im Stuttgarter Westen löschen. Im Schlaf war eine 78-jährige Frau vom Feuer überrascht worden. „Das sind die belastendsten Einsätze, wenn es um Menschenleben geht“, sagte Sebastian Fischer, der Sprecher der Feuerwehr, am Montag im Rückblick auf die Ereignisse. Am Samstag waren die Retter wegen des Großbrands einer Sporthalle in Vaihingen und eines Brands in der Haltestelle Charlottenplatz ausgerückt.

 

Gegen 1.30 Uhr am Montag erreichte der Alarm die Leitstelle. Bewohner hatten den Rauch bemerkt, der aus dem Zimmer einer Bewohnerin des vom Wohlfahrtswerk getragenen Ludwigstifts kam. Das Feuer war im zweiten Stock ausgebrochen. Als die Rettungskräfte dort ankamen, schlugen bereits Flammen aus der Wohnung der 78-Jährigen. Die schwer verletzte Frau lag auf dem Flur. Sie wurde vom Rettungsdienst reanimiert in ein Krankenhaus gebracht. Sie erlitt eine schwere Rauchgasvergiftung und Verbrennungen. Am Montagvormittag konnte die Polizei Entwarnung geben, die Frau war außer Lebensgefahr. Ein weiterer Bewohner wurde schwer verletzt. Zehn Personen mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Mit so genannten Rauchschutzhauben brachten Feuerwehr und Polizei mehr als 40 Personen aus dem Gebäude. Die Hauben dienen als Schutz vor den giftigen Rauchgasen und können nach einer kurzen Einweisung verwendet werden. 21 Personen kamen in anderen Heimen des Wohlfahrtswerks unter, zum Beispiel in der Eduard-Mörike-Wohnanlage im Süden und im benachbarten Pflegeheim. „Sie waren natürlich alle sehr schockiert“, sagte Katja Kubitziel, die Sprecherin des Wohlfahrtswerks, am Montag. Bei manchen sitze der Schreck so tief, dass man wohl auf das Angebot des Sozialamts zurückgreifen werde und die Mieter von Notfallseelsorgern betreuen lassen werde. Sie könnten zunächst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren, berichtete Kubitziel. Zerstört sei außer der Wohnung, in der das Feuer ausgebrochen war, nichts. „Aber es ist alles total verraucht, da kann man jetzt nicht rein.“ Die Schadenshöhe stehe noch nicht fest.

Die Feuerwehr war nicht nur durch Anrufer, sondern auch durch die Brandmeldeanlage der benachbarten Pflegeeinrichtung alarmiert worden. „Dort ist diese Anlage Vorschrift“, sagte Kubitzierl. In der Wohnanlage muss keine installiert sein. Sie gelte als Wohnhaus. In den Räumen der Bewohner sollten demnächst Rauchmelder installiert werden. „Wir hatten das im Vorgriff auf die gesetzliche Pflicht, die kommt, vor“, sagte Katja Kubitziel.

Die Wohnungen sollen Rauchmelder erhalten

Eine Brandmeldeanlage habe es in der Sporthalle, die am Samstag in Vaihingen niederbrannte, nicht gegeben, sagte der Feuerwehrsprecher Sebastian Fischer. Auch in einer Anlage wie der Sportinsel seien solche Melder nicht vorgeschrieben. Der Brand habe eine gewaltige Dimension gehabt. „Da staunen selbst gestandene Feuerwehrleute, wie schnell die Halle komplett in Flammen stand.“ Das Feuer soll in der Sauna ausgebrochen sein. Die genaue Ursache konnte weder in Vaihingen noch im Westen bisher ermittelt werden. „Die Geschwindigkeit des Feuers können wir mit einer Durchzündung erklären“, sagte Fischer. In der Halle hätten sich vermutlich Gase gesammelt, die dann abgebrannt seien. „Solche Feuer sieht man in einer modernen Großstadt kaum noch.“