Das abrupte Aus für die Fluglinie Intersky mit Sitz in Bregenz bringt auch den Heimatflughafen Friedrichshafen in Bedrängnis. Auch der Flughafen Memmingen war von den Österreichern angeflogen worden.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Friedrichshafen - Die österreichische Regionalfluglinie Intersky ist pleite. Wie das Unternehmen mit Sitz in Bregenz (Vorarlberg) am Freitag bekannt gab, wird am Montag beim österreichischen Landesgericht Feldkirch Insolvenz eingereicht. Gespräche mit potenziellen Investoren seien endgültig gescheitert, teilte die Fluglinie auf ihrer Homepage mit. Bereits am Donnerstag Abend hatten die Regionalflughäfen Friedrichshafen und Memmingen gemeldet, sämtliche Flüge mit Intersky würden kurzfristig und ersatzlos gestrichen.

 

Friedrichshafen ist Heimatflughafen der österreichischen Fluglinie gewesen. Passagiere die am Donnerstag Abend aus Hamburg, Berlin und Düsseldorf an den Bodensee zurückfliegen wollten, waren die ersten Leidtragenden. Zu diesem Zeitpunkt waren zwei Leasingflugzeuge bereits vom Besitzer sichergestellt worden. Bis Freitag hatte der US-amerikanische Leasinggeber Castellake dann alle vier in Friedrichshafen stationierten Maschinen vom Typ ATR 72 und Dash 8-Q300 abgezogen und nach Maastricht fliegen lassen.

Dass die Firma aus Vorarlberg hoch verschuldet ist, war in der Branche bekannt, seit langem war nach Angaben der Geschäftsführerin Renate Moser ein Käufer für die angeschlagene Fluglinie gesucht worden. Wie hoch genau die Verbindlichkeiten am Schluss waren, wollte Moser am Freitag nicht sagen. Nach österreichischen Medienberichten stand Intersky zuletzt mit 17 Millionen Euro in der Kreide.

Tausende Fluggäste müssen sich ans Landgericht wenden

Sämtliche 150 Beschäftigten drohen nun ihre Jobs zu verlieren. Möglicherweise verlieren außerdem Tausende Fluggäste, die im voraus Tickets gekauft haben, ihr Geld. Auf der Firmenhomepage erklärte Intersky dazu lediglich, sämtliche Forderungen – auch jene von Passagieren mit gebuchten Tickets – müssten von Montag an beim Landesgericht Feldkirch geltend gemacht werden. Ein Aktenzeichen, das dafür notwendig ist, will das Unternehmen veröffentlichen, sobald es von einem Richter zugewiesen wurde.

Auch für die Flughafengesellschaft Friedrichshafen, an der das Land, die Stadt Friedrichshafen und der Bodenseekreis gut 40 Prozent der Anteile halten, bedeutet das Aus des österreichischen City-Zubringers einen herben Schlag. Intersky, teilte die Flughafenleitung in einer Erklärung mit, sei mit jährlich zuletzt rund 115 000 Passagieren die wichtigste Regionalfluggesellschaft gewesen. Knapp 20 Prozent aller Fluggäste flogen mit den Bregenzern. Ziele waren zuletzt die Flughäfen Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Hamburg gewesen. Der Flughafen wolle jetzt „mit Hochdruck am Aufbau von alternativen Flugangeboten“ arbeiten, um die „entstehende Lücke möglichst umgehend zu schließen“, hieß es. Welche Folgen die wirtschaftliche Insolvenz für den ohnehin defizitären Flughafenbetrieb haben wird, ist offen.

Hamburg, Berlin und Köln werden von Memmingen aus nicht mehr angeflogen

Betroffen ist auch der grenznahe bayerische Regionalflughafen Memmingen. Dort sind seit Donnerstag Abend die Destinationen Hamburg, Berlin und Köln gestrichen. Bis zum Jahresende fehlen nach Schätzung des Memminger Flughafengeschäftsführers Ralf Schmid damit rund 6000 Passagiere. Am Jahresziel von 860 000 beförderten Fluggästen hält Schmid jedoch fest. Die Strecke Memmingen-Köln war erst am 5. Oktober gestartet worden. Der Flughafen Memmingen ist hoch verschuldet, Ende vorigen Jahres mussten die Gesellschafter mit einen Zwischenkredit einspringen, um den Flugbetrieb zu sichern.

Noch Mitte September hatte Intersky angekündigt, mit einem Investor vor dem Abschluss zu stehen, der Intersky zu 100 Prozent übernehmen wolle. Seit 2012 war die deutsche Intro-Group mit Sitz im mittelfränkischen Reichenschwand Hauptgesellschafter der Fluglinie. Aus „Vertraulichkeitsgründen“, hieß es damals, könne der Name des Interessenten nicht genannt werden. Wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Freitag meldete, handelte es sich um die Firma MDA Mitteldeutsche Aviation mit Sitz in Weimar. Am Mittwoch Abend soll MDA per Mail mitgeteilt haben, dass ein Kauf von Intersky nicht in Frage komme.