Ein Fahrdienstleiter der Bahn setzt einen Notruf an einen Lokführer ab. Geht dieser ins Leere, können unter Umständen verheerende Unfälle folgen. Hunderte Kilometer des bundesweiten Streckennetzes der Bahn sind lückenhaft.

Stuttgart - Auf 330 Kilometern des deutschen Streckennetzes ist der Notfallfunk der Bahn, mit dem die Lokführer über Gefahren informiert werden, nicht verfügbar. Ein Bahn-Sprecher sagte am Donnerstag in Stuttgart, auf 99 Prozent des 33 000 Kilometer langen Netzes sei die sogenannte Funkausleuchtung aber ausreichend.

 

Die EU-weite Vorgabe liege bei 95 Prozent. Der Sprecher verwies darauf, dass das Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde bestätige, dass kein Bahnunfall bekannt sei, der auf Sicherheitsmängel im Funkverkehr zurückzuführen sei.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ist alarmiert. Der Kontakt zur Bahn sei aufgenommen und ein Treffen sei geplant, sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag in Stuttgart. „Der Minister möchte bald möglichst wissen, wie der Stand ist und wie die Bahn mit dem Thema umgeht.“ Eine detaillierte Darstellung sei nötig.

Hintergrund ist das Bahnunglück in Bad Aibling in Bayern mit elf Toten, bei dem der Funkverkehr zwischen Fahrdienstleiter und Lokführer möglicherweise eine Rolle spielte. Wegen Spekulationen über ein Funkloch nahe dem Unglücksort wurden die Ermittlungen zur Aufklärung der Unglücksursache auf diesen Aspekt ausgeweitet.

Allein im Südwesten 52 Funklöcher

Ein Bahn-Sprecher hatte am 18. Februar erklärt, das Unternehmen überprüfe regelmäßig die Funkversorgung auf der betroffenen Bahnstrecke in Bayern. Bei der zurückliegenden Überprüfung sei die vollständige Funkausleuchtung für den Streckenabschnitt zwischen Bad Aibling und Kolbermoor festgestellt worden.

Nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) gibt es allein im Südwesten 52 Funklöcher. Diese Sicherheitslücke sei der Bahn offenbar bereits seit Jahren bekannt. Der Funk sei in Baden-Württemberg zurzeit auf fast 60 Kilometern unterbrochen, berichtete der Sender unter Hinweis auf Konzernunterlagen. Betroffen seien etwa die vielbefahrene Rheintalstrecke Achern-Offenburg und die Verbindung Stuttgart-Ulm. Auch etliche eingleisige Strecken im Land wiesen Funklöcher auf.

Die „Stuttgarter Zeitung“ berichtete über Funklöcher in der Region Stuttgart. So gebe es zwischen dem Hauptbahnhof der Landeshauptstadt und dem Landesflughafen sechs solcher Sicherheitslücken.