Deutschland und Frankreich verständigen sich nach langem Ringen auf eine neue Anteilsstruktur des europäischen Luft- und Raumfahrtriesen EADS. Der Konzern will 15 Prozent der Aktien aufkaufen.

Stuttgart - Frankreich und Deutschland haben sich nach zähen Verhandlungen auf eine neue Anteilsstruktur für den europäischen Luft- und Raumfahrtriesen EADS geeinigt. Danach wird es künftig eine staatliche Höchstbeteiligung von insgesamt 28 Prozent geben. Deutschland und Frankreich werden jeweils zwölf Prozent halten; auf den dritten staatlichen Eigner, Spanien, entfallen vier Prozent.

 

Deutschland, Frankreich und Spanien werden ein wechselseitiges Bezugsrecht erhalten. Die geänderte EADS-Satzung, so heißt es in einer Mitteilung, werde eine Eigentums- und Stimmrechtsbeschränkung auf 15 Prozent enthalten, die weder von Einzelaktionären noch von Aktionärsgruppen überschritten werden darf. Ein Vetorecht ist für keinen Eigner vorgesehen. Der Daimler-Konzern und die französische Lagardère-Gruppe werden ihre Anteile „weitgehend reduzieren“, heißt es weiter. Daimler hält dann noch etwa acht Prozent. Der Streubesitz der Aktie wächst von knapp 50 auf mehr als 70 Prozent. „Wir vollziehen damit die wichtigste Änderung seit der Gründung von EADS vor mehr als zwölf Jahren“, sagte EADS-Chef Tom Enders.

Vertrag soll deutsch-französisches Gleichgewicht gewährleisten

Deutschland will mit seiner Beteiligung an dem Branchenriesen die Machtbalance mit Frankreich erhalten. Der staatliche Einfluss war lange ein Zankapfel zwischen den Regierungen. Die EADS sieht in dem verringerten Staatsanteil eine Normalisierung und Vereinfachung der Konzernführung. Die Neuordnung war nötig geworden, da die privaten Großaktionäre Daimler und Lagardère sich aus dem EADS-Kapital zurückziehen wollen. Der deutsche Autokonzern und die französische Mediengruppe waren maßgeblich am bisherigen Aktionärspakt zur Beherrschung der EADS beteiligt. Der Vertrag sollte das deutsch-französische Gleichgewicht im Unternehmen gewährleisten. Anstelle des Pakts soll nun eine „neue, begrenzte Vereinbarung zwischen den Regierungen Frankreichs, Deutschlands und Spaniens“ treten, heißt es in der Mitteilung. Die Leitung der operativen Geschäfte wird den Plänen zufolge nach einem Umbau der Führungsstruktur künftig nicht mehr unter dem Einfluss verschiedener Anteilseigner oder Aktionärsgemeinschaften stehen.

Angesichts der Besonderheiten des Rüstungsgeschäfts vereinbarten Frankreich und Deutschland zudem, ihre Sicherheitsinteressen in diesem Bereich durch „nationale Verteidigungsunternehmen“ abzusichern, die die jeweiligen militärischen Programme verwalten sollen. Die EADS plant zudem ein Programm, um bis zu 15 Prozent der nun auf den Markt kommenden Aktien zurückzukaufen und dann einzuziehen. Wie das finanziert wird, ist unklar. In den bisherigen Diskussionen war von einem Schritt in dem Umfang keine Rede.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Neuordnung der Machtstruktur als zukunftsweisend für Europas Flugzeugbau gewürdigt. Die Bundesregierung sei überzeugt, dass mit den Vereinbarungen „die Erfolgsgeschichte dieses deutsch-französischen Projekts fortgeschrieben werden könne, ließ sie mitteilen. Auch Frankreichs Präsident François Hollande begrüßte die Einigung. Sie garantiere den Schutz der französischen, deutschen und spanischen Staatsinteressen und gebe dem Unternehmen die nötige Handlungsfreiheit.