1975 wird die einst selbstständige Gemeinde nach Leonberg eingemeindet. Aktuell zählt sie 2403 Bürgerinnen und Bürger.

Wenn jemand etwas über die Entwicklung des kleinsten Leonberger Teilortes in den vergangenen 50 Jahren erzählen kann, dann ist es Martin Epple. Der 70-Jährige erblickte 1951 in seinem Elternhaus in Gebersheim das Licht der Welt. „Damals waren Hausgeburten ganz normal.“ Seine Kindheit verbrachte er im Ort, er ging hier auch zur Schule. Das Schulgebäude stand in der heutigen Quellenstraße. In zwei Zimmern wurden alle Kinder von der ersten bis zur achten Klasse unterrichtet. „Nur wenige Kinder haben die weiterführende Schule besucht“, erinnert sich Epple.

 

Die Sparkassen-Schließung sieht er kritisch

Seine Lehre machte der gelernte Einzelhandelskaufmann bei Feinkost Böhm in Stuttgart und stieg 1969 in den Gebersheimer Lebensmittelmarkt ein, den die Familie schon seit 1928 führte. Martin Epple ist mit seiner Frau Irmgard, die aus Renningen stammt, fest in Gebersheim verwurzelt. Der Vater zweier Kinder ist seit 1975 in der Kommunalpolitik aktiv, ist nach wie vor für die Freien Wähler im Ortschaftsrat. Er war stellvertretender Kommandant bei der Feuerwehr, ist Mitglied im Förderverein des Bauernhausmuseums, im Liederkranz und im Sportverein.

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„Gebersheim hat sich immer den dörflichen Charakter bewahren können, der Teilort ist klein und übersichtlich geblieben, trotzdem brauchen wir eine gewisse Infrastruktur“, sagt Epple, der mit seiner Frau mit allen Kräften darum gekämpft hatte, einen Nachfolger für seinen Lebensmittelmarkt zu finden, der die Nahversorgung auch künftig sichert.

Das gelang – mit einigen Hürden, die gemeistert werden mussten – mit der Gründung einer Genossenschaft, die seitdem im „Gebers Landmarkt“ vor allem auch mit Produkten aus der Region punktet. Die Schließung der Kreissparkassen-Filiale im Ort sieht er sehr kritisch, vor allem für die älteren Menschen, „zumal wir noch immer keine Busverbindung nach Höfingen haben“.

Kaum noch Entwicklung seit der Jahrtausendwende

Martin Epple kennt sein Heimatdorf wie seine eigene Westentasche. Er weiß um die Geschichte des „Fleckens“, der im Jahr 1966 noch 960 Einwohner zählte und 34 Jahre später, zur Jahrtausendwende, auf 2270 Einwohner angewachsen war. Stand April 2022 wohnen 2403 Menschen in dem Leonberger Teilort. „In dieser Hinsicht hat sich Gebersheim in den letzten 20 Jahren nur langsam entwickelt.“

Es fehlten schlichtweg die Expansionsflächen. „Außerdem haben wir schon immer die Innen- der Außenentwicklung vorgezogen.“ Baupotenzial gäbe es derzeit noch östlich des Ortes beim Oberen Mühlweg. „Leider gibt es dort keine Bauverpflichtung, sodass einige Besitzer keine Eile haben, weil sie ihre Grundstücke an die Nachkommen vererben wollen.“

Die erste Siedlung entsteht in der Schießrainstraße

Das erste Siedlungsgebiet wurde 1965 im südöstlichen Teil in der Schießrainstraße mit 21 Häusern von der württembergischen Landsiedlung entwickelt. „Einige Menschen kamen aus Bessarabien oder auch aus Schlesien zu uns“, sagt Epple.

In den 1970er Jahren wurde beidseitig der Zollernstraße sowie an der Rötestraße neuer Wohnraum erschaffen. Die Firma Bosch erwarb im Gebiet Am Schlauchengraben/Alte Dorfstraße eine Fläche, die früher landwirtschaftlich genutzt wurde, und errichtete dort Wohnungen für ihre Mitarbeiter. In der Zwischenzeit ist dort auch privater Wohnraum entstanden.

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Die alte Schule im Ortskern wurde langsam zu klein. Anfang der 1970er Jahre war der Neubau an der Heimerdinger Straße für die künftigen vier Klassen bezugsfertig. So auch eine neue Turn- und Festhalle sowie der Kindergarten. Direkt am Waldrand „An der Hohlen Eiche“ bekamen die Gebersheimer ihren Sportplatz, einige Jahre später einen zweiten. Die neu gegründete Tennisabteilung siedelte sich einige Meter entfernt von diesem Areal mit ihren Plätzen an.

Gebersheim wird zwangseingemeindet

Noch kurz vor der Eingemeindung Gebersheims nach Leonberg (1975) wurden in der Heimerdinger Straße eine Kleinschwimmhalle sowie ein Bürgerhaus errichtet. Die Schwimmhalle wurde 1985 mit einem Dampfbad, einer Sauna und einem Solarium ausgestattet. Doch diese Freizeiteinrichtung war irgendwann zu kostspielig. 2011 bekam Gebersheim die Gäublickhalle für insgesamt fünf Millionen Euro, musste dafür aber das Areal um das Bürgerhaus für 1,5 Millionen Euro verkaufen.

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An die Eingemeindung nach Leonberg und die heftigen Diskussionen, die damals geführt wurden, kann sich Martin Epple noch genau erinnern. „Wir hätten nur dann freiwillig zugestimmt, wenn wir die Zusage von mindestens zwei Sitzen im Leonberger Stadtrat bekommen hätten.“ Weil dies nicht passierte, wurde die Gemeinde schließlich zwangseingemeindet.

Das Industriegebiet wird weiterentwickelt

Ein Industriegebiet mit kleineren Handwerksunternehmen hat sich Anfang der 1970er Jahre im südlichen Teil von Gebersheim in der Carl-Zeiss-Straße angesiedelt. „Das soll jetzt in drei Stufen in Richtung Leonberg weiterentwickelt werden, und wenn alles nach Plan läuft, kann dort Anfang 2024 gebaut werden“, sagt Martin Epple.

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Bedarf sei allemal da. „Bei der Stadt gingen schon viele Anfragen ein. Vor allem von Interessenten, die, weil sie vielleicht zu klein sind, im neuen Gewerbegebiet Leo-West nicht zum Zuge gekommen sind.“