Seit Januar gilt der Luftreinhalteplan für die Stadt Remseck – doch noch immer ist er nicht komplett umgesetzt. Jetzt deutet sich sogar eine weitere Verzögerung an.

Remseck - Die Anwohner in der Remstalstraße sind in gewisser Hinsicht einigen Kummer gewohnt. Seit Jahren fahren vor ihrer Haustür in Remseck-Neckarrems täglich zigtausende Autos vorbei, seit Jahren soll sich das ändern – bisher ohne nennenswerten Erfolg. Aktueller Hoffnungsschimmer ist eine Ampel, die vor dem Ortschild aufgestellt werden und so den Stau zumindest aus dem Stadtteil raushalten soll. Doch selbst auf diese Lösung müssen die Bewohner der Remstalstraße womöglich länger warten.

 

Immenser Planungsaufwand für die Ampel

Wie das Landratsamt Ludwigsburg mitteilt, wird die Anlage „voraussichtlich nicht“ wie bisher geplant am 1. Juli in Betrieb gehen. Stattdessen sei es schwierig, einen Zeitpunkt zu nennen, wann die Ampel stehen werde, heißt es. Der Grund: Die komplexe Verkehrssituation vor Ort. Der Planungsaufwand für die Ingenieure sei „immens“, meint Andreas Fritz, Sprecher der Kreisbehörde.

Karl-Heinz Balzer, der Erste Bürgermeister von Remseck, erklärt das so: Das vom Landratsamt mit dem Bau der Ampel beauftragte Büro muss nicht nur den Verkehr in Neckarrems berücksichtigen. Auch die Kreuzung der Remstalstraße mit der Fellbacher Straße am Rathaus werde einbezogen; außerdem der große Verkehrsknoten jenseits des Neckars, bei der Endhaltestelle der Stadtbahn. Beide Gabelungen gehören zu den verkehrsreichsten Landesstraßen im Kreis, mehr als 30 000 Fahrzeuge fahren dort täglich über den Neckar. Die umfangreichen Berechnungen seien aber notwendig, meint Balzer. „Eine isolierte Ampel reicht nicht.“ Denn in das Programm, wann die neue Anlage auf Rot oder Grün umschaltet, müssten auch die Signale an den anderen Kreuzungen einbezogen werden. Sonst entstünde womöglich noch mehr Wartezeit für die Autofahrer – und noch mehr schädliches Abgas auf den Remsecker Straßen.

Ärger über den Luftreinhalteplan

Die Hoffnung, dass die Ampel wie geplant zum 1. Juli in Betrieb geht, hat Balzer noch nicht aufgegeben. „Man hat mir versichert, dass alles dafür getan wird, den Zeitplan einzuhalten.“

Ärgerlich für die Anwohner ist die Verzögerung vor allem, weil sie Teil eines Luftreinhalteplans ist, über dessen Entstehung in Remseck keiner so recht glücklich war. Nachdem vor Jahren überhöhte Schadstoffwerte gemessen wurden, war das Stuttgarter Regierungspräsidium schon zum 1. Januar 2016 in der Pflicht, für bessere Luft zu sorgen. Ein Entwurfspapier aus dem vergangenen Jahr sah dann zwei Lkw-Durchfahrverbote im Remsecker Ortsteil Hochberg und in der Remstalstraße vor. Von diesen Vorhaben kam nach Protesten der umliegenden Kommunen aber nur eines – und mit ihm der Ärger der Anrainer und Kommunalpolitiker.

In Neckarrems würde es auch eine Ampel tun, beschieden die Stuttgarter Verkehrsplaner, ein Gutachten prognostiziere auch für diesen Fall, dass die Grenzwerte unterschritten würden. Das Leuchtsignal soll den täglichen Stau auflösen oder zumindest auf das freie Feld in Richtung Waiblingen-Hegnach verschieben.

Genau das fordert die Ingenieure derzeit: Um eine Autoschlange bis nach Hegnach zu vermeiden, tüfteln sie an der richtigen Taktung der Ampel und suchen nach einem Ort, wo der Mast stehen wird. „Das scheint schwierig“, sagt Karl-Heinz Balzer. Solange die Ampel aber nicht platziert ist, kann eine weitere Vorgabe des Luftreinhalteplans nicht umgesetzt werden: Ein Tempo-30-Limit in der Remstalstraße. Dort ist also weiter Geduld gefordert.