Der Böblinger Landrat und der Leonberger Oberbürgermeister schlagen einen 24-Stunden-Einsatz für den in Leonberg stationierten Rettungshubschrauber vor. Die Landesregierung erwägt dessen Verlegung auf die Schwäbische Alb.

Spektakulärer Vorschlag des Landrats Roland Bernhard (parteilos) in der Standortdiskussion um den in Leonberg stationierten Rettungshubschrauber Christoph 41: „Wir könnten uns vorstellen, in Leonberg den Flugbetrieb auch auf den Nachtflug auszuweiten. Und so, neben dem bisher einzigen Rund-um-die Uhr-Standort in Villingen-Schwenningen, einen weiteren für die nördliche Landeshälfte zu schaffen.“ So heißt es in einem an den Innenminister Thomas Strobl (CDU) gerichteten Schreiben, das der Leonberger Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) mit unterzeichnet hat.

 

Proteste in der Region Reutlingen

In den vergangenen drei Jahren gab es viele Diskussionen rund um den Standort von Christoph 41 am Leonberger Krankenhaus, die Studie zur Luftrettung, die Pläne zur Verlegung mancher Standorte – auch der von Christoph 41 – und zuletzt die Änderung des Rettungsdienstplans mit einer Verkürzung der Frist für das zuerst eintreffende Rettungsmittel. In Kürze will das Innenministerium eine Entscheidung über künftige Luftrettungs-Standorte treffen.

Das Strukturgutachten Luftrettung aus dem Jahr 2018 enthält den Vorschlag, dass Christoph 41 umziehen soll, um Lücken auf der Schwäbischen Alb besser schließen zu können. Sein neuer Standort soll die Region Neckar-Alb werden. Im Gespräch war die Gemeinde Wannweil bei Reutlingen, deren Gemeinderat Anfang des Jahres mehrheitlich dafür gestimmt hatte, sich als Standort zu bewerben. Nach Anwohnerprotesten lehnte man Ende Juli die Stationierung wieder ab. Ein Bürgerbegehren in Wannweil hatte nun dazu geführt, dass am 6. November ein Bürgerentscheid entscheiden soll, ob der Standort doch kommen kann oder nicht.

Der Landrat wie auch der Oberbürgermeister sehen gute Chancen, mit einem 24-Stunden-Betrieben in Leonberg eine Versorgungslücke im nördlichen Baden-Württemberg zu schließen. Denn am bisher ins Auge gefassten Hubschrauber-Standort Pattonville scheint eine zeitliche Ausweitung längst nicht in trockenen Tüchern zu sein, sind doch dort Siedlungen in direkter Nähe.

„Ein Nachtflugbetrieb wäre auch in Leonberg gut vorstellbar, und das an einem verkehrsmäßig sehr günstigen Standort“, so Roland Bernhard. Überdies bestehe in Leonberg eine über Jahrzehnte gewachsene Akzeptanz für den Standort. Auch der Klinikverbund Südwest ist für den Verbleib des Hubschraubers an der Klinik.

Grün-Schwarz schmettert Petition ab

„Die Erweiterung der Einsatzzeiten von Christoph 41 auf den Nachtflugbetrieb erfordert eine neue, objektive Betrachtung des Gutachtens“, sagt OB Cohn. „Die Stadt Leonberg hofft auf die Unterstützung des Landes im Sinne der Sicherheit unserer Bürger.“ Man sei nun gespannt auf die Entscheidung des Ministeriums. „Wir hoffen, dass unsere Argumente und unsere Bemühungen um den Erhalt des Standorts Früchte tragen“, sagt Landrat Bernhard.

Eine Petition, die unter anderen vom Leonberger Technischen Hilfswerk und der Feuerwehr im Frühjahr initiiert worden war, hatten fast 28 000 Menschen unterschrieben. Weder diese hohe Zahl, noch die Aussagen etlicher Mediziner und Rettungsexperten zugunsten den Standortes Leonberg beeindruckten die grün-schwarze Mehrheit im Petitionsausschuss. Sie schmetterte das Anliegen ab.

Mehr als 1000 Einsätze im Jahr

Landrat Bernhard hatte sich erst vor wenigen Wochen im Schulterschluss mit dem Leonberger Oberbürgermeister Cohn mit einem Schreiben an den Innenminister gewandt und angesichts des aktualisierten Rettungsdienstplans eine Überarbeitung des vier Jahre alten Gutachtens gefordert. „Das Verfahren ist ein demokratischer Prozess, den wir mit unserem neuen Angebot bereichern wollen“, betont der Landrat.

Nach verschiedenen Standorten fand Christoph 41 am 1. Juni 1986 am Leonberger Kreiskrankenhaus sein festes Zuhause. Er fliegt weit mehr als 1000 Einsätze im Jahr.