Kurz vor der Gerichtsverhandlung über eine 20-prozentige Verkehrsreduzierung am Neckartor vermeldet die Stadt leichte Verbesserungen bei der Feinstaubbelastung. Beim Stickstoffdioxid dagegen hofft OB Fritz Kuhn (Grüne) weiter auf die blaue Plakette.

Stuttgart - Einen Tag vor dem Termin am Verwaltungsgericht Stuttgart, bei dem es um die Umsetzung eines Vergleichs zur Reduzierung der Verkehrsmenge am Stuttgarter Neckartor um 20 Prozent geht, vermeldet die Stadt einen Rückgang bei Überschreitungstagen und Jahresgrenzwerten von Feinstaub. OB Fritz Kuhn (Grüne) präsentierte am Montag die vorläufige Jahresbilanz zur Luftreinhaltung in der Stadt. Demnach hat die Stadt – Stand 19. Dezember – an 45 Tagen am Neckartor den Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschritten; im vergangenen Jahr waren es zum selben Zeitpunkt noch 63 Tage gewesen. Erlaubt sind laut EU-Verordnung allerdings nur 35 Tage. „Wir bewegen uns auf den Grenzwert zu“, so das Fazit des OB. Bis Jahresende werde man allerdings wohl bei rund 50 Überschreitungstagen landen.

 

Stundengrenzwert bei Stickoxiden gesunken – Jahresmittelwert deutlich zu hoch

Auch der Jahresmittelwert von 50 Mikrogramm ist Kuhn zufolge auf 36 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft zurückgegangen. „Beim Feinstaub müssen wir noch besser werden, aber wir sehen jetzt das Ziel“, so Kuhn. Beim Stickstoffdioxid ist die Zahl der Jahresstunden, an denen der Grenzwert von 200 Mikrogramm überschritten werden darf, gegenüber dem Vorjahr noch deutlicher gesunken: von 35 Stunden 2016 auf drei Stunden, und das an allen Messstellen, wie Kuhn betonte. Eine Erklärung dafür ist der regenreiche Sommermonat Juli, der die Entstehung der Vorläufersubstanzen des gesundheitsschädlichen Gases reduziert hat. Allerdings wurde der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft auch 2017 mit 72,5 Mikrogramm weiterhin deutlich überschritten. Seit 2015 verzeichnen die Messungen aber einen Rückgang um lediglich 14,5 Mikrogramm. Er glaube nicht, so Kuhn, dass man beim Stickstoffdioxid an der blauen Plakette vorbeikomme. Da ist er sich mit dem Parteifreund Cem Özdemir einig, der aus Berlin vermeldete: „Stuttgart ist auf Maßnahmen vom Bund wie die blaue Plakette und verpflichtende vom Hersteller bezahlte Nachrüstungen angewiesen.“

Der OB räumte ein, dass sich vor allem beim Rückgang der Stickoxide die günstige Wetterlage ausgewirkt habe. Im Klartext: Während sich offenbar beim Feinstaubrückgang der von der Stadt initiierte Alarm, die verstärkte Nutzung des ÖPNV, die Straßennassreinigung und die Verkehrsverflüssigung durch Ampelschaltungen und Tempo 40 sowie das Verbot der Befeuerung von Komfortöfen während der Feinstaubsaison positiv ausgewirkt, führt beim Thema Stickstoffdioxid kein Weg an Verkehrsvermeidung und dem Einsatz sogenannter sauberer Dieselfahrzeuge vorbei. „Die Botschaft ist: Wir können es ohne Fahrverbote schaffen“, sagte Kuhn.